Ist Sicherheit schon wieder weniger wichtig?

Diese Frage stellt sich nach der Medienkonferenz des SRV und dem Erscheinen der Reisestudie 2023 von Allianz Partners.
SRV-Präsident Martin Wittwer referiert über die Kernthemen die den Verband beschäftigen (BRA)

SRV-Präsident Martin Wittwer nennt anlässlich der Medienkonferenz die vier Kernthemen Kaufkraft, Nachhaltigkeit, KI und Digitalisierung sowie das ‘Human Capital’, also die Fachkräfte, als Branchenthemen der Zukunft.

Aus der Reisestudie von 2023 geht allerdings ein erstaunliches Umfrageresultat hervor, welches den SRV noch unmittelbarer beschäftigen könnte.

Eine gewisse Sorglosigkeit macht sich breit
Olaf Nink, CEO Allianz Partners erläutert die Studie zum Verhalten der Schweizer Reisebevölkerung (BRA)

Gemäss Olaf Nink, CEO von Allianz Partners Schweiz, der die Studie präsentierte, macht sich bei den Konsument*innen nur ein gutes Jahr nach Ende der Pandemie bereits wieder eine gewisse Sorglosigkeit breit.

So nahm der Anteil der Konsument*innen die Online direkt bei Anbieter buchen um 1%, derjenigen die Online beim Reisebüro oder Reiseveranstalter buchen um 4%, derjenigen die Online auf Sharing Economy Plattformen buchen gar um 4% zu. Der Anteil derjenigen die offline im Reisebüro oder beim Reiseveranstalter buchen nahm hingegen nur um 2% zu.

Gleichzeitig wird wieder weniger auf die Stornobedingungen geachtet (-4%), der Informationsbedarf online ist um 3% gesunken und auf das Gesundheitssystem im Reiseland achten sogar 10% weniger.

Allianz Partners stellt auch gleichzeitig einen leichten  Rückgang beim Abschluss von Jahresversicherungen fest. Eine spontane Frage von Olaf Nink an die anwesenden Medienvertreter*innen wer eine Jahresversicherung hätte beantworteten weniger als die Hälfte mit ja.

Fachkenntnis ja, Sicherheit nein

Die Umfrage des SRV unter 211 Mitgliedern ergab, dass diese Beratung, Fachkenntnisse, Sicherheit, Expertise, Hilfestellung in Krisen und kulante Handhabung bei Naturkatastrophen als die grössten Chancen des Outgoing Tourismus betrachten.

Was persönliche Beratung und Fachkenntnisse betrifft, bestätigt dies die Allianz Partners – Umfrage bei den Konsument*innen (33%). Hilfestellung bei Problemen und Krisen kommt erst an dritter Stelle (24%).

Bei der Frage nach der Wichtigkeit der Absicherung der Kundengelder und der Tatsache, dass Reisebüros dem Pauschalreisegesetz unterstehen , betrifft, kommen aber erstaunliche Resultate zum Vorschein. Für gerade mal 2% der Konsument*innen ist die Kundengeldabsicherung wichtig und sogar nur für 1% die Sicherheit, die das Pauschalreisegesetz bietet.

Ein Kommunikationsproblem?

Entweder sind diese ‘Sicherheiten’ den Konsument*innen effektiv nicht wichtig oder aber sie haben davon kaum Kenntnis. Obwohl dies schlagende Argumente wären im Reisebüro oder beim Reiseveranstalter in der Schweiz zu buchen, kommen diese offensichtlich in der Kommunikation nicht oder nur ungenügend bei den Konsument*innen an.

Angesprochen darauf will SRV-Präsident Martin Wittwer gemeinsam mit der Geschäftsführerin Andrea Beffa und dem SRV-Vorstand Gedanken machen, wie diese beiden ‘Sicherheiten’ besser kommuniziert werden können.

Budget, Inflation und Nachhaltigkeit

Gemäss der Umfrage von Allianz Partners sind die Reisebudgets der Konsument*innen 2023 um 31% gestiegen. Damit liegt die Schweiz vor Grossbritannien (+26%) und Deutschland (+17%) europaweit deutlich an der Spitze. Dies dürfte aber nur von kurzer Dauer sein, denn bereits geben geben 82% der Konsument*innen zur Antwort, die Inflation aktiv wahr zu nehmen und dementsprechend zu handeln.

Die Mehrheit der vom SRV befragten Reisebüros bestätigt, dass Nachhaltigkeit bei den Kund*innen kaum ein Thema ist. Die Allianz Partner – Umfrage zeigt aber auch, dass 33% der Konsument*innen einen Widerspruch zwischen Nachhaltigkeit und Reisen sehen. Für Martin Wittwer ist Nachhaltigkeit ein Kernthema und der SRV will die Reiseunternehmen auf dem herausfordernden Weg zur CO²-Halbierung bis 2030 und zu Netto-Null bis 2050 begleiten.

Olaf Nink empfiehlt, dass der Widerspruch zwischen Reisen und Nachhaltigkeit aufgelöst werden muss. Martin Wittwer hält dazu fest, dass Reisen in andere Länder einen grossen Nachhaltigkeitseffekt hätte, indem für die dortige Bevölkerung dadurch wirtschaftliche Grundlagen, Arbeitsplätze und Infrastruktur geschaffen wird.

Hans-Peter Brasser