«Den Omanis muss ich nicht sagen, dass sie lächeln sollen»

Oman-Air-CEO Paul Gregorowitsch will kontrolliert wachsen, mag die positive Einstellung in Muscat und denkt gern an sein Team bei Air Berlin zurück.
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Am BER wartet man immer noch auf den Eröffnungstermin. In Muscat wird Ende 2017 das neue Passagierterminal aufgehen, ebenfalls mit grosser Verspätung. Gibt es Parallelen?

Der Vorteil in Muscat ist, dass nicht die Politik die Eröffnung beeinflusst. In Berlin war das ein Theater mit dem Oberbürgermeister, dem Aufsichtsrat, der Gemeinde. Hier arbeitet man vereint. Aber man hat ähnliche Herausforderungen wie IT, Sicherheits- und Brandschutzanlagen.

Statt vier sollen in Muscat künftig zwölf Millionen Passagiere jährlich abgefertigt werden können. Hilft das auch Ihnen beim Wachsen?

Natürlich. Bis 2020 wollen wir auf 60 Maschinen aufstocken. Wir wachsen jedoch sehr kontrolliert, da es schon genug Überkapazitäten am Golf gibt. Als ich 2014 angefangen habe, hatten wir 26 Flieger, dieses Jahr werden es 52. Bis 2020 wachsen wir etwas langsamer als ursprünglich geplant. Übrigens hat das Muscat Airport Management Zürich besucht und viel über Effizienz und Gästekomfort gelernt.

Ab 28. März fliegt Oman Air statt sechsnun siebenmal wöchentlich von Zürich nach Muscat. Läuft der Flug so gut?

Zuerst dachten wir, das ist zu viel Kapazität.Die Swiss fliegt ja indirekt auch ab Zürich via Dubai nach Muscat. Wir haben aber bemerkt, dass die Passagiere den Direktflug gegenüber dem Flug via Dubai vorziehen, der mehr als eine Stunde länger dauert. Die Nachfrage ist richtig. Der Load-Faktor lag gestern (schaut am Donnerstag, 9. März, auf sein Handy) bei 78% bzw. 73%.

Dubai ist als Stop-over-Ziel im Trend.

Auf Flügen nach Oman nicht. Auch BA hat den Zwischenstopp in Abu Dhabi rausgenommen. Die Bekanntheit von Oman wächst. Es kommen unglaublich viele Touristen aus der Schweiz. Sie mögen unsere Authentizität, die Berge, es gibt keinen Massentourismus, keine Skyscrapers. Aber auch Beyond sind wir sehr attraktiv, z.B. mit unseren Verbindungen nach Nepal oder Indien.

Verraten Sie uns Ihre aktuelle Streckenausbau-Strategie?

Wir bauen Frequenzen aus, bis zu täglich, wie jetzt in Zürich. Wenn das klappt, wie in London, gehen wir auf double daily. Wir wachsen v.a. in Europa, China und Fernost. Gerade haben wir 6000 Plätze wöchentlich nach Indien hinzubekommen. Neu 2017 sind Nairobi, Manchester und Peshawar.

Auch in Salalah im Süden Omans ist ein neuer Flughafen für eine Million Passagiere jährlich entstanden. Beginnt dort der Massentourismus?

Überhaupt nicht. Natürlich gibt es einen Charterflug aus Deutschland. Aber das Land ist so gross. Der Flughafen ist riesig, aber wenn man ankommt, stehen da nicht 20 Busse. Salalah hat jetzt grösseren Zulauf. Weil die Türkische Riviera oder Sharm El Sheikh nicht mehr so einen guten Ruf haben, fliegt man etwas weiter und ist in Salalah. Tolles Klima, wunderschönes Meer.

Neu gibt es die Billigairline Salam Air.

Ja, und wir arbeiten sehr eng zusammen. Sie haben das gleiche Ziel wie wir, Tourismus nach Oman zu bringen. Aber sie arbeiten in einem anderen Segment, sie Billigflieger, wir Full Service. Wir fliegen andere Destinationen an und dienen uns gegenseitig als Zubringer, z.B. nach Salalah.

Zurück nach Zürich. Stocken Sie dort Personal auf?

Ja. Wir bauen das Vertriebsteam aus. Zwei Positionen werden neu besetzt und es gibt eine zusätzliche Stelle.

Sie haben lange mit Teams in Europa gearbeitet. Was ist der Unterschied?

Den unglaublich freundlichen Omanis muss ich nicht erst sagen, dass sie lächeln sollen, wenn sie den Kunden gegenüberstehen. In Europa kann es einem passieren, dass ein Mitarbeiter sagt, Lächeln gehört nicht zu meiner Stellenbeschreibung.

Bei Ihrem Ex-Arbeitgeber Air Berlin gibt es derzeit nicht so viel Grund zu guter Laune. Was geben Sie Ihren ehemaligen Kollegen mit auf den Weg?

Air Berlin hat ein tolles Produkt und eine geile Marke. Daran sollte man glauben. Die Alternative neben der anderen Airline soll überleben. Das Potenzial sind sehr motivierte Kollegen, v.a. bei der Belair. Das Team hat wegen seines Einsatzes nur das Beste verdient.


Paul Gregorowitsch

Der heute 60-jährige Niederländer begann seine Karriere in Amsterdam bei KLM, war später Chef von Martinair und von 2011 bis 2013 CCO von Air Berlin. Seit August 2014 ist er CEO von Oman Air.