Feedback: «Globale Lösungen versus nationaler CO₂-Abgabe»

TRAVEL INSIDE-Leser Koni Kölbl zu André Lüthis Forderung einer CO₂-Flugticketabgabe

Koni Kölbl, Travel-Solutions GmbH, Bremgarten

Koni Kölbl © TI

«Unbestritten – ein wichtiges Thema: Nachhaltigkeit in der Reisebranche!
Die Forderung des Globetrotter-Chefs André Lüthi und zugleich Fachexperte Politik des SRV zur Einführung einer bei Flugreisen verlangte CO₂-Abgabe hat etwas Positives: Die Sache ist nicht ‘gegessen’ und sie wurde somit wieder thematisiert.

Demzufolge startete das TRAVEL INSIDE eine Umfrage und publizierte ein Interview mit SRV-Präsident Martin Wittwer. Nun führt dies branchenintern zu einer Debatte. Aber setzen wir ein ‘Time-out’ ein, bevor die Kontroverse an Heftigkeit gewinnt. Es geht nicht um Recht oder Unrecht zu haben, wie es bereits in ‘Feedback’ zu lesen ist. Es geht darum, lösungsorientiert richtige Möglichkeiten und Entscheidungen zu unterstützen. Es geht aber primär darum, auch unsere Branche zum Thema Nachhaltigkeit mit einzubeziehen.

Laut dem Resultat an der Urne im Jahre 2021 deutet vieles auf einen falschen Ansatz hin. Das Einführen einer direkten CO₂-Abgabe auf Flugscheine soll nicht Bestandteil eines gesetzlich verankerten ‘Gesamtpakets Made in Switzerland’ sein.

Den meisten Menschen ist es klar: Lösungen müssen schnell her. Es führt unbestritten dazu, dass der Fokus erweitert werden muss. Niemand spricht von den Emissionen in Luft- & Seefracht, auch infolge der Globalisierung oder der allerlei unnötigen Transporte um den Globus. Globalisierung heisst auch, Wege zu finden, um miteinander den gesamten CO₂-Fussabdruck zu reduzieren.

Aber muss die Reduktion des Fussabdrucks nicht flächendeckend mittels Grundregeln und -normen weltweit angestrebt werden? Ist es nicht utopisch zu denken, dass ein Land, gar ein Kontinent in Eigenregie Massnahmepakete zu beschliessen hat? Wäre es nicht sinnvoller, erst in einem weiteren Schritt und auf nationaler (ev. EU-) Ebene, eine Kalibrierung von weltweit beschlossenen Massnahmen zu unternehmen?

Eine CO₂-Abgabe im Flugwesen muss a priori weltweit durch die Besteuerung fossiler Brennstoffe eingeführt werden. Auftrag an die ICAO: Die Revision der veralteten Beschlüsse (Anno 1944 – Chicago Convention) hat dringend durchgeführt zu werden.

Unser Land bietet sich traditionell als Plattform für Verhandlungen an. Auch ist die Schweiz seit einem Monat für eine Dauer von zwei Jahren Mitglied des UNO-Sicherheitsrates. Die Schweiz beherbergt u.a. den Sitz des IKRK, des Office der UNO, der IATA.

Mit dem Privatjet zur Podiumsdiskussion über den Klimawandel. Eines der Themen des WEF 2023 in Davos war der Klimawandel. Aus der ganzen Welt flogen Staatsoberhäupter, Politiker*innen Wirtschaftsvertreter*innen ein, um in Davos unter anderem darüber zu sprechen. Ein WEF wäre eigentlich die Chance, um die Sache vertieft anzugehen.

Dass man in Steine beissen wird, ist unvermeidlich, denn schlussendlich geht es um die sog. ‘freie Marktwirtschaft’. Eine weitere, einfache Möglichkeit bestünde darin, indem ein Minimaltarif pro geflogene Meile festgelegt würde (‘Low-cost-Fliegerei als Lifestyle’ würde dadurch verschwinden).

Eine Herausforderung für die IATA? Eine Verteuerung der Flugpreise per se würde nicht zu einer Reduktion der Flugbewegungen führen. Als Konsequenz würde ein ‘asozialer Effekt’ ausgelöst, denn dadurch würden diejenige bevorteilt, die es sich (noch) leisten könnten.

Mit der Besteuerung jedes fossilen Brennstoffes würde zumindest ein Part der Diskussion aus dem Weg geräumt. Offen bleibt die Frage der nachhaltigen Kompensation. ‘Das Geld aus der Abgabe sei dann vollumfänglich für die Forschung und Entwicklung von noch umweltverträglicheren Mobilitätstechnologien einzusetzen’, meint Lüthi.

In anderen Worten und noch weiter in diese Richtung fantasiert: Mit den Einnahmen einer weltweiten Besteuerung des Kerosins muss auch weltweit in die Forschung und Weiterentwicklung nachhaltiger, erneuerbarer Brennstoffe investiert werden. Auch hier kann man weiter fantasieren und andere Formeln einbringen.»