«Es ist zentral, dass wir eine Stimme haben»

Marcel Gehring, CEO Let’s go Tours und Verwaltungsrat TTS, über die Zukunft der Verbände und die Ziele und Ambitionen der neuen Vereinigung TPS.
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Marcel Gehring ist seit April 2020 CEO von Let’s go Tours. Ausserdem ist der Branchenmann, der 18 Jahre für Knecht Reisen AG, unter anderem als CEO, gearbeitet hat, auch im Verwaltungsrat des TTS und mitverantwortlich für die neue, in den Startlöchern stehende, Vereinigung TPS. 

TRAVEL INSIDE hat ihn zum aktuellen Stand, zu den Zielen und Ambitionen der neuen Vereinigung TPS gefragt. Ausserdem beurteilt er die Aufstellung der Verbände innerhalb der Branche und erklärt, was für die Zukunft angepasst werden muss.

Mehr von Marcel Gehring und Let’s go Tours lesen Sie am Donnerstag im grossen Interview in der neuesten Print-Ausgabe von TRAVEL INSIDE.


Marcel Gehring, wie gross ist der TTS-Anteil am Let’s go Tours Umsatz? 

Zirka 35%. Wir haben auch in der Westschweiz einen beachtlichen Umsatz von Reisebüros. Unsere Kataloge sind auch auf Französisch erhältlich. Wir haben Mitarbeiter, die der französischen Sprache mächtig sind. Daher haben wir viele unabhängige Reisebüros, die uns stützen. 

Wie stehen Sie als Verwaltungsrat des TTS zur neuen Vereinigung TPS? 

Der gesamte TTS-Verwaltungsrat, mich inklusive, sind Mittreiber dieser neuen Vereinigung. Der TTS musste sich entwickeln – in den letzten Jahren sind wir nicht mehr gewachsen. 

Zum Teil auch gewollt, oder? 

Ja, aber zum Teil auch, weil es Strukturen gab, die es nicht jedem ganz einfach gemacht haben beizutreten. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir das ändern können, beziehungsweise, wie sich was wandeln muss. Am Schluss waren die TO dominierend im TTS, was nicht der Ursprungsgedanke war. Wir wollten zusammen einfach gute Deals machen, sei das bei einem GDS, bei den Airlines oder bei den grossen Veranstaltern für das Geschäft, wo die eigenen TO nicht abdecken konnten. So kam man dann mit der TPA ins Gespräch, die sich ähnliche Gedanken gemacht haben. In den letzten paar Monaten hat sich das gut entwickelt und wir sind soweit, dass wir die TPS gründen können.  

Ist das nun eine reine Volumen-Frage oder hat das auch damit zu tun, dass man die Romandie mehr einbeziehen möchte?  

Ja, gewisse Deals sind Volumen-Deals.  

Die Romandie ist ein sehr spannender Markt, der aber auch anders funktioniert, als der Deutschschweizer Markt. In der Westschweiz gibt es einige sehr gute kleine Reisebüros, die die TPA perfekt gefasst hat. Sofort mehr Umsatz generiert dieser Zusammenschluss aber für Let’s go nicht. Das ist eine Beziehung, die man dementsprechend aufbauen muss. Am Schluss müssen wir mit der Qualität überzeugen. 

Die Neuorganisation ist nun auch wieder deutlich besser ausgeglichen zwischen Touroperating und Retail. 

Wie ist Ihre Beurteilung zu den Verbänden? 

Das ist ein schwieriges Thema. Es ist zentral, dass wir in einer weiteren Krise, die zweifelsohne irgendwann kommen wird, eine Stimme haben. Dann dürfen wir nicht wieder zuerst wochenlang organisieren, wer nun das Sprachrohr ist. Wünschenswert wäre ein Verband, aber das ist nicht zwingend. Das müssen jetzt die Verbandsleute untereinander lösen. 

Wie nehmen Sie die TWD am Markt wahr? 

Einerseits haben sie sehr gute Wiederverkäufer und sehr spannende Touroperator, die ihr Handwerk verstehen. Ich schätze die TWD als Vereinigung ein, die mit hoher Qualität überzeugen kann. 

Wo führt der Weg der TWD hin? 

Möglicherweise werden sie Mitglied der TPS, aber das ist ein Entscheid, den sie fällen müssen. Am Schluss entscheidet jedes Mitglied selber, werde ich Mitglied in dieser neu gegründeten TPS oder nicht. Wenn das Konstrukt dieser TPS so attraktiv ist, haben wir natürlich die Hoffnung, dass viele TWD-Mitglieder und auch viele unabhängige Reisebüros Mitglieder der TPS werden.  

Hat die TPS nicht auch das Potential zum Sprachrohr der Branche zu werden? 

Die TPS hat nicht den Anspruch sich mit dem SRV zu konkurrenzieren. Die Aufgaben sind da schon noch sehr getrennt. Gerade in der Politik oder auch im Ausbildungsbereich sehe ich den SRV in einer klaren Führungsrolle. Ich finde die TPS und der SRV haben sehr gut Platz nebeneinander und ergänzen sich bestens. Am Schluss sollten sie einfach nicht doppelt fahren, sondern entscheiden, wer welche Infrastruktur finanziert. 

Die TPS braucht aber, wenn dann alle mitmachen, eine richtig grosse Infrastruktur – das könnte sich der SRV ja gar nicht leisten? 

Die Frage ist, wie gross diese Infrastruktur wirklich sein muss. Das ist immer eine Definition, wohin man mit dem Konstrukt gehen will, beziehungsweise welche Services bietet man zentral an, wo in einem Mitgliederbeitrag tatsächlich abgedeckt sein müssen. Man kann eine Serviceplattform auch so betreiben, dass gewisse Leistungen nur bezahlt werden müssen, wenn sie auch genutzt werden. Ich sehe da nicht zwingend ein riesiger Kostenwickel auf uns zukommen. Anhand unserer erstellten Budgets ist das grundsätzlich, auch durch die Mitglieder, gut zahlbar. Natürlich muss auch jeder Leistungen miteinbringen. Man hat dann beispielsweise nicht hochbezahlte Verwaltungsräte, sondern es arbeiten Leute mit, die in den entsprechenden Bereichen auch Fähigkeiten haben. 

Gibt es schon einen Verwaltungsrat? 

Nein. Die Idee ist, dass aus den beiden Vorständen TTS und TPA ein Verwaltungsrat oder Vorstand für ein Jahr aufgestellt und dann in einem Jahr an einer Genossenschaftsversammlung ein neuer Vorstand definiert wird. 

Wäre das auch etwas für Sie? 

Mich interessiert das Konstrukt sehr, aber das kann ich noch nicht sagen. Ich werde mich jetzt dieses Jahr sicher weiterhin miteinbringen und dann sehen wir wie sich diese Geschichte entwickelt und ob es Platz hat und ich die Ressourcen habe weiter mitzuarbeiten. Aber ich glaube schon daran, dass das eine erfolgreiche Sache werden kann. 

(Angelo Heuberger, Yannick Suter)