Drei etablierte Asien-Anbieter zur aktuellen Situation und den Aussichten

Der Nachholbedarf für Reisen nach Asien ist gross.
Chris Infanger, Ruth Landolt und Stephan Roemer. ©TRAVEL INSIDE

Asien gehört zu den beliebtesten Regionen bei Schweizer Reisenden. Doch seit mehr als einem Jahr ist es fast unmöglich – oder nur unter speziellen Bedingungen – die Länder in dieser Region zu besuchen.

Durch schnelle und rigorose Massnahmen sowie komplette Grenzschliessungen sind die meisten Länder Asiens bisher glimpflich durch die Pandemie gekommen und konnten sie gut unter Kontrolle halten, mit entsprechenden Folgen für die gesamte Wirtschaft. Innerhalb der eigenen Grenzen gibt es zumeist recht viele Freiheiten, auch beim Reisen. Der internationale Tourismus hingegen ist grösstenteils komplett zum erliegen gekommen.

Wie präsentiert sich die aktuelle Situation? Gibt es Hoffnung auf eine baldige Öffnung und unter welchen Voraussetzungen? Welche Destinationen stehen in der Pole-Position um wieder internationale Gäste zu empfangen?

TRAVEL INSIDE hat drei etablierte Asien-Anbieter befragt:

  • Chris Infanger, Lead Product Manager Asia (Travelhouse/Hotelplan Suisse)
  • Ruth Landolt, General Manager Asia 365 (DER Touristik Suisse)
  • Stephan Roemer, CEO Tourasia

Wie gross ist derzeit das Interesse bzw. gibt es Anfragen oder gar Buchungen für Reisen nach Asien?

Infanger: Das Interesse für Reisen nach Asien ist verhalten. Wir haben zwar immer wieder Anfragen für die Situation vor Ort und werden nach unserer Einschätzung gefragt, wann Reisen in bestimmte Regionen wieder möglich sein werden. Aber konkrete Buchungen werden nur zurückhaltend getätigt.

Landolt: Wir haben regelmässig Anfragen für fast alle Destinationen in Asien. Da aber alle Länder in Asien mit Ausnahme von Zentralasien geschlossen sind, gibt es fast keine Buchungen.

Roemer: Das Interesse ist zur Zeit noch gering. Es gibt vereinzelte Buchungen für Sommerferien. Die meisten Nachfragen sind für Herbst und Winter 2021/2022.

Für welche Destinationen und für welche Jahreszeit?

Infanger: Wenn Buchungen eintreffen, dann vor allem für den nächsten Winter für Thailand, Indochina und Malaysia. Kurzfristig meist für die Quarantäne-Hotels in Thailand.

Landolt: Am meisten Anfragen generieren Japan, Indonesien und Thailand. Japan bereits für den Sommer und Herbst, Indonesien ebenfalls für den Sommer und Thailand eher für die kommenden Winter-Monate.

Roemer: Bali für den Sommer. Für den Herbst und Winter sind es Thailand, Kambodscha, Vietnam und Malaysia.

Wie ist Ihre Einschätzung bezüglich absehbarer Öffnungen für den Tourismus (teilweise oder ganz, mit oder ohne Auflagen) von Ländern in Asien?

Infanger: Eine Prognose abzugeben ist sehr schwierig. Wann die asiatischen Länder ihre Grenzen für den Tourismus wieder öffnen hängt zum einen sicherlich stark mit den weltweiten Impferfolgen zusammen. Zum andern wird sicherlich auch wegweisend sein, ob sich Länder wie Indonesien, Thailand oder Singapur entschliessen, die Restriktionen zu reduzieren und dann andere Länder diesen Entscheiden allenfalls folgen. Wir hoffen, dass ab Herbst 2021 die Möglichkeiten für Asienreisen wieder gegeben sind und die dann gültigen Auflagen die geplanten Ferien unserer Kunden nicht weiterhin im Keim ersticken lassen.

