Jonas Sulzberger: «Schöne und sichere Ferien sind möglich»

Jonas Sulzberger, Geschäftsführer Reisebüro Sulzberger, über die Impf-Pflicht, seine «Praxistests» und was er Positives aus der Krise mitnimmt.
Jonas Sulzberger

Sein erstes Sackgeld hat sich Jonas Sulzberger mit dem «Prospekte klebern» im elterlichen Reisebüro verdient. Gegründet wurde das unabhängige Reiseunternehmen 1985 in Neuhausen am Rheinfall und befindet sich seit dessen an diesem Standort. Das Reisebüro wurde Jonas Sulzberger damit sprichwörtlich in die Wege gelegt, so durfte er in seiner Kindheit bereits mit seinen Eltern viele Länder und Kontinente besuchen. Dies brachte eine gewisse Demut vor Dingen, die in anderen Ländern anders laufen als hier. Eine Erfahrung, die er niemals missen möchte. 

Jonas Sulzberger hat 2017 das Reisebüro seiner Eltern mit einer langjährigen und kompetenten Belegschaft sowie einer herzlichen Kundschaft übernommen. «Sulzberger verbindet man hier mit Reisen, in dieser Hinsicht steht der Name für ein Label. Ausserdem ist es durchaus auch vertrauensbindend, wenn jemand im Büro gleich wie der Betrieb heisst.» Dies und die Erkenntnis, dass ihm das Vermitteln der schönsten Zeit im Jahr grösste Freuden bereitet, waren die Beweggründe für die Übernahme des ausgebildeten Tourismusfachmanns, der ausserdem auch Stationen bei Kuoni, TUI und Hotelplan durchlief. 

Den «Mehrwert Mensch» im Reisebüro kann Sulzberger auch mit seiner Vergangenheit in der Kanti Schaffhausen gut in Einklang bringen. «Ich habe das altsprachliche Profil absolviert», das humanistische Gymi also. «Der Humanist soll unbedingt in mir weiterleben.»

Viele Hobbies hat der Geschäftsführer neben dem Reisen nicht. «Keine Zeit. Ich verbringe die Zeit ausserhalb des Büros und dem Reisen mit den Dingen, die mir eh unausweichlich sind: Essen, Schlafen und Leute treffen. Ich versuche diese Dinge aber so gut und angenehm wie möglich zu definieren. Das heisst eben: gut essen, gut schlafen und die Leute treffen, die mir wichtig sind.»

Den Lockdown-Koller macht sich Sulzberger mit dem Hören von Musik abseits des Mainstreams und dem Anschauen von Videos mit dicken, tollpatschigen Leonberger-Hunden im Internet erträglicher. Bereits als Kind wuchs er mit dieser Hunderasse auf. Ein Vierbeiner an seiner Seite würde ihn manchmal schon reizen,  doch momentan sei sein Lebensstil mit Reisen und eigenem Geschäft nicht mit einem Hund vereinbar.


Jonas Sulzberger, wie wichtig ist das Reisen für Sie persönlich?

Mein Name hängt dran, darauf ist meine berufliche Existenz aufgebaut. Es ist also existentiell. Reisen ist mein Beruf. Und so banal es klingt: Ich finde alles gut, ich habe keine Lieblingsdestination.

Sie waren im letzten Jahr viel unterwegs – welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit auf Reisen mitnehmen können?

Von den sechs besuchten Flugreise-Destinationen habe ich keine besucht, die zu dem Zeitpunkt in einem harten Lockdown war. So empfand ich die Bestimmungen nirgends als einschränkend und doch habe ich mich sicher gefühlt. Meine Reisen hatten immer einen touristischen Background, ich übernachtete in Hotels und nutzte die Dienste der Agenturen vor Ort. Die Tourismusbranche hat ihre Aufgaben gemacht, die Wertschätzung von mir als Gast und den Gastgebern mir gegenüber war immer da. Schöne und sichere Ferien sind also möglich. 

Ausserdem dreht sich ja nicht alles «nur» um schöne Ferien am Strand, sondern auch über Testmöglichkeiten, Ein- und Ausreisemodalitäten sowie Erfahrungswerte auf Flugreisen. Unsere Kunden sind jedenfalls froh, dass wir aus erster Hand berichten können, auch wenn unsere sogenannten Praxistests keinen Boom ausgelöst haben.

Gibt es Ihrer Meinung nach dieses Jahr bereits einen Reise-Boom?

Ich beobachte noch keinen. Der Boom geht dorthin, wo unkompliziertes und sicheres Reisen möglich ist.

Sie sind äusserst aktiv auf den Sozialen Medien – was ziehen Sie daraus? 

In meinen öffentlichen Posts schwingt natürlich immer die Hoffnung mit, dass ich eine Reise-Intention daraus generieren kann (wo die Buchung natürlich in unserem Reisebüro landet). In internen Gruppen geht es mir schlichtweg darum, immer am Ball zu bleiben und von Erfahrungswerten zu profitieren, die auch wir «in diese cloud» weitergeben. Übrigens ein sehr positiver Aspekt dieser Krise. Ich empfinde es so, dass wir als Branche zusammengewachsen sind, und der eine viel mehr dem anderen hilft. Eine gewisse digitale Affinität habe ich hier durchaus, aber unser Kundenkontakt entsteht meistens analog – wir sind immer noch ein Ladengeschäft und die Leute sind immer noch froh, wenn sie für eine Beratung vorbeikommen können. Hybride Lösungen sehe ich immer noch als den Königsweg.

Was halten Sie von der Impf-Pflicht?

Von Pflichten halte ich nicht viel, auch wenn ich für mich persönlich schon lange den Entscheid gefällt habe, dass ich mich impfen lassen werde (sobald diejenigen geimpft worden sind, für die es zwingend ist). Den PCR-Test als Alternative dazu sehe ich als legitimer und pragmatischer Lösungsvorschlag. Am «Testen, Testen, Testen» werden wir fürs Erste wohl eh nicht Vorbeikommen – ich selber habe mich schon 8-mal testen lassen (und war 8-mal negativ) – ich habe also schon Übung darin.

Ziehen Sie auch Positives aus dieser beispiellosen Krise – wenn ja, was?

Neben dem Zusammenwachsen der Branche die Wertschätzung fürs Reisen. Wie ich es schon festgehalten habe, ist mit den Bestimmungen und Umständen durchaus ein gewisser Respekt vor dem Reisen und ihren Bediensteten entstanden. Dieses «mit einem Mausklick» buchen, wo die Online-Portale ja darauf abzielen, ist im Moment nicht angebracht und spielt ja auch uns Reisebüros in die Hände.

Sind für dieses Jahr weitere Reisen geplant, wenn ja wohin?

Meine Kollegen im Büro haben den Vorrang, gebucht habe ich noch nichts. Ich bin ungebunden und kann auch «last minute» weg, wenn ich sehe, dass wir im Büro volles Haus haben oder keine wichtigen Termine anstehen. Auf jeden Fall bin ich absolut ready für weitere «Praxistests». Die Dienstleister im Tourismus haben es sich mit den geleisteten Schutznahmen alle verdient, von uns getestet zu werden, sodass wir unseren Kunden schöne und sichere Ferien vermitteln können. 

(Yannick Suter)