Hotelplan Group noch immer im Gewinnbereich

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2017/18 steigerte die Hotelplan Group die Passagierzahl um 2,4 Prozent und den Umsatz um 5,2 Prozent auf 1,45 Milliarden Franken.
Hotelplan Group CEO Thomas Stirnimann und Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir.

Hotelplan Group CEO Thomas Stirnimann spricht vor den Medien von einem herausfordernden und im Schweizer Badeferien-Geschäft sogar hart umkämpften Umfeld. «Airline-Konkurse, kurzfristige Buchungsschwäche im heissen Sommer oder Ungewissheit der Brexit-Problematik haben die HP Group herausgefordert und wir haben uns dieser gestellt», sagt er. Stirnimann beschreibt damit seine zum Teil aggressive Konkurrenz aus Deutschland. Hotelplan sei praktisch wie ein Gallisches Dorf in der Schweiz und hätte preistechnisch mithalten müssen, ganz klar zu Lasten der Marge.

Hotelplan, so Stirnimann, sei heute preislich deutlich konkurrenzfähiger am Markt als noch zuvor. Dies sei auch der Hauptgrund für die unterschiedliche Auffassung zwischen ihm und dem im Juni 2018 ausgetretenen Schweizer Chef, Kurt Eberhard, gewesen. Bei Hotelplan Suisse ist Daniel Bühlmann (60) als COO im Amt, eine Notwendigkeit für einen neuen CEO bei der Schweizer Business Unit sieht Stirnimann derzeit nicht.

Hotelplan Suisse um 3,1% gewachsen – und der Fall Germania

Hotelplan Suisse, gemäss Stirnimann immer noch Schweizer Marktführer, konnte trotz der Groundings von Skywork und Cobalt Air mit CHF 601,2 Mio. Umsatz – ohne travel.ch – bei einem Plus um 3,1% gegenüber Vorjahr behaupten. Die Schweizer Gesellschaft ist mit einem Anteil von 41,5% grösste Business Unit der Gruppe. Im Retailgeschäft hätte es weder Filial-Zukäufe noch Schliessungen gegeben.

Die zunehmenden Konkurse von Ferien-Airlines seien eine grosse Belastung. Er hoffe nicht, dass mit der Germania ein nächstes Grounding bevorstehe. «Ich drücke der Airline meine Daumen, es braucht gerade in der Schweiz eine Auswahl an Ferien-Airlines auf dem Markt.» Hotelplan sei zwar kein grosser Kontingentsplatz-Kunde bei Germania, hätte aber doch mehrere Hunderttausend Franken verkauft und bereits bezahlt. «Wir sind im dynamischen Tour Operating unterwegs, da zahlt man sofort. Und das Risiko gegenüber den Kunden liegt hier bei uns.» Die brieflich vom Kunden zu unterzeichnende Enthaftungs-Empfehlung des SRV sei im Übrigen bei den Hotelplan-Filialen längst Tatsache, also nichts Neues.

Bei den Destinationen sind bei Hotelplan nach wie vor die USA, Spanien und Griechenland die wichtigsten Ziele. Die USA-Buchungen für die Saison 2019 würden sich positiv entwickeln, auch sei bei der Türkei, Ägypten und Tunesien ein positiver Trend spürbar, dies zu Lasten von Spanien und Italien.

Business Travel wächst und verdient Geld – Sorgen mit Brexit

BTA First Travel mit zehn Filialen entwickelt sich laut Stirnimann stabil und konnte das Kunden-Portfolio im vorwiegend nationalen KMU-Bereich weiter ausbauen sowie den Umsatz um 6,3% auf CHF 131,9 Mio. steigern. Dieser Geschäftszweig sei gewinnbringend, erläutert Stirnimann auf Nachfrage. Im nächsten Geschäftsjahr kommt dann noch die per 1.11. akquirierte und hoch rentable Finass mit einem Umsatz (nicht konsolidiert) von CHF 49,5 Mio. (+ 5,9%) hinzu.

Hotelplan UK mit einem Umsatzanteil von 23,4% ist das grosse Sorgenkind der Hotelplan Group. Noch im abgelaufenen Geschäftsjahr resultierte ein Plus um 2,9% auf GBP 259,1 Mio., doch sind bereits jetzt aufgrund des unsicheren Brexit-Szenarios die Buchungen ziemlich eingebrochen, Stirnimann spricht von einem «Buchungsstau». Allerdings sei überall eine äusserst zurückhaltende Buchungssituation zu spüren, es sei «definitiv kein Frühbucherjahr». Auch falls der Sommer 2019 wiederum schön und heiss werden würde, rechnet Stirnimann nicht mit dem gleichen Phänomen wie vergangenes Jahr, als viele Schweizer zuhause blieben. «Balkonien» sei ja schön und gut, aber die Leute werden wieder reisen, zeigt er sich überzeugt.

Die Gruppe schreibt schwarz und die Migros steht zum digitalen Lab

Hatte die Group im vergangenen Geschäftsjahr einen offiziell bekannt gegebenen Gewinn (EBIT) von CHF 5 Mio. ausgewiesen, sei dieser heuer tiefer, aber operativ im schwarzen Bereich, liess sich Stirnimann – ungern zwar – entlocken. Operativ habe man solid gearbeitet und auch der Free Cash-flow sei positiv. Auch mit dem neuen MGB-Konzernchef Fabrice Zumbrunnen – der auch VR-Präsident von Hotelplan ist – hat es Stirnimann wie schon mit dem Vorgänger Herbert Bolliger sehr gut, wie er ausführt. Zweimal monatlich treffe er den neuen Migros-Chef und dieser stehe voll zum digitalen Lab bei Hotelplan mit Bedfinder.

Bedfinder: Vom Start-up zum Investment

Dieses Geschäftsfeld beurteilt Stirnimann inzwischen zwar etwas weniger enthusiastisch als noch zu Beginn, aber man werde den Wechsel von der reinen Hotelbetten-Vermittlung zum Package-Vermittler mit White Label Geschäft verstärkt angehen. Zur ITB werde die Phase drei gestartet. Ausgangspunkt ist offenbar das erkaltete Interesse an Google für die angedachte Zusammenarbeit. Der Kampf gegen die grossen Bettenbanken wie Booking.com oder andere sei praktisch aussichtslos, gesteht Stirnimann. Das Budget für 2019 bei Bedfinder sei fixiert, von einem Rückzug könne nicht gesprochen werden. Von einem Online-Flop will er nichts hören, die Hotelplan Group setze insgesamt CHF 400 Mio. online um. Bedfinder setzte respektable CHF 18,3 Mio. um, dies werde im 2019 jedoch nicht mehr möglich sein, eine Umsatzerwartung sei indes schwierig.

Ferienwohnungen wachsen stark

Die Holiday Home Division mit den Vermittlern Interhome und Inter Chalet ist mit einem Plus von 8% bei CHF 359 Mio. angelangt. Das Potenzial werde weiter genutzt und 2019 werde der Fokus auf die Optimierung der Synergien gesetzt, so sollen die Reservierungssysteme vereinheitlicht werden. Diese Business Unit leitet Stirnimann als CEO selber, doch bereits im Mai werde er diese Funktion abgeben und eine neue Geschäftsführung bestellen. Dafür seien mehrere Kandidaten vorhanden. (AH)

Weitere spannende Aussagen des HP-CEO in der Print-Ausgabe des TRAVEL INSIDE vom kommenden Donnerstag. 

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