Das sagen Reiseveranstalter und Spezialisten zur Ukraine-Krise

Die generelle Reisenachfrage ist nach wie vor gut, für Osteuropa ist sie jedoch eingebrochen.
Ukraine © Pixabay

Die Bilder und Nachrichten die uns aus der Ukraine erreichen, lassen niemanden unberührt. Mitten in Europa wurde ein Krieg vom Zaun gebrochen, obwohl wir glaubten, dass dieses Kapitel mehr als 30 Jahre hinter uns liegt. Was der Tourismus braucht, besonders nach zwei harten Jahren der Covid-Krise, ist Frieden auf der Welt um sich wieder entfalten zu können.

Die Flugverbindungen von Europa Richtung Russland sind gekappt. Gemäss Swiss-Mediensprecher Michael Stief annullierte die Swiss ihren heutigen Flug nach Moskau basierend auf der Annahme, dass der Bundesrat heute den Schweizer Luftraum für russische Flugzeuge schliessen wird, und entsprechende Gegenmassnahmen aus Russland zu erwarten sind. Auch der russische Luftraum wird von Swiss nicht mehr überflogen.

Der Bundesrat hat den Luftraum der Schweiz für russische Flugzeuge geschlossen. Entsprechend ist der Flugverkehr zwischen der Schweiz und Russland eingestellt.

Russland, die Ukraine und andere Länder Osteuropas sind vor allem bei Kulturinteressierten beliebte Reiseziele. TRAVEL INSIDE befragte in dieser Region tätige Reiseveranstalter und wollte wissen, wie sich die tragischen Geschehnisse auswirken:

Martial Stäger, Kira Travel (Bild zVg)

Martial Stäger, Managing Director Reservation & Sales, Kira Travel:

Zur Zeit haben wir natürlich Annullationen für Buchungen in die Ukraine und erste Annullationen von Flusskreuzfahrten von Moskau nach St. Petersburg. Kunden haben wir glücklicherweise keine vor Ort. Für Russland erhalten wir im Moment keine Anfragen, generell für Osteuropa, die Kaukasus-Region und für Zentralasien hingegen schon.

Claudio Cesarano, CEO Media Touristik AG (Bild zVg)

Claudio Cesarano, CEO Media Touristik

Bis und mit Abreisen 10. März 2022 werden gebuchte Städtereisen nach St. Petersburg und Moskau, Transsibirien- und Zentralasien-Bahnreisen annulliert.
Für Abreisen nach dem 11. März 2022 werden noch keine Annullationen vorgenommen. Unser Visum-Service, welcher vor allem mit fixen Terminen bei der Russischen Botschaft funktioniert, ist bis anhin noch aufrechterhalten.

Natürlich war die Nachfrage bereits wegen der Corona-Krise für Russland und die Russland umgebenden Staaten gering. Trotzdem hat Media Touristik heute Kunden in Russland, einerseits vom Sprachreise-Anbieter Linguista in St. Petersburg, Moskau und Irkutsk sowie Städtereisende, ebenfalls in St. Petersburg und Moskau. Diese werden nun kontaktiert, da deren Rückreise aufgrund der Luftraumschliessungen nun nicht mehr wie geplant möglich sein wird.

Die Ausschreibungen von geplanten Leserreisen nach Russland werden sistiert. Auch geplante Reisen in europäische Städte an kulturelle Anlässe mit russischen Künstlern, von denen man nicht weiss, ob sie nach Europa reisen können, stehen ebenfalls in Frage und entsprechende Ausschreibungen werden sistiert.

Abschliessend meint Cesarano: «Die Situation ist für unsere Mitarbeiter*innen schrecklich, nach zwei Jahren Covid-Krise stehen sie nun vor einer erneuten, schlimmen Krisensituation.»

Markus Flick ©DER Touristik Suisse

Markus Flick, Mediensprecher DER Touristik Suisse

Die Marken von DER Touristik Suisse beobachten die Entwicklung vor Ort und mögliche Folgen für unsere Kundinnen und Kunden intensiv. Die Auswirkungen auf das Gesamtbuchungsvolumen waren in der vergangenen Woche gering, auch Stornierungen infolge der – auch uns betroffen machenden – Entwicklung sind bisher kaum eingegangen. Alle bei Schweizerinnen und Schweizern besonders beliebten Ferienziele befinden sich in grosser Distanz zur Ukraine.

Zum jetzigen Zeitpunkt wirkt sich die Eskalation des Ukraine-Konfliktes dahingehend auf Kuoni und ihre Schwestermarken aus, dass neben Russland und der Ukraine auch weitere osteuropäische Destinationen gemieden werden, bestimmte Flugpläne – etwa von Asien-Reisenden – aufgrund neuer Routings angepasst werden müssen und das Thema vermehrt Gegenstand der Beratungsgespräche in unseren Reisebüros ist.

Eine Befriedung der Ukraine ist in erster Linie den Menschen vor Ort zu wünschen, wobei eine stabile geopolitische Lage immer auch im Interesse der Touristik-Branche und ihrer unzähligen Mitarbeitenden weltweit ist.

Milica Vujcic
©TUI Suisse

Milica Vujcic, Manager Corporate Communication, TUI Suisse

Wir sehen insgesamt keine Auswirkungen auf unser operatives Geschäft. Alle Kundinnen und Kunden verbringen ihre Ferien wie geplant, es gibt keine operativen Einschränkungen. Wir sehen keine Veränderungen im Buchungsverhalten für Frühjahr, Sommer und Winter 22/23. Die Nachfrage ist weiterhin sehr hoch.

Nach Russland und in die Ukraine bieten wir so gut wie keine Reisen an. Der Luftraum über den betroffenen Gebieten wird schon seit längerem umflogen. Unsere Kreuzfahrtschiffe sind ebenfalls derzeit nicht betroffen.

Bianca Gähweiler, Head of Corporate Communications Hotelplan Group © Hotelplan Group

Bianca Gähweiler, Head of Corporate Communications Hotelplan

Nach Russland und Ukraine hatte Hotelplan und Travelhouse während der letzten Monate, auch wegen Corona, praktisch kaum Nachfrage. Entsprechend liegen auch keine Buchungen vor oder treffen Annullationen ein. Grundsätzlich hält sich Hotelplan in solchen Fällen an die Reisehinweise des EDA.

Was die generelle Nachfrage betrifft verspüren wir bis heute keine Zurückhaltung seitens unserer Kunden.

Hans-Peter Brasser