In Thailand belastet die starke Währung den Tourismus

Der thailändische Baht, ist seit einem Jahr so stark, dass die Gäste die Gürtel enger schnallen.
Krabi Thailand
Krabi Thailand © Pixabay

Laut der «NZZ» besuchten bis im Dezember 2019 40 Mio. Gäste die Tourismusdestination Thailand. Anfang des Jahrhunderts waren es noch 10 Mio. Rund 63. Mrd. $ erwirtschaften Veranstalter, Hotels, Restaurants und Reiseunternehmen. Die Tourismus-Branche steuert damit etwa 18% zur Wertschöpfung (BIP) des südostasiatischen Königreichs bei.

«Doch gerade jetzt, da in der Vorweihnachtszeit eigentlich Spitzensaison herrscht, hat die Branche wenig zum Jubeln. Die in den letzten Jahren massiv ausgebauten Hotel-Kapazitäten bleiben ungenutzt; zudem sind die Ausgaben der Kunden deutlich zurückgegangen», berichtet die «NZZ» weiter. Der Grund ist klar: Die thailändische Währung, der Baht, ist seit einem Jahr so stark, dass die Kunden die Gürtel enger schnallen. Die Feriendestinationen Phuket, Ko Samui und Pattaya, wo das Nachtleben wesentlich zu den Einkünften beiträgt, seien besonders betroffen.

Schrumpfende Exporte und gedrücktes Wachstum

Der Thai-Baht habe sich 2019 trotz tiefen Zinsen als eine der weltweit stärksten Währungen entpuppt. Die Aufwertung, die die meisten Analytiker zu Beginn des Jahres als bloss vorübergehendes Phänomen sahen (und über deren Gründe sie rätselten), beläuft sich gegenüber dem US-Dollar mittlerweile auf 6,9%. Als treibende Kräfte werden die regelmässigen Zahlungsbilanzüberschüsse und die stattlichen Fremdwährungsreserven angegeben; doch das alleine reiche als Erklärung kaum aus, so die «NZZ» weiter.

Die Bank of Thailand (BoT) habe bereits im Juni durchblicken lassen, dass sie nach Mitteln zur Stabilisierung des Baht und zur Bremsung der Kapitalzuflüsse suche. Seither habe die Aufwertung ein neues Opfer gefordert: die Exporte. Gingen die Prognosen zur Jahresmitte noch von einem kleinen Rückgang der Ausfuhren um 1% aus, liege die Ziffer inzwischen bei –3,5%. Der Exporteinbruch stehe auch in Zusammenhang mit der etwas langsamer drehenden Konjunktur in Südostasien und China. Er trage aber wesentlich zur Flaute bei der Gesamtnachfrage bei, die – nach einem Aufwind im Vorjahr von 4,1% – 2019 nur noch um 2,5% zulegen werde. Das wäre das schwächste Ergebnis in diesem Jahrzehnt.

Keine Wende in Sicht

Von der vielfach versprochenen Wende zum Besseren könne in Thailand vorderhand jedenfalls keine Rede sein. Von Singapur abgesehen, wo die Wirtschaft unter dem Einfluss sinkender Exporte, die im November zum neunten Mal in Folge schrumpfte, an einer Rezession laboriert, weist die zweitgrösste Volkswirtschaft in Südostasien derzeit das schwächste Wachstum aus.

Die zahlreichen Auswanderer, die sich in Thailand niedergelassen haben, lassen sich von solchen Entwicklungen laut der «NZZ» in der Regel nicht aus der Ruhe bringen. Jährlich stellen die Behörden in Bangkok etwa 80’000 sogenannte «Retirement Visa» aus, die hauptsächlich von Briten (16%), Amerikanern (12%), Deutschen (9%) und Chinesen (8%) beantragt werden. Da ist der erstarkende Baht seit einem Jahr ein wichtigeres Thema – gerade für die Briten: Vor zwanzig Jahren kaufte man mit dem Pfund noch 60 Baht. Heute sind es noch deren 40. (TI)