Haifisch und Rochen gegen Louis Vuitton, Dolce & Gabbana und Co.

Die Atlantis-Hotelgruppe lud die Fachpresse Mitte Juni zum Vergleich ihrer beiden Häuser in Dubai. TRAVEL INSIDE war dabei.
Atlantis The Royal ©Atlantis

Sie liegen auf der Umrandung der Palme in Dubai nur knapp 1,5 Kilometer auseinander. Doch zumindest von aussen könnten die Hotels Atlantis The Palm und das Atlantis The Royal unterschiedlicher nicht sein.

Hotel Atlantis The Palm ©Atlantis

Da das aprikosenfarbene Märchenschloss mit dem gigantischen, maurischen Torbogen, der das Gebäude in Ost- und Westflügel teilt. Hier die locker aufeinander gestapelten Quader, die wie Legosteine aus Beton und Glas einen luftigen, breiten Doppelturm bilden.

Das Atlantis The Palm ist 18 Jahre alt, das Atlantis The Royal wurde im Januar 2023 eröffnet und ist trotz seines Namens kein Themenhotel. Es zelebriert nicht das mythische, im Meer versunkene Inselreich Atlantis wie sein Schwesterhaus, sondern den Luxus pur: In der über zehn Meter hohen Lobby sind Wände und Boden gänzlich mit Carrara-Marmor ausgekleidet.

Riesige Orchideenbouquets und Skulpturen dominieren den Raum. Ein überdimensionierter Louis-Vuitton-Koffer mitsamt einem Vivienne Exotic, dem blumenförmigen Maskottchen der Marke, dient den Gästen für Selfies, um zu zeigen, wo sie angekommen sind: in der ultimativen Welt der Luxus-Brands.

Das Hotel kooperiert mit verschiedenen Marken: Der Juwelier Graff, mit einer Boutique im Haus präsent, hat exklusiv für das Hotel eine Linie von Pflegeprodukten kreiert, die in eleganten Flaschen in den Badezimmern der Zimmer stehen. In den Suiten stammen diese von Hermès.

Dolce & Gabbana und Ounass bestimmen für ein halbes Jahr den Look des exklusiven Poolbereichs, der Cloud 22. Diese Adults-Only-Anlage im 22. Stockwerk auf 90 Metern ist das Non-plus-Ultra eines Beach-Clubs: Ein fast endlos langer Infinity-Pool mit gekühltem Wasser liegt da, im seichten Wasser stehen Waterbeds bereit, daneben Sonnenliegen und dahinter klimatisierte Cabanas, kleine Pavillons.

 

Die Gäste räkeln sich auf Frotteetüchern mit dem blau-weissen Majolica-Print von Dolce & Gabbana und wer will, kann sich zum entsprechenden Preis in der Boutique nahe der Lobby Bademode im selben Look kaufen.

Auch ohne Dolce & Gabbana wäre dieser Ort aber absolut einzigartig: Allein der Blick von hier über die gesamte Palme und Richtung Stadt ist phänomenal. Der Service ist perfekt, die Drinks und Snacks der Poolbar sind unglaublich lecker. Das einzige kleine Problem: Die Hitze im sommerlichen Dubai zwingt einen zum steten Wechsel zwischen gekühltem Pool und klimatisierter Cabana.

Knapp 800 Zimmer und Suiten hat das Atlantis The Royal, darunter auch Penthouses mit eigenem Infinity-Pool. Sie liegen alle auf der westlichen Seite der Cloud 22. Im östlichen Turm befinden sich ausschliesslich Residenzen.

Und wie im Schwesterhaus kennt der Luxus hier noch ein Upgrade: Gäste höherer Zimmerkategorien sind automatisch Mitglied des Royal Club und haben Zutritt zur Club-Lounge, wo Frühstück serviert wird und zu fast jeder Tageszeit gratis Snacks und Drinks angeboten werden. Gäste der unteren Zimmerkategorie können sich diese Mitgliedschaft mit einem Aufpreis von ca. 200 CHF pro Tag kaufen.

Gourmet-Eldorado

Das Atlantis The Royal verfügt über viele Superlative, darunter etwa das grösste Quallen Aquarium der Welt oder die erste kombinierte Wasser-Feuer-Fontäne der Region. Am eindrücklichsten ist aber der kulinarische Rekord: Von den 17 Restaurants werden acht von berühmten Chefs geführt.

Eines der Restaurants ist mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet, sechs weitere im Michelin-Guide 2023 speziell erwähnt. Und im nahen Schwesterhotel tragen zwei weitere Restaurants je einen Michelin-Stern. Diese Ballung von Luxus und Top-Gourmet-Erlebnissen zieht Menschen an, die gerne zeigen, was sie haben.

