Kreuzfahrten meiden russische Häfen

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich auf die Cruise-Routen in der Ostsee und im Schwarzen Meer aus.
Kein Cruise-Ziel mehr: St. Petersburg. ©MSC
Beat Eichenberger, TRAVEL INSIDE Cruise-Spezialist

Die Hoffnungen waren gross, dass mit dem Abflauen der Corona-Pandemie auch für die Kreuzfahrten so etwas wie eine «neue Normalität» Einzug hält. Doch nun sorgt der Krieg in der Ukraine erneut für Routenänderungen, Umbuchungen, Stornos und generelle Unsicherheit.

Ostsee ohne Highlight St. Petersburg

Im Vordergrund stehen die Routen in der Ostsee, von Frühling bis Herbst ein populäres nordeuropäisches Cruise-Revier. Die meisten Reedereien haben inzwischen die geplanten Anläufe in der einstigen Zarenstadt St. Petersburg, eines der Highlights im Baltikum, für diese Saison aus dem Programm gestrichen und durch andere Häfen in der Region ersetzt. Dies aus Solidarität mit den ergriffenen Sanktionen, aus ethisch-moralischen Bedenken oder aus generellen Sicherheitsüberlegungen.

Auf Anläufe in St. Petersburg verzichten gemäss den vorliegenden Informationen alle drei grossen Cruise-Konglomerate mit ihren verschiedenen Marken: Carnival Corporation (Aida, Costa, Cunard, Holland America, Princess, Seabourn, Carnival, P&O), Norwegian Cruise Line Holdings (NCL, Oceania, Regent Seven Seas) und Royal Caribbean Group (RCI, Celebrity, Silversea sowie Joint-Venture TUI Cruises/Hapag-Lloyd Cruises).

Auch MSC Cruises setzt von Mai bis Oktober die Anläufe in St. Petersburg mit der MSC Preziosa, Grandiosa, Poesia und Virtuosa aus und ersetzt die russische Stadt mit alternativen Häfen wie Stockholm, Helsinki oder Tallinn. Weitere Reedereien gehen ähnlich vor, etwa Sea Cloud Cruises, Plantours und Phoenix Reisen oder Viking Ocean, Atlas Ocean und Windstar Cruises.

Schwarzes Meer in der Schwebe

Einige Reedereien sahen in diesem Sommer auch wieder einzelne oder mehrere Fahrten im Schwarzen Meer vor. Dies gilt etwa für TUI Cruises, Phoenix Reisen, Ponant, Seadream, Silversea, Azamara, Oceania, Regent Seven Seas oder Windstar. Gemäss ersten Informationen fallen zumindest die Anläufe in Sotchi und Odessa ausser Traktandum – ob und in welcher Form die geplanten Schwarzmeer-Routen überhaupt zur Durchführung kommen, ist momentan noch unklar.

Anmerkung in Klammer: Ab Sotchi sollte die auf den russischen Markt ausgerichtete Astoria Grande (ex-Aida Cara) zum Einsatz kommen. Das Vorhaben dürfte ebenso ungewiss sein wie die Fahrten der Prince Vladimir der russisch-staatlichen Black Seas Cruises (Rosmorport).

Auch Expeditionsfahrten betroffen

Auch im Rahmen von speziellen Expeditionen werden vereinzelt russische Gewässer befahren und russische Destinationen angelaufen. Das gilt insbesondere für die Arktis und Fahrten im Nordpolarmeer nach Franz-Josef-Land und in die Karasee. Zudem führt die eine oder andere Expedition in der Beringsee nach Kamtschatka. Auch hier dürfte es zu Anpassungen der Routen oder gar Stornierungen kommen.

Flussfahrten werden ausgesetzt

Schliesslich werden diesen Sommer, wie TRAVEL INSIDE bereits meldete, wohl auch keine Flussfahrten auf russischen Flüssen zur Durchführung kommen. Im Katalog schrieb Mittelthurgau bereits ab Mai wieder Fahrten mit der Excellence Katharina von Moskau nach St. Petersburg (und auf der Wolga bis ans Kaspische Meer) oder mit der Michail Svetlov auf der Lena von Jakutsk bis zum Eismeer aus.

Ein ähnliches Programm stellte auch Thurgau Travel im Katalog mit Fahrten der Thurgau Karelia von Moskau nach St. Petersburg (sowie zum Weissen Meer, resp. zum Kaspischen Meer) in Aussicht, zudem Reisen mit der Remix auf dem Ob in Sibirien. Bei beiden Anbietern werden Russland-Fahrten nun aber auf der Website nicht mehr angezeigt, resp. sind nicht mehr buchbar.


Hier weitere, noch nicht gesondert gemeldete News der letzten Tage aus der weiten Welt der Schiffsreisen:

© Star Clipper

Star Clipper lockt mit Sommerspecial. Wie Star Clippers meldet, hat es für die Sommer-Abfahrten der Royal Clipper und Star Flyer nur noch wenige Restplätze. Auf dem Viermaster Star Clipper, der für jeweils eine Woche ab Rom-Civitavecchia, Cannes und Athen bzw. Istanbul im Mittelmeer segelt, hat es aber noch genügend Kapazitäten. Für 18 Sommer-Termine gilt bis 30. April gar ein Sonderangebot: Zur Anwendung kommen EUR 150 Bordguthaben pro Person und ein Kabinen-Upgrade bis zur Kategorie 2.

