Explora Journeys: Das verspricht die neue Luxus-Kreuzfahrtmarke von MSC

Michael Ungerer, CEO von Explora Journeys, enthüllt im Gespräch mit TRAVEL INSIDE mehr Details und Hintergründe zur neu gegründeten Luxusmarke der MSC-Group.
Explora 1 © Explora Journeys

Was derzeit im Entstehen begriffen ist, wird über die Cruise- und Reisebranche hinaus mit Interesse verfolgt: Die in Genf beheimatete MSC Group expandiert ins Luxus-Segment und will 2023 mit einem ersten Schiff der neuen Marke Explora Journeys in den Markt eintreten. Drei weitere Schiffe sollen bis 2026 Schlag auf Schlag folgen – eine lang gehegte Vision der Eignerfamilie Aponte nimmt Form an.

Luxus heisst Zeit und Platz
Michael Ungerer, CEO von Explora Journeys. ©Explora Journeys

Im September 2019 wurde der gebürtige Österreicher Michael Ungerer zum CEO von Explora Journeys ernannt. Seine Karriere umfasste zuvor Stationen in der internationalen Hotellerie, bei Norwegian Cruise Line, als CEO von Aida Cruises und zuletzt als COO von Carnival Asia. «Als ersten Mitarbeiter stellte ich gleich einen Head of IT ein», sagt Ungerer und unterstreicht damit die zentrale Bedeutung, welche die Technologie längst in allen Bereichen hat. Heute umfasst das Team am Headoffice in Genf und in den zwei Service-Centers in London und Miami 45 Köpfe.

«Wir starteten mit einem weissen Blatt Papier und überlegten uns: Was erwartet der Luxus-Kunde? Eine Befragung von über 20’000 Gästen weltweit ergab einen roten Faden: Luxus auf See bedeutet, Zeit und Platz zu haben», berichtet Ungerer aus den Anfängen. Auf dieser Prämisse heraus wurde ein Konzept für die Hardware, das Schiff, und die Software, das Angebot, entwickelt. Mit dem MSC Yacht Club kennt MSC zwar bereits seit längerem ein Premium-Ship-in-Ship-Konzept, doch dieses fliesst gemäss Ungerer nicht in die Produkt-Gestaltung von Explora ein: «Das sind zwei eigenständige Produkte, die sich auch durch die Zielgruppenansprache unterscheiden».

Zeitlose europäische Eleganz

Bei der italienischen Fincantieri-Werft wurden schon 2019 vier mit je 60’400 BRZ vermessene und auf 922 Gäste ausgerichtete Schiffe im Gesamtwert von zwei Milliarden Euro in Auftrag gegeben, die übrigens nicht speziell eisverstärkt werden: «Wir möchten uns nicht in die sensibelsten Regionen der Welt tummeln», sagt Ungerer dazu. Die Explora I entsteht derzeit auf der Werft in Monfalcone, der Stahlschnitt der Explora II erfolgte kürzlich auf dem Werk in Castellammare di Stabia bei Neapel.

«Persönliche Rückzugsorte, aber auch genügend Orte für soziale Interaktionen», charakterisieren gemäss Ungerer die Schiffe, die mit einem abgestuften Heck einer Superyacht nachempfunden sind. Zur Verfügung stehen drei Aussenpools sowie ein überdachbarer Innenpool, die auch mit 64 privaten Cabanas aufwarten. Die nutzbare Aussenfläche von 2500 qm umfasst auch eine Ruhezone, einen Sportplatz, einen Jogging-Track und natürlich die eine oder andere Bar.

«Zeitlose Eleganz» am Beispiel der Lobby. ©Explora Journeys

Das Innendesign wird sich gemäss Ungerer in «unaufdringlicher, entspannter und zeitloser europäischer Eleganz» präsentieren – «casual luxury» darf erwartet werden. Die einzelnen Themen der insgesamt neun Restaurants werden noch nicht kommuniziert, doch gemäss Ungerer erwarten Luxus-Gäste sowohl traditionelle wie neue kulinarische Erfahrungen, und dem werde man Rechnung tragen. Als soziale Treffpunkte sind verschiedene Bars und Lounges gegeben, ein Casino ebenfalls, aber kein Theater. Unverzichtbar ist aber eine Spa- und Wellness-Infrastruktur, die 700 qm der insgesamt 10’240 qm Innenfläche belegt. Weitere Elemente in Bezug auf das Gästeerlebnis an Bord sind noch in der Schlussphase der Entwicklung.