Tatsächlich sind viele Gäste des Hotels extravagant und teuer gekleidet – oder zumindest auffallend. Es lohnt sich, einmal eine Weile in der Lobby zu verweilen und das Geschehen zu verfolgen: So viele Personen mit teuren Accessoires und optimierten Äusserem in einem Raum ist wahrscheinlich auch ein Rekord. Sie kommen aus aller Welt, die Mehrheit jedoch aus dem Vereinigten Königreich und Russland.

Ganz anders geht es in der Lobby des Atlantis The Palm zu und her: In der Kuppelhalle mit acht hohen, fischförmigen Säulen rennen Kinder umher, wird laut gelacht und gerufen. Das Haus ist ein echtes Themenhotel wie die diejenigen in Disneyland. Selbst die Lampen beim Lieferanteneingang sind mit Seesternen oder Schildkröten verziert.

Zum grossen Aquarium des Hotels gesellen sich die Lost Chambers, Aquarien mit Ruinenkulissen, wo Fische zwischen brüchigen Mauern hindurchschwimmen. Dahinter kann der Fischhospital besichtigt werden: 65’000 Meerestiere werden hier gehalten und gepflegt. Ihr Nachwuchs wird in geschützter Umgebung aufgezogen. Selbst Hai Eier gibt es also zu bewundern.

Hauptattraktion für die Gäste wie auch für auswärtige Besucher ist das zehn Meter hohe Aquarium mit den Haien und Adlerrochen. In kleinen Gruppen darf man hier schnorcheln oder tauchen und für Nichttaucher gibt’s das ‘Aquatrex-Xtreme’: Mit einem bis auf die Schultern reichenden Helm und daran angeschlossenen Sauerstoffflasche steigt man von oben ins Becken und klettert bis auf den Boden hinab.

Ein Tauch-Guide führt dabei von Stufe zu Stufe, denn durch starre Rüstung kann man nicht nach unten schauen. Und er schiebt wenn nötig die am Boden liegenden Fische zur Seite, damit man nicht darauf tritt: ein ganz besonderes Erlebnis, das durch einen mit tauchenden Fotografen hundertfach festgehalten wird.

Die Zimmer und Suiten wurden kürzlich alle renoviert und erinnern nur mit den Farben des Teppichs an das Thema Atlantis bzw. Ozean. Über 1500 sind es. Dies kann bei vollem Haus zu langen Schlangen beim Einchecken führen. Glück hat dann, wer dank einer Suite höherer Kategorie oder einem Aufpreis Mitglied im Imperial Club ist: In dessen Lounge gibt’s ein privates-Check-In.

Spektakuläre Lokale

Mitglieder des Imperial Club geniessen Frühstück und Gratis-Snacks und -Drinks in der Club Lounge und ein Strandabschnitt gehört dazu, wo auch gratis Champagner serviert wird. Das seichte Wasser innerhalb der Palme ist zum Baden allerdings zu warm. Einen gekühlten Pool nur für Erwachsene wie auf der Cloud 22 finden die Gäste etwas weiter dem Strand entlang im White Beach Club, der im September wiedereröffnet wird.

Das Atlantis The Palm hat zwei Lokale mit einem Michelin-Stern, das fernöstliche Hakkasan und das Ossiano, das besonders spektakulär ist: Es schliesst an das Aquarium an und bietet raumhohen Ausblick auf die Unterwasserwelt.

Ebenfalls aussergewöhnlich ist die Lage des Ablegers der Nobu-Kette, an der Robert de Niro beteiligt ist: Das Lokal befindet sich in der Brücke über dem grossen Torbogen des Gebäudes und bietet neben Spitzenküche einen phänomenalen Ausblick auf die Palme und Dubai.

Insgesamt 35 Restaurants, Bars und Cafés zählt das Atlantis The Palm. Dazu kommt eine Bowlingbahn, Live-Musik in diversen Lokalen am Abend, DJs in den Bars. Und dann der Wasserpark zwischen den beiden Hotels, frei zugänglich für Hotelgäste: Mit 105 Wasserbahnen ist es, wen wundert’s, der grösste der Welt.

Das Wasser ist gekühlt. Um die Füsse auf dem heissen Boden zu schonen, gibt’s gratis sogenannte Wassersocken und natürlich jede Menge Trinkwasserstationen, dazu einen Strand, zwei Dutzend Cabanas, Kioske und zwei Restaurants. Es gibt also eigentlich keinen Grund, das Hotelareal je zu verlassen – zumindest nicht für die vier bis fünf Tage, welche die meisten Gäste aus Europa hier verbringen.

Gabrielle Attinger, Dubai