Feedback: «Empfehlungen des Bundes sind inakzeptabel»

Aktualisiert am 29.04.2020
TRAVEL INSIDE Leser Hans-Ueli Zihlmann und Dionys Moser ärgern sich massiv über die Aussagen des ‘obersten Touristiker’ des Bundes.

Urs Tanner, Geschäftsführer, Holiday Partner AG, Altendorf:

«Sehr geehrter Herr Jakob, es ist in diesen Tagen ernüchternd, feststellen zu müssen, dass in Bern die schwer geschädigte Outgoing Reisebranche der Schweiz inkl. allen Reiseveranstaltern, Carunternehmen und Reisebüros weitgehend ignoriert wird.

Auch am «grossen Tourismusgipfel» des vergangenen Wochenendes war dieser wichtige Teil der Branche und damit auch Millionen von Schweizer, die eine Auslandreise planen, offenbar ungebeten Dass nun auch noch ein Staatsangestellter vor laufender Kamera und versammeltem Volk hingeht und in diesem unübersichtlichen Umfeld die persönliche Empfehlung ‘Auslandreisen aufs nächste Jahr zu verschieben abgibt, ist schlichtweg skandalös. Schon kurz nach dieser unfundiert getätigten Aussage erreichten uns erste Annullationen für Herbst und Winter 2020, welche sich auf diese «Empfehlung des Bundes» stützen.

Unabhängig ob Auslandreisen 2020 tatsächlich noch möglich sein werden oder nicht, entspricht diese salopp getätigte Einschätzung aus dem Mund eines ranghohen Seco Vertreters mehr oder weniger einer staatlich verordneten Auslands-Reisewarnung für das gesamte 2020. Dies wohlgemerkt weder auf Basis von Daten noch zu einem Zeitpunkt, wo eine seriöse Einschätzung für das ganze Reisejahr 2020 möglich wäre.

Wir können als Reiseveranstalter in diesem dynamischen Umfeld nicht erwarten, dass uns der Staat klare Antworten oder eine verbindliche Perspektive abgeben kann – es ist für alle ein Blindflug, der von vielen, auch nicht-schweizerischen Faktoren abhängig ist. Ein Lohnempfänger vom Volk hat aber gerade in diesen Tagen die Interessen sämtlicher Bürger und wirtschaftlicher Anspruchsgruppen zu vertreten anstatt diese mit persönlichen Meinungen zu verunsichern oder gar zu schädigen. Einschätzungen und Empfehlungen, die er kraft seines Amtes tätigt, müssen verbindlich, sorgfältig abgewogen und mit Daten unterlegt werden. Ich bitte Sie, dies an der nächsten Pressekonferenz entsprechend nachzuholen oder aber Ihre persönliche Einschätzung ins richtige Licht zu rücken.»

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Hans-Ueli Zihlmann, Zihlmann Zeitreisen AG, Zürich:

«Die ganze Reisebranche hat das ja an der heutigen (27.4.) Pressekonferenz des Bundes wohl auch gehört, was der angeblich ‘oberste Touristiker des Bundes’, Eric Jakob, gesagt hat. Zitat: ‘Meine persönliche Empfehlung: Verschieben Sie Ferien ins Ausland auf nächstes Jahr.’ Zitat Ende.

Zudem habe ich auch erfahren, dass der SRV beim gestrigen Tourismusgipfel nicht dabei war, auf jeden Fall hat Herr Jakob nichts erwähnt, aber er interessiert sich ohnehin nur für Schweizer Ferien.

Solche Aussagen sind – gelinde ausgedrückt – in höchsten Masse geschäftsschädigend für unsere Branche, für Bern ist unsere Branche inexistent, wir haben keine Lobby, gar nichts. Ich werde mich persönlich bei Herrn Jakob melden und ihn um eine Klarstellung bitten, ich hoffe, der SRV tut das auch. Persönliche Empfehlungen in einer solchen Krise und an einer offiziellen Pressekonferenz des Bundes sind inakzeptabel! 

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Dionys Moser, CEO, Fotoreisen.ch, Rotkreuz:

«Es war heute 27. April wieder eine Medienkonferenz zum aktuellen Stand der Corona-Situation. Eric Jakob, Leiter des Seco und WBF, hat sich dabei am Schluss der PK auf die Frage mit einer persönlichen Empfehlung als Bestatter der Reisebüros und Reiseveranstalter hervorgetan. ‘Auf persönliche Empfehlung würde ich Auslandsreisen mal aufs nächste Jahr verschieben’, so Eric Jakob.

Wir Reisebüros und Touroperator können auf solche persönliche Empfehlungen gerne verzichten, besonders wenn sie einfach so dahergeredet werden, ohne klare Fakten und Angaben, quasi noch schnell, schnell aufgetischt werden. Wieder so eine Wischiwaschi-Mitteilung eines Departements-Direktors.

Man erkennt beim Seco weder eine Unterstützung unsererseits noch die Fähigkeit, sachlich zu bleiben, geschweige denn auch die Erkennung der katastrophalen Situation für Reisebüros mit Kunden für Auslandsreisen.

Ich habe damit nicht nur das Gefühl, sondern mittlerweilen die Bestätigung, dass sich einige der Amtsvertreter gar nicht bewusst sind, dass jedes Wort und jede Äusserung grosse Tragweite durch die Presse erfahren wird.

Bei einer solchen Äusserung mit der Tragweite für mindestens 3 Mio. Schweizer, die Ferien im Ausland geplant haben, erwarte ich eine klare Auflistung des Seco und einer Situationsanalyse der aktuellen Grenzbestimmungen der Europäischen Staaten in Zusammenarbeit mit dem EDA und weiterhin deren laufende Anpassung im Internet.
Leider habe ich mit den Internet-Angaben des EDA bisher keine guten Erfahrungen gemacht, da sie selten aktuell waren.

Da Reisebüros von unserer Regierung bisher noch nicht als systemrelevant erkannt worden sind, braucht es da eine deutlich andere Gangart. Ob klein mit Ein-Mann- oder Ein-Frau-Firma oder als Büro mit vielen Angestellten, es sollte mal klar gemacht werden, dass Reisebüros für das Freizeitverhalten der Schweizer Bevölkerung von grosser Wichtigkeit sind.

Es buchen nicht alle Schweizer im Internet. Gerade grosse und wichtige Reisen mit komplexen Abläufen oder auch Spezialreisen werden nach wie vor im Reisebüro oder über einen Touroperator gebucht. Und da werden auch grosse Beträge umgesetzt.

Da sollte angehängt werden. Irgendwie braucht es nicht nur eine Online-Petition, sondern eine Visualisierung in Bern durch eine Demo.»

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Rolf Weber, Managing Director, Stohler Tours:

«Noch nie habe ich so etwas anhören müssen! Eric Jakob: ‘Auf persönliche Empfehlung würde ich Auslandsreisen mal aufs nächste Jahr verschieben.’ Dies ist nicht nur dumm von ihm, sondern auch als höchst unfair zu werten. Seine Feriengelüste sind nun wirklich nicht gefragt.

Ich werde mit unserem Anwalt diese Aussage untersuchen und wenn nötig via unseren Verband agieren. Eine Stellungnahme von Ihrer Seite erwarte ich raschmöglichst.»