Ist nachhaltiges Fliegen möglich?

Von nachhaltigem Treibstoff bis zur Flugrouten-Optimierung: Die Swiss stellt am Flughafen Zürich ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen vor.

Nachhaltigkeit in der Flugbranche: Wie dies funktionieren kann, erläuterte die Swiss im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsveranstaltung am Flughafen Zürich.

Bei der Führung durch den Hangar 2, welche exklusiv für Akteure aus der Reisebranche vorbehalten war, gaben Expert*innen detaillierte Einblicke in die Nachhaltigkeitsbestrebungen der Swiss. TRAVEL INSIDE war dabei.

Luftfahrt soll bis 2050 klimaneutral sein

Nachhaltigkeit und Fliegen – Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ergibt bei genauerem Hinsehen bereits mehr Sinn: Wie alle anderen Branchen auch, hat sich die Luftfahrtbranche zum Ziel “Netto-Null” bis 2050 verpflichtet. Bis ins Jahr 2050 soll Fliegen folglich klimaneutral sein. Bis 2030 soll der CO2-Ausstoss bereits um die Hälfte reduziert werden.

Ehrgeizige Ziele, für welche die Zeit knapp scheint. Dennoch sei das Erreichen dieser Ziele möglich, wenn auch anspruchsvoll, hält Melanie Heiniger, Nachhaltigkeitsverantwortliche der Swiss, am Anfang der Führung fest.

Nachhaltiger Treibstoff SAF als Schlüsselrolle 

Nachhaltiger Treibstoff spiele beim Erreichen der Ziele eine Schlüsselrolle. Der sogenannte Sustainable Aviation Fuel (SAF) wird aus modernen Technologien hergestellt, die ohne fossile Brennstoffe auskommen. Zur SAF-Herstellung stehen momentan insbesondere zwei Technologien im Fokus: Der Verbrennungsprozess Sun-to-Liquid sowie der Biomass-to-Liquid-Prozess.

Bei letzterem Prozess wird aus organischem Abfall Treibstoff hergestellt. Die Menge an Bio-Abfall sei heute aber noch zu gering, um daraus ausreichend Treibstoff herzustellen, weshalb es heute erst als Beigemisch zum Einsatz komme.

Mit der Sun-to-Liquid-Methode wird erneuerbares Kerosin aus Wasser und CO2 durch konzentriertes Sonnenlicht gewonnen. Die Solar-Technologie befinde sich aber noch in den Kinderschuhen und werde noch nicht zum Fliegen verwendet.

72% der Emissionen entstehen auf Langstreckenflügen

Im Vergleich zu herkömmlichem Kerosin spart das umweltschonende SAF 80 Prozent CO2 ein. Besonders auf Langstrecken solle bis ins Jahr 2050 nur noch SAF zum Einsatz kommen, denn immerhin sind 72% der gesamten Emissionen auf Langstreckenflüge zurückzuführen.

Das Sustainable Aviation Fuel (SAF) werde heute zwar erst zu einem geringen Teil als Beigemisch zu fossilem Benzin verwendet, doch die Kosten seien bereits hoch: «SAF kostet 4 bis 6 Mal so viel wie herkömmliches Kerosin», sagt Melanie Heiniger gegenüber TRAVEL INSIDE.

CO2-Kompensationen und strategische Partnerschaften

Mit den heutigen Technologien zur Herstellung des Sustainable Aviation Fuel (SAF) werde es in den Jahren 2030 bis 2050 aber keinen Durchbruch geben, so Melanie Heiniger. Die Swiss setze deshalb auch auf CO2-Kompensationen durch Investitionen in Klimaschutzprojekte.

Zudem habe die Swiss strategische Partnerschaften vorangetrieben. Eine davon ist die Partnerschaft mit Climeworks. Das Schweizer Unternehmen hat eine innovative Technologie entwickelt, die CO2 aus der Luft filtert. Diese Technologie könnte zukünftig für die Luftfahrt relevant sein und der Swiss helfen, ihre Umweltziele zu erreichen.

Millionenschwere Investition in neue Flugzeuge 

Darüber hinaus arbeitet das Nachhaltigkeitsteam an technischen Feinheiten der Flugzeugflotte, welche gemäss der Swiss einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die CO2-Reduktion haben dürften. Seit Pandemie-Ende wurde eine millionenschwere Investition vorgenommen, indem 41 Flugzeuge und damit fast die halbe Swiss-Flotte durch umweltschonendere Airbusse ersetzt wurden.

Die neusten Airbusse verfügen über eine Schutzfolie, die von der Haut eines Haies inspiriert ist. Die winzigen Rippen in der Hai-Haut reduzieren den Luftwiderstand. «Dadurch verbraucht ein Flugzeug bis zu 25% weniger Treibstoff», erklärt Marcus di Laurenzio, Sustainability Manager der Swiss, während der Führung.

Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit habe die Swiss dabei Wiederverwendung gross geschrieben. So seien die alten Swiss-Flugzeuge von der Antarktis-Airline übernommen worden und verkehren seither auf der Fluglinie Chile-Antarktis.

Auch durch die Auswahl der Flugroute kann Sprit gespart werden. Zwar hätten die Flugzeuge immer genug Sprit dabei – betont ein Swiss-Pilot bei der Führung – doch manchmal würden alternative Flugrouten nach Start spontan freigegeben werden. Auch zeige der Flugcomputer die effizienteste Flughöhe an, wodurch Sprit gespart wird.

Plastik-Müll an Board reduzieren

Nachhaltigkeits-Potenzial gibt es auch an Board: Trolleys mit Speise-Verpackungen werden nach Landung noch an Board recycelt und Kopfhörer werden neu in einem Briefumschlag verteilt. Rein durch solche Massnahmen konnte bereits 800 kg Plastik eingespart werden.

Angela Lang