Hat die Rückkehrer-Quarantäne etwas genützt?

Bei der Risikoländerliste des BAG ging es vor allem um generelles Verhindern von Reisen.
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Die umstrittene Rückreise-Quarantäne hat praktisch nichts zur Eindämmung der Corona-Pandemie beigetragen. Weniger als 1% der Personen, die zwischen dem 2. Juli und dem 2. September in Quarantäne mussten, hatten sich tatsächlich mit dem Covid-19-Virus angesteckt, schreibt die «NZZ am Sonntag» auf Grund von Protokollen der Gespräche zwischen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), das die Quarantäne angeordnet hatte, und den Kantonen, die sie kontrollieren musste. Die Quarantäne von Tausenden Reisenden war damit weitgehend nutzlos.

Mit der Liste der Risikoländer des BAG und der Quarantäneanordnung ging es offenbar um ein generelles Verhindern von Reisen überhaupt. «Die Reisequarantäne hat insbesondere auch den Effekt, dass die Menschen weniger reisen und weniger in Risikogebiete reisen», zitiert die Zeitung aus einem Protokoll. Es gebe zwei Seiten, so das BAG: «Die evidenzbasierte Effizienz/Wirksamkeit und das politische Ziel/Effekt.» Im Klartext vom BAG: «Es war eine eher politische Entscheidung.»

Im Rückblick verteidigt das BAG die Risikoländerliste und die Rückkehrer-Quarantäne. Man habe sie «in Annahme eines Effekts auf den Import von Fällen und auf den präventiven Effekt in Bezug auf Reisen» gemacht, wird das BAG weiter zitiert. «Aus Sicht des BAG haben die Massnahmen ihre Wirkung erreicht, indem die Reisetätigkeit in Risikoländer als Reaktion auf die Quarantänepflicht abnahm.» Der Erfolg lasse sich aber nicht berechnen, weil man nicht wisse, wie sich das Reisen ohne Quarantäneliste entwickelt hätte. (TI)