Eine stilvolle neue Königin für Cunard

Das neue Flaggschiff Queen Anne von Cunard verknüpft in beeindruckender Weise Tradition und Moderne. TRAVEL INSIDE hat das Schiff in Southampton besucht.
Das neue Flaggschiff Queen Anne von Cunard ©Cunard

Die Zahl «249» sagt alles aus über die lange Geschichte der britischen Reederei Cunard, die seit 1998 zum US-Konzern Carnival Corporation gehört. Das neue Kreuzfahrtschiff Queen Anne ist nämlich bereits das 249. Schiff, das in der über 180-jährigen Unternehmens-Geschichte unter Cunard-Flagge fährt.  

Eben erst, am 3. Mai, stach die neue Königin zu ihrer Jungfernfahrt nach Lissabon in See. Zuvor lud die Reederei internationale Key-Accounts und Medien nach dem Heimathafen Southampton, um sich während 24 Stunden einen persönlichen Eindruck des neuen Cruiseliners zu machen.  

Katie McAlister, seit einem Jahr Präsidentin von Cunard, begrüsste die Gäste persönlich, und das DACH-Büro von Cunard in Hamburg, seit diesem Jahr wieder direkt für den Markt Schweiz zuständig, war prominent mit Anja Tabarelli (Director Sales & Marketing), Lutz Waage (Director Marketing), Sandra Conrad (Sales Development Manager), Rainer Hillers (Key Account Manager), Maximilian Runge (Manager Marketing & Communication) und weiteren Teamstützen vertreten.

Aus der Schweiz liessen sich die Cruise-Profis Peter Hunke (E-hoi), Sascha List (Cruisetour), Marco Strub (Hotelplan) und Heike Addens (Cruise-Interconnect) die Gelegenheit nicht entgehen, das neue Schiff unter die Lupe zu nehmen. Und dasselbe galt natürlich für TRAVEL INSIDE.

Ein klassisch-eleganter Cruiseliner

Mit der neuen Queen Anne ist Cunard erstmals seit langem wieder mit vier Schiffen auf dem Markt. Der mit 113’000 BRZ vermessene Neubau für knapp 3000 Gäste, auf der Fincantieri-Werft Marghera gebaut, fällt somit grösser aus als die Queen Victoria und Queen Elizabeth (je 90’000 BRZ), aber nicht so gross wie die Queen Mary 2 mit ihren 148’000 BRZ, bei ihrer Instandsetzung 2004 der grösste Cruiseliner der Welt. 

Der Schiffskörper basiert auf der Pinnacle-Bauklasse von Holland America Line (Koningsdam, Nieuw Statendam, Rotterdam). Über 14 Decks, klassisch aufgeteilt in untere Gesellschaftsdecks, Kabinendecks und obere Tagesdecks, entstand daraus ein unverwechselbares Cunard-Produkt. 

Design in der Grills Lounge ©BE

Cunard, das steht für eine stolze Seefahrt-Tradition, britisches Flair und einen klassischen First-Class-Anspruch, der in den oberen Kategorien Luxus verströmt. 

Dabei präsentiert sich die Queen Anne – wie die Queen Victoria und Elizabeth – als modernes Kreuzfahrtschiff und zeigt baulich kaum mehr Anleihen an die Linien-Vergangenheit, wie dies noch auf der Queen Mary 2 zu entdecken ist. 

So wurde etwa das breite Promenadendeck mit Liegen, auf den anderen Cunard-Schiffen ein typisches Merkmal, auf der Queen Anne zurückgestuft. Auf dem Neubau führt nun ein recht schmaler Bummelweg auf Deck 3 rund um das Schiff, der sich oft um die Rettungsboote schlängelt.  

Rutschen, Go-Karts, Kletterwände und andere Aufreger gibt es – wie generell bei Cunard – auf der Queen Anne nicht. Die Reederei richtet sich traditionell an eine eher gesetztere, reiseerfahrene Kundschaft, die ein gehobenes Ambiente, vorzügliche Kulinarik, Spa- und Wellness und kultiviertes Entertainment sucht. 

Das Designkonzept der Queen Anne basiert gemäss dem renommierten Creative Director Adam D. Tihany auf «Tradition, Handwerkskunst, Stil und Innovation». In Zusammenarbeit mit verschiedenen Studios gelang es ihm, hochwertig und detailverliebt ein Ambiente zu kreieren, das smart klassische Eleganz mit der Moderne vermählt. 

Gedämpfte, sorgfältig aufeinander abgestimmte Erdfarben, punktuell durch passende Kontraste belebt, die stilvolle Möblierung und sorgfältig kuratierte Kunstwerke sorgen über das ganze Schiff für eine raffinierte, in sich ruhende Ästhetik, die kaum Brüche zeigt. 

Highlights der Bord-Infrastruktur
Mehrzweck-Oase The Pavilion ©BE

Ohne auf jede einzelne Location einzugehen hier einige Highlights: Die über drei Decks angelegte, grosszügige Grand Lobby, gemäss Tihany Herzstück des Designkonzepts, gefällt mit ihrer Art-Deco-inspirierten, zurückhaltenden Opulenz und kühnen Mustern – ein prächtiger zentraler Treffpunkt.    

Der neuartige Queens Room ist eine visuell bespielte Lounge und Mehrzweck-Location, die sich über zwei Decks erstreckt. Hier kommen Lektoren-Vorträge, Präsentationen, Gala-Events oder DJ-Auftritte zur Durchführung. Vor allem aber: nachmittags wird im Queens Room in bester Cunard-Tradition der Afternoon-Tea zelebriert. 