Grosszügige Suiten

Grosszügig zeigen sich die Unterkünfte: Die 461 Suiten starten ab 35 qm (Ungerer: «Mithin die grössten ‘Einstiegssuiten’ in der Luxus-Kreuzfahrt») und reichen über 12 Kategorien bis knapp 300 qm der Owners Suiten. «Alle verfügen über Balkon oder Terrasse und weisen natürlich einen hohen Standard in Bezug auf die Ausstattung, das Material und das Design auf – atmosphärisch streben wir ein ‘home away from home’ an», sagt Ungerer. In gewissen Kategorien können Familien mit zwei Kindern reisen, Mehrbettsuiten gibt es ansonsten nicht. Auch ein Concierge- und Butler-Service ist vorgesehen.

Das Verhältnis zwischen Crew und Gast beträgt 1 zu 1,25, was ein hoher Wert ist und einen professionellen, persönlichen und unaufdringlichen 5-Sterne-Service garantieren muss. «Die Service-Crew wird sich aus talentierten und erfahrenen Profis weltweit aus den Bereichen Luxus-Güterindustrie, Luxus-Hotellerie und Luxus-Kreuzfahrt zusammenstellen», sagt Ungerer, der auch auf eine Zusammenarbeit mit der Ecole Hôtellière in Lausanne hinweist.

Explora Journeys wird als international ausgerichtetes Produkt entwickelt, die Bordsprache wird Englisch sein, aber auch mit Deutsch oder Französisch werde man an Bord durchkommen, sagt Ungerer. Die durchschnittliche Tagesrate bewegt sich ab EUR 600 pro Person und somit auch tarifmässig klar im Luxus-Bereich.

Die Umwelt-Aspekte

Viel Wert legt man bei Explora Journeys auf sämtlichen Aspekten der Umwelt und Nachhaltigkeit. Als Treibstoff kommt Marinediesel zur Anwendung, ein SCR-Katalysator reduziert die Stickoxidemissionen um 90 Prozent. «Der Einsatz von LNG ist wegen der nicht gegebenen weltweiten Versorgung kein Thema», erklärt Ungerer. Die MSC Group habe sich aber ausdrücklich für einen emissionsneutralen Betrieb bis 2050 verpflichtet und setze alles daran, diesen mit gänzlich neuen Entwicklungen durchzusetzen.

«Alle Explora-Schiffe werden zudem mit Landstromanschlüssen versehen sein, sofern in den Häfen grüner Strom zur Verfügung steht, und es wurde auch Platz ausgespart, damit zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise Batteriespeicher eingebaut werden können», ergänzt Ungerer. Ein weiteres Detail: Einwegplastik wird weder an Bord der Schiffe noch bei Landausflügen verwendet, und die Schiffe werden von der Organisation Rina Dolphin für reduzierte Unterwassergeräusche zertifiziert.

Premierenfahrten im Mittelmeer

Die Explora-Schiffe werden ganzjährig weltweit unterwegs sein, dabei aber keine Turnusfahrten durchführen sondern fortlaufende acht- bis neuntägige Einzelfahrten anbieten, die auch kombiniert werden können. «Auch Weltreisen könnten später folgen», ergänzt Ungerer. Die Explora I, die am Mai 2023 ihre Jungfernfahrt antreten wird, führt ihre Premierenfahrten im Mittelmeer und Nordeuropa durch, wechselt dann über den Atlantik an die nordamerikanische Ostküste, besucht die Karibik und steuert via Südamerika und Kap Horn den Pazifik und Hawaii an, gibt Ungerer preis.

«Die ersten Reisen können bereits über eine Warteliste von Preferred Partners reserviert werden, die generelle Buchbarkeit wird aber erst im 1. Quartal 2022 erfolgen», sagt Ungerer. Für die Reisebüros hat man bei Explora mit einem By-Appointment-Service eine interessante neue Idee entwickelt: Mit wenigen Klicks können die Luxus-Reisebüros einen Termin mit einem Explora-Kundenberater vereinbaren, der pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt zurückruft. «Damit können lästige Warteschlaufen vermieden werden», hält Ungerer dazu fest. Denn die Reisebüros sollen im Vertrieb von Explora eine wichtige Rolle spielen.

(Beat Eichenberger)