Landolt: Wir hatten bis vor wenigen Tagen die Öffnung von Japan für die Besucher der Olympischen Spiele im Sommer erwartet. Dies hat sich nun zerschlagen. Wir gehen aber immer noch davon aus, dass Einreisen nach der Olympiade und den Paralympischen Spielen wieder möglich sind. Wir wissen auch, dass Bali mit einer Öffnung im Sommer rechnet, aber das ist von der Einschätzung der Zentral-Regierung in Jakarta abhängig. Zudem gehen wir zurzeit von einer Öffnung – mit Auflagen – der südostasiatischen Destinationen sowie Indien für die Winter-Saison aus.

Roemer: Wir rechnen mit einer teilweisen Öffnung auf den Sommer 2021, wobei Bali und Singapur die Vorreiter sein dürften. Ab Herbst 2021 rechnen wir mit einer breiteren Öffnung, vor allem für Covid-geimpfte Personen.

Wie wird sich die Pandemie auf das zukünftige touristische Angebot und auf das Verhalten der Touristen auswirken (Infrastruktur, Reiseart, Reisedauer usw.)?

Infanger: Wir erwarten, dass sich der Trend zum bewussteren Reisen, der schon vor der Pandemie erkennbar war, weiterhin verstärkt. Individuelleres und längeres Reisen wird noch gefragter sein als bisher.

Landolt: Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nach kleineren Strukturen und nachhaltigeren Angeboten zunehmen wird. Das verstärkt einen Trend, der schon vor der Pandemie sichtbar wurde. Bei der Langstrecke und unseren Angeboten war die Reisedauer schon in der Vergangenheit eher überdurchschnittlich. Deshalb gehen wir nicht davon aus, dass es dort eine massgebliche Veränderung geben wird.

Roemer: Das Angebot wird sicher kleiner sein als beispielsweise vor Covid. Wir rechnen, dass eine Anzahl Hotels nicht mehr wiedereröffnen. Infrastrukturen könnten eingeschränkt sein (geringeres Flug- und Transportangebot, auch bei Schiffen und Zügen). Die Pandemie hat die individuelle Reiseform, wie wir sie anbieten, sicher noch mehr gefördert.

Welche Ziele werden am schnellsten wieder zu einer gewissen Normalität zurückfinden?

Infanger: Das ist sehr schwierig zu prognostizieren, zumal man ja nicht weiss, wie sich die Lage weiterentwickeln wird. Ich kann mir vorstellen, dass es Sri Lanka, Indonesien, Thailand und Singapur sein könnten.

Landolt:

  1. Indonesien
  2. Japan
  3. Singapore
  4. Indie
  5. Thailand
  6. Kambodscha/Laos/Vietnam

Roemer:

  1. Singapur
  2. Bali
  3. Vietnam
  4. Kambodscha
  5. Japan
  6. Thailand

Rechnen Sie nach einer Öffnung mit einer relativ raschen Erholung des Tourismus nach Asien?

Infanger: Bis sich der Tourismus nach Asien vollumfänglich erholt hat, wird es sicherlich noch eine Weile dauern. Im Gespräch mit unseren Kunden spüren wir jedoch, dass die Reiselust da ist und diese teilweise sogar noch grösser ist als noch vor Corona. Es wird – sobald die Einreisen wieder möglich sind – einen grossen Nachholbedarf geben. Denn unsere Kunden möchten die Welt entdecken. Es wird sicherlich aber leider auch Kunden geben, die ihre geplante Asien-Reise aus wirtschaftlichen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen.

Landolt: Grundsätzlich ja, da die Destinationen weit weniger betroffen sind als der Rest der Welt. Eine grosse Rolle wird den verfügbaren Flügen zukommen.

Roemer: Wir rechnen, dass sich Asien schneller erholen wird als viele andere Regionen. Die asiatischen Länder haben sehr früh Massnahmen ergriffen und rapportieren heute kaum mehr Ansteckungen. Gewisse Länder Asiens dürfen sich seit Wochen als Covid-frei proklamieren.

Teilen Sie die Meinung, dass es keine grosse touristische Nachfrage geben wird, solange ein Land Quarantäne-Vorschriften aufrechterhält, egal ob 14, 10 oder weniger Tage?

Infanger: Dem stimmen wir vollumfänglich zu.

Landolt: Ja, absolut.

Roemer: Die Quarantäne, unabhängig von der Dauer, hält Touristen von einer Reise in das Land ab.

(TI)