Das beeindruckende, glamouröse Royal Court Theater will mit Samtsessel und Kronleuchtern an die ersten West-End-Theater in London erinnern. Hier spielt sich das Haupt-Unterhaltungsprogramm ab, abends sind hochkarätige Shows angesagt. So zum Beispiel Jane Austens legendäres Stück «Stolz und Vorurteil (oder so)», das auf der Queen Anne Premiere auf See feiert. 

Ins Auge fällt weiter der Bright Lights Society Club, eine neuartige Cocktail- und Kabarett-Showbar mit Live-Performances wie Tanz, Musik oder Burlesque. Oder der Room 840, der einen Hauch von Monte-Carlo-Glamour verströmt.

Oben auf Deck 12 voraus befindet sich der Commodore Club, eine gediegene Martini-Bar mit 270-Grad Blick auf das Meer. Und noch höher, auf Deck 14, liegt mit spektakulärem Ausblick die Sky Bar. Dort sind auf den Aussendecks auch Aktivitäten wie Shuffleboard, Pickleball, Bogenschiessen oder Golfen möglich.

Das Deck 9 wird durch zwei Pool-Bereiche bestimmt: Mittschiffs The Pavilion, ein stimmungsvoller Wohlfühl-Bereich unter einem einfahrbaren Glaskuppeldach mit Snack-Grill und Bar, wo auch Live-Musik oder Filmvorführungen geboten werden. Und herrlich am Heck gelegen lädt der Panorama Pool Club zur Erholung ein. 

Viel Gewicht misst Cunard zudem dem Thema Gesundheit und Wellness bei. Diesem kommen auf der Queen Anne die grössten je auf einem Cunard-Schiff angelegten Fitness-, Schönheits-, Thermal- und Spa-Einrichtungen entgegen. Das speziell kreierte Mareel-Spa-Konzept reicht von Kryotherapie-Behandlungen bis zur Himalaya Salzsauna. 

Das «Klassen-Konzept» von Cunard
Edle Princess Grill Suite ©BE

Was heute die eine oder andere Reederei als «Ship-in-Ship»-Konzept bewirbt, nämlich gesonderte, exklusive Bereiche für Suiten-Gäste, hat bei Cunard Tradition. Je nach gebuchter Kategorie stehen auch auf der Queen Anne den High-Yield-Gästen spezielle Restaurants, Lounges, ein eigenes Sonnendeck mit Infinity-Whirlpools und zusätzliche Leistungen zur Verfügung. 

Das sind die sechs Unterkunftsstandards auf der Queen Anne: Britannia Kabinen (innen ca. 13,5 m2, aussen ca.19 m2, Balkon ca. 20 m2), Britannia Club-Kabinen (ca. 20 m2), Princess Grill Suiten (ca. 27 m2) und Queens Grill Penthouses & Suiten (ca. 45 bis 49 m2). 

Alle Unterkünfte präsentieren sich sehr geschmackvoll und warten je nach Kategorie mit allen Annehmlichkeiten auf, die man von einem mondänen First-Class-Hotel erwarten darf. Gar verschwenderischer Luxus charakterisiert die noch grösseren Queens Grill Master Suiten (ca. 83 m2) und die Grand Suiten (ca. 134 m2).

Das Hauptrestaurant für die Gäste der Britannia-Kategorie ist das feudale, klassisch-inspirierte Britannia-Restaurant, das sich offen über zwei Decks erstreckt. Ein grosszügiges Britannia-Club-Restaurant, der exquisite Princess Grill und der opulente Queens Grills sind exklusiv den jeweiligen Kategorien zugeordnet. 

Insgesamt sorgen an Bord der Queen Anne 15 Restaurants für kulinarische Erlebnisse, darunter vier neue Locations: Mediterrane Küche ist im Tramonto angesagt, Sushi und Sashimi im Aji Wa, indische Gewürzvielfalt im Aranja und das Steakhouse Sir Samuel’s ist eine Hommage an Cunards Gründer. 

Ein letzter Hinweis: Im stimmungsvollen, ungezwungenen Golden Lion Pub hat Sternekoch Michel Roux (Le Gavroche, London), die Speisekarte der Pub-Klassiker mit eigenen Interpretationen gestaltet: «Auch Fish & Chips kann eine gehobene Mahlzeit sein», lässt er die britische Tradition auf der Queen Anne auch kulinarisch hochleben. 

Offene Nachhaltigkeits-Fragen
Typischer Cunard-Funnel ©BE

Nicht gänzlich dem neusten Standard entspricht die Queen Anne allerdings in Sachen Nachhaltigkeit. Im Gegensatz zu den meisten neuen grossen Cruiselinern wird das Schiff nicht mit Flüssigerdgas (LNG) betrieben, dem aktuell (und trotz kritisiertem Methanschlupf) umweltverträglichsten Treibstoff. 

Das Schiff sei auf Routen weltweit unterwegs, LNG könne aber noch längst nicht überall gebunkert werden, heisst es dazu bei Cunard. Dafür ist das Schiff mit Landstrom-Anschlüssen ausgestattet, doch auch diese Infrastruktur ist global erst im Aufbau und vielerorts noch nicht verfügbar.

Zusätzliche Informationen über Abgas-Reinigungssysteme und Scrubber, energieeffiziente Massnahmen oder neue Abfall- und Recycling-Innovationen gab die Reederei nicht proaktiv bekannt, was doch etwas überrascht. 

Nach ihren Jungfernfahrten und einer speziellen Festivalreise rund um die Britischen Inseln wird die Queen Anne am 3. Juni offiziell in Liverpool getauft. In ihrer Premierensaison kreuzt die Queen Anne vor allem ab Southampton ins Mittelmeer, nach den Kanarischen Inseln, Skandinavien und den norwegischen Fjorden. Und Anfang 2025 sticht das Schiff dann bereits auf seine erste Weltreise in See. 

Beat Eichenberger, Southampton