Italien überrascht mit Grenzöffnungsplänen

Reisende aus dem Schengenraum sowie Grossbritannien sollen ab 3. Juni wieder ohne weiteres nach Italien einreisen können
Italien Fahne
ZVG/màd

Die Regierung Italiens beschleunigt die Rückkehr zu normalen Verhältnissen nach der Coronavirus-Krise. Insbesondere sollen Reisende aus dem Schengenraum sowie Grossbritannien ab 3. Juni wieder ohne weiteres nach Italien einreisen können. Das hat Rom in der Nacht auf Samstag mit einem Dekret von Ministerpräsident Giuseppe Conte einseitig beschlossen, ohne Rücksprache mit den angrenzenden Ländern, dies vermeldete die «NZZ». Damit haben sich Wirtschaftskreise und insbesondere die Tourismusbranche gegen Bedenken der Gesundheitsbehörden durchgesetzt.

Für Geschäftsleute wie für Touristen bedeutet der Entscheid, dass sie bald wieder beliebig nach Italien fahren oder fliegen können. Die Rückkehr in die Schweiz ist für Schweizer Bürger auf jeden Fall garantiert. Das Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ist derzeit allerdings noch sehr beschränkt. Auf der Strecke Zürich–Rom gibt es täglich einen Direktflug und einen Nachtbus in beide Richtungen, aber keine direkten Züge.

Den heimischen Tourismus retten – Koste es, was es wolle

Bisher hatte sich die italienische Regierung bei der Öffnung der Wirtschaft nach der weitgehenden Schliessung wegen der Coronavirus-Pandemie sehr zurückhaltend gezeigt, zumal die Kurve der Neuansteckungen in Italien viel langsamer als erwartet abflachte. In den letzten Wochen machten aber bestimmte Regionalregierungen und Wirtschaftsverbände zunehmend Druck, die Öffnung zu beschleunigen, so die «NZZ» weiter.

Nun hat die Regierung dem Druck nachgegeben. Es ging ihr darum, Alleingänge einzelner Regionen zu vermeiden und damit ein Chaos von widersprüchlichen Vorschriften. Verschiedene Regionalgouverneure hatten damit gedroht, die Öffnung nach ihren eigenen Plänen und Terminen voranzutreiben, ohne weiter auf Rom zu warten. Sie ermunterten etwa die Wirte, die Öffnung ihrer Restaurants und Bars vorzubereiten. Schon am Montag können diese nun im ganzen Land ihre Lokale öffnen, der Mindestabstand zwischen den Plätzen muss einen Meter betragen. Ebenfalls öffnen können Museen und Badestrände, hier braucht es eine Fläche von zehn Quadratmetern für jeden Sonnenschirm. Um die Abstandsregeln wurde bis zuletzt gefeilscht. Die Regionen können eigene, abweichende Vorschriften erlassen.

Drei Regionen weiterhin kritisch

Nur in drei Regionen Italiens gilt die Infektionslage noch als «mässig» kritisch, in allen anderen scheint das Virus fürs Erste unter Kontrolle gebracht worden zu sein. Dies berichtete des «Tages-Anzeiger». Neben der Lombardei, wo es noch immer täglich Hunderte neue Ansteckungen gibt, gehört Umbrien dazu, das aber unterdessen bereits wieder bei null Neuinfektionen steht, und die Region Molise, wo sich Dutzende bei einer unerlaubten Bestattungsfeier infiziert haben. (TI)