Schweizer Botschaft warnt vor Thailand-Reisen

Wer positiv auf Covid-19 getestet wird, wird möglicherweise auf eigene Kosten unter Quarantäne gestellt.
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Seit Anfang Februar können Geimpfte dank dem «Test&Go»-Programm wieder quarantänefrei in Thailand einreisen. Die meisten Besucher berichten von einer reibungslosen Einreise. Man werde zuvorkommend empfangen und alles sei gut organisiert. Doch es gibt Ausnahmen.

Helene Budliger Artieda, Schweizer Botschafterin in Thailand, weiss von der Problematik, gibt sich aber diplomatisch. «Die Bedingungen in Thailand und auch anderen Länder in der Region sind bezüglich Quarantäne-Vorschriften momentan eine Herausforderung», schreibt sie «Blick» per E-Mail.

Wegen des «Test&Go»-Programm müssen Reisende die erste und fünfte Nacht nach Ankunft auf eigene Rechnung in einem zertifizierten Hotel buchen, mitsamt PCR-Tests. Die zweite bis vierte Nacht kann man nach Wahl frei im Land verbringen, sofern man covidfrei ist. Wobei man dann dem Risiko ausgesetzt ist, sich mit Covid anzustecken und daraufhin in Quarantäne zu müssen.

Schweizer Botschaft warnt

Die Thailand-Reise kann zur bösen Überraschung werden, wenn man nach der Ankunft positiv getestet wird. Die Webseite der Schweizer Botschaft warnt dazu klar: «Wer nach bzw. in Thailand reist und positiv auf Covid-19 getestet wird, wird möglicherweise auf eigene Kosten in einem zugelassenen Hotel unter Quarantäne gestellt. Covid-19-Infizierte, die sich weigern, in Quarantäne zu gehen oder sich behandeln zu lassen, können mit bis zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von bis zu THB 40’000 bestraft werden», umgerechnet rund CHF 1100.

«Patienten mit schweren Symptomen», heisst es weiter, «werden in ein Krankenhaus eingewiesen. Der Entscheid, wer allenfalls in ein Feldkrankenhaus oder ein kommunales Isolierzentrum geschickt wird, obliegt den thailändischen Behörden und Medizinern.»

Für einige Touristen gab es ein böses Erwachen. Wer positiv ist, wird konsequent in Quarantäne gesteckt. Einige Hotels haben sich speziell darauf eingestellt, damit positiv getestete Gäste mit milden oder ohne Symptomen, wenigstens im gebuchten Hotel bleiben können, wie TRAVEL INSIDE aus Thailand weiss.

Statt Traumferien am Strand haben Reisende demnach auch das Risiko einzuplanen, die Ferien in Isolation zu verbringen – 7, 10 oder 14 Tage lang, je nach Ermessen des zugewiesenen Arztes. Und je nach Symptomatik entweder im Spital oder in einem zertifizierten Hotel.

Teure Quarantäne

Die Quarantänekosten belaufen sich gemäss «Blick» in der Regel auf rund THB 10’000 pro Tag, umgerechnet knapp CHF 300. Der Gesamtbetrag gehört im Voraus bezahlt und muss später von der Versicherung zurückgefordert werden – auf die Gefahr hin, dass man die Kosten dennoch selber berappen muss.

Je nach Versicherung kann es nämlich teuer werden. Viele Versicherungen zahlen nur bei einem schwereren Verlauf. Für Thailand-Reisende gilt es, das Kleingedruckte der Versicherungspolice zu lesen. In den meisten Fällen deckt die Versicherung Quarantänekosten nur, wenn der Patient infiziert ist, Symptome hat oder in einem Spital behandelt wird. Kosten für Quarantäne-Hotels sind oftmals nicht gedeckt. Unabhängig von Symptomen werden betroffene Reisende dort für die maximale Anzahl von Tagen in Quarantäne gesteckt und zur Vorauszahlung der Rechnung gezwungen.

Auch wer bei der Ankunft negativ getestet wird und gänzlich asymptomatisch ist, riskiert, in die Mühlen des thailändischen Quarantänesystems zu geraten. Wer zusammen mit einer infizierten Person reist, wird von den Thai-Behörden ebenfalls als Risikoperson eingestuft und muss in Quarantäne. Das gilt auch, wenn man im Flieger in der Nähe einer infizierten Person sass. Die Quarantänekosten von durchschnittlich rund CHF 300 pro Person gehen voll zu Lasten der «Patienten», auch wenn diese kerngesund sind.

Falsche Testergebnisse?

Zudem kursieren auf sozialen Medien und in Onlineforen Zweifel an den amtlichen PCR-Testergebnissen. «Viele Reisende wundern sich, ob die Tests nach denselben Verfahren wie in ihrer Heimat durchgeführt werden», schreibt das in Thailand erscheinende skandinavische Wirtschaftsmagazin «Scandasia».

Alles nur Angstmacherei oder steckt da mehr dahinter? Eine EU-Diplomatin in Bangkok weiss anscheinend von Fällen, die auf willkürliche Abzocke-Praxis hinweisen. Sie erzählt «Blick», wie Touristen nach ihrer Ankunft auf Phuket positiv getestet wurden. Umgehend hätten sie Anrufe von Hotels erhalten, die Quarantäne doch bitte bei ihnen zu verbringen. Offenbar waren Handynummern und vertrauliche Daten weitergereicht worden. «Flughafenpersonal und Hotels arbeiten da ganz klar zusammen», so die Diplomatin, die anonym bleiben will.

Rund 100 Schweizer in Quarantäne

Auf der Schweizer Botschaft hat man dagegen nicht den Eindruck, dass das thailändische Covid-Einreisesystem missbraucht wird. «Das Land und die Gesundheitsbehörden setzen alles daran, den Tourismus am Leben zu erhalten», sagt Conradin Rasi, stellvertretender Botschafter der Schweiz in Bangkok im «Blick». Doch auch er habe Freunde, die infolge der unsicheren Lage noch auf Thailand-Ferien verzichten. Vor der Pandemie reisten jedes Jahr mehr als 200’000 Schweizer ins fernöstliche Königreich, so Rasi. «Heute ein Bruchteil davon.»

«Reisende müssen sich bewusst sein», sagt der Vizebotschafter, «wer positiv getestet wird, muss in Isolation.» Bislang seien rund 40 Schweizer in diesem Zusammenhang mit der Botschaft per E-Mail in Kontakt getreten. Inklusive telefonischer Anfragen dürften es laut Rasi rund 100 Schweizer Touristen sein, die nach der Ankunft in Quarantäne mussten. Die Botschaft unterstütze diese im Rahmen ihrer Aufgaben bei Gesprächen mit Ärzten und Behörden. Rasi betont, das thailändische System sei «logisch. Wenn man es konkret durchdenkt, gibt es nicht viel andere Lösungen.» (TI)

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