Ein 60-Tage-Visum für Thailand?

Das Land braucht mehr denn je die Touristen aus Europa.
Bangkok, Thailand
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Touristen aus der Schweiz und der EU können heute bis zu 30 Tage mit einem kostenlosen Visum bei der Ankunft in Thailand bleiben. Nun prüft die neue thailändische Regierung, die seit August im Amt ist, die Möglichkeit eines Touristenvisums für mindestens 45 oder 60 Tage.

Obwohl Thailand für Besucher aus Westeuropa eines der am leichtesten zu erreichenden Länder ist, können die Bedingungen für einen Aufenthalt im Königreich restriktiver erscheinen als anderswo. Dies gilt insbesondere für die Einholung eines Touristenvisums. So kann sich ein Reisender aus der Schweiz zwar 30 Tage lang ohne Einschränkungen und ohne Visum aufhalten. In Malaysia sind es aber zum Beispiel 90 Tage.

Für ein Touristenvisum für zwei Monate belaufen sich die Kosten auf CHF 40, und vor allem gilt es nur für eine einmalige Einreise. Das heisst, es verfällt, sobald man das Königreich verlässt. Ein Visum für mehrere Einreisen ist sechs Monate lang gültig, kostet aber mit CHF 185 sehr viel mehr. Zum Vergleich: Das elektronische Visum für mehrere Einreisen, das Vietnam anbietet, kostet etwa CHF 45.

«Die thailändische Regierung betrachtet den Tourismus als Priorität und möchte die Formalitäten vereinfachen. Insbesondere für Europäer, die ein treuer Markt sind und weniger empfindlich auf externe Ereignisse reagieren», erklärte Teerasil Tapen, stellvertretender Gouverneur für Digitalisierung bei der Tourismusbehörde von Thailand (TAT), an der IFTM Top Resa in Paris.

Die Tourismusbehörde hat Gespräche mit dem Aussenministerium aufgenommen, um die Regeln zu lockern. Zum Beispiel, um einen Aufenthalt von 45 oder sogar 60 Tagen mit einem einfachen Visum bei der Ankunft zu ermöglichen. Und das ohne zusätzliche Gebühren.

Für E-Visa würde TAT auch kürzere Fristen für die Beantragung wünschen. Derzeit dauert es oft einen Monat, während es in Kambodscha oder Indonesien beispielsweise nur fünf Arbeitstage dauert.

Die neue thailändische Regierung scheint ein offenes Ohr für das Anliegen der Touristiker zu haben. Der tragische Vorfall vom 3. Oktober in Bangkok, bei dem ein psychisch kranker Jugendlicher Besucher eines Einkaufszentrums tötete, hat die Werbekampagne Thailands für den chinesischen Markt erschüttert.

Sowohl die TAT als auch die Regierung rechneten fest damit, dass die Besucher aus China die Erholung des Tourismus beschleunigen und die Staatskassen in diesem Winter füllen würden. Doch diese Art von Gewalt – insbesondere der Tod einer chinesischen Touristin – hat eine verheerende und unmittelbare Wirkung auf die asiatischen Besucher.

Viele Chinesen haben nach diesem Angriff bereits beschlossen, einen potenziellen Aufenthalt in Thailand zu stornieren. Ganz zu schweigen von japanischen oder koreanischen Touristen, die ebenso sicherheitsbewusst sind. Mehr denn je wird Thailand diesen Winter also auf den europäischen Markt angewiesen sein.

Luc Citrinot, Bangkok