Dem Ballermann droht das Ende

Fertig «Balla-Balla»: Die grosse Party an der Playa de Palma ist bis auf Weiteres vorbei.
Ballermann Mallorca

Wo sonst zu dieser Zeit Tausende bei Bier und Sangria zu den Klängen von Ballermann-Hits feiern, hört man dieser Tage nur die Vögel zwitschern und die Wellen des Mittelmeeres rauschen. Bei Hoteliers, Gastronomen und Händlern in Mallorca läuten die Alarmglocken. Am letzten Wochenende hätte unter normalen Umständen das Opening des bekannten «Bierkönig» an der Playa de Palma stattgefunden. Doch die Party wurde aufgrund der Reisebeschränkungen wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Niemand weiss, wann und ob sich die Playa in diesem Jahr überhaupt noch zum Ballermann verwandeln wird. «Für alle Geschäftstreibenden an der Playa ist das eine Katastrophe», sagt ein Sprecher des «Megapark» gegenüber der «Mallorca Zeitung». Auch das zweite Kultlokal an der Playa de Palma musste seine am 10. Mai geplante Opening-Fete bereits absagen. Spanien hat erst vor ein paar Tagen den Ausnahmezustand und die damit verbundene Ausgangssperre bis am 9. Mai verlängert. «Wir müssen abwarten, wie der Staat entscheidet, ob und wie viele Touristen ins Land gelassen werden und welche Bestimmungen es für Grossveranstaltungen geben wird. Darauf werden wir uns dann einstellen», so der Sprecher weiter.

Wird das Virus den «Bierkönig» und den «Megapark» finanziell in die Knie zwingen?

Der Megapark von Bartolomé Cursach steht seit 2018 unter Beschuss der Linksregierung, die dem «Sauftourismus» den Garaus machen will. Andere Etablissements von Cursach sind geschlossen, wie das Fitnesscenter Megasport, das Riu Palace oder das Restaurant Asadito an der Playa. Auf der anderen Seite stehen hohe Prozesskosten ins Haus, Cursach muss sich unter anderem wegen Bestechungsvorwürfen verantworten. Sollte die Regierung – aus welchen Gründen auch immer –, diesen beiden Grossunternehmen die finanziellen Hilfen verwehren, dann könnte es um den Ballermann geschehen sein. Michael Bohrmann, Chef des Deutschen Ecks sieht die Lage nicht ganz so eng: «Ich gehe davon aus, dass es Ende Mai langsam wieder anläuft. Ich denke positiv. Doch falls der Megapark und der Bierkönig gar nicht öffnen, dann wird es auch die Bierstrasse nicht geben.»

Es sind vor allem die kleinen Geschäfte, die zuerst kaputtgehen. «Wenn die Saison dieses Jahr nicht mehr anläuft, wird es im nächsten Jahr die Hälfte der Läden an der Playa nicht mehr geben», befürchtet Sven Schmidthaus von «Bikeking». Er verleiht seit acht Jahren an der Playa Fahrräder, Elektro-Roller und Autos. Selbst wenn einige wenige Touristen kommen, würde ein harter Preiskampf beginnen. Er könne nur von Glück sagen, dass er keine Angestellten hat. Von den Plänen, den nationalen Tourismus anzukurbeln, hält er nicht viel. «Die Spanier werden sich auf der ganzen Insel verteilen. Ausserdem sind sie doch genauso von der Krise betroffen und haben kein Geld.»

Einbussen von über 13 Milliarden Euro

Die Zentralregierung in Madrid warnte, der Tourismus werde im ganzen Land wohl allerfrühestens Ende des Jahres wieder in Gang kommen. Nach einer Prognose des Branchenverbandes «Exceltur» wird etwa Mallorca wegen der Pandemie dieses Jahr mehr als 95% der touristischen Einnahmen einbüssen. Das ist viel Geld: EUR 13,5 Mia.

Nicht nur um den Ballermann. Die linke Regionalregierung rechnet mit einem Rückgang des Bruttosozialprodukts auf den Inseln in allen Bereichen der Wirtschaft von rund 31%. Das würde einen Verlust von rund 30% der Arbeitsplätze bedeuten, mehr als 147’000 Stellen dürften im Zuge der Krise in Bereichen wie dem Tourismus, dem Gastgewerbe und dem Transportsektor verloren gehen. (TI)