Princess Cruises startet Summer-Sale. Im Rahmen eines Sommersales bietet Princess Cruises für mehr als 60 Kreuzfahrten im Mittelmeer und in Nordeuropa bis zu 45% Rabatt auf den tagesaktuellen Raten. Die Aktion gilt für Buchungen bis 30. April für ausgewählte 8- bis 22-tägige Reisen zwischen dem 23. April und 8. Oktober 2022 an Bord der Regal Princess und der Enchanted Princess.

©NCL

Norwegian bringt «Winemakers» nach Europa. Die erfolgreiche «Meet the Winemaker»-Reihe von Norwegian Cruise Line findet 2022 zum sechsten Mal statt. Dabei kommt auf ausgewählten Kreuzfahrten mit der Norwegian Encore, Escape, Joy und Bliss ein exklusives Programm mit renommierten Weingütern, Winzern und Experten zur Durchführung. Zum ersten Mal werden nun solche Reisen auch in Europa durchgeführt, nämlich am 17. Juli und 12. Oktober 2022 mit der Norwegian Escape nach Griechenland und Italien. Gastgeber sind Antonio Hidalgo vom spanischen Sherry-Haus Bodegas Hidalgo La Gitana und der Winemaker of the Year 2018 Sandro Bottega. Nebst persönlichen Kontakten mit Winzern und Experten stehen auch verschiedene Seminare, Verkostungen und kulinarische Abendessen mit Weinbegleitung auf dem Programm.

US-Reedereien lockern Maskenpflicht. Während europäische Reedereien noch weitgehend an ihren Covid-Schutzmassnahmen festhalten oder diese gar verschärfen (Booster), sehen die neuen Corona-Regeln der amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC für Seereisen ab US-Häfen gewisse Lockerungen vor. So können etwa vollständig geimpfte Passagiere seit 1. März im Innern auf das Tragen von Masken verzichten, dies wird aber da und dort weiterhin empfohlen. Sowohl Carnival, Royal Caribbean wie Norwegian haben diese Regelung übernommen.

©Plantours

Mit Plantours abseits der Massen. Das neue Programm der Hamburg von Plantours, dem «kleinsten Kreuzfahrtschiff Deutschlands» (400 Passagiere), führt bis Mai 2024 eine Vielzahl von nicht alltäglichen Routen auf. Zum Indian Summer nimmt das Schiff Kurs auf die grossen Seen in den USA und Kanada, legt danach in Miami und Key West an und verbindet eine Antarktis-Kreuzfahrt mit der Route vom Kap Hoorn über Südgeorgien nach Kapstadt in Südafrika. Chiles Fjorde, Peru, Ecuador oder der Panamakanal und die Umrundung von Kuba stehen ebenso auf dem Fahrplan wie Indien, Sri Lanka, Oman oder Saudi Arabien und Ziele in Europa.

Carnival Celebration startet im November. Mit der Carnival Celebration nimmt Carnival Cruise Line am 6. November in Southampton das erste Schwesterschiff der Mardi Gras in Dienst. Danach geht es über den Atlantik nach Miami. Bei dem derzeit auf der Meyer-Werft in Turku (Finnland) im Bau stehenden Schiff der Excel-Klasse handelt es sich um das zweite LNG-Schiff für Carnival. Es wird wie seine Vorgängerin an Deck über eine spektakuläre Achterbahn verfügen, ebenso über ein beeindruckendes Atrium mit unzähligen Unterhaltungsaktivitäten und vielen, auch neuen Restaurant-Optionen.

©Explora

Meilenstein für die Explora I. Die neue Luxus-Lifestyle-Reisemarke der MSC Group, Explora Journeys, nimmt Gestalt an: Kürzlich fand auf der Fincantieri-Werft in Monfalcone die Münzzeremonie für den ersten Neubau statt, die Explora I. Das Schiff soll im Mai 2023 seine Jungfernfahrt antreten. Die Münzzeremonie ist eine alte Tradition, die beim Versenken des ersten Blocks oder eines Teils des Schiffes im Baudock erfolgt. Im vergangenen November startete zudem der Bau des zweiten Schiffes Explora II, das im Frühjahr 2024 die ersten Gäste an Bord begrüssen wird. Zwei weitere Schiffe werden in den Jahren 2025 und 2026 zur Flotte stossen.

Celebrity Ascent legt im Dezember 2023 los. Celebrity Cruises hat das Startdatum für das vierte Schiff der Edge-Klasse, die Celebrity Ascent, bekannt gegeben: Der Neubau tritt seine Jungfernfahrt am 3. Dezember 2023 in Fort Lauderdale an und wird die Debüt-Saison in der Karibik verbringen. Insgesamt setzt Celebrity in der Winter-Saison 2023/24 acht Schiffe in der Karibik ein.

©Silversea

Silversea stellt Suiten der Silver Nova vor. Die erste Einheit der neuen Nova-Klasse von Silversea, die Silver Nova, wird im Sommer 2023 erstmals in See stechen. Die Reederei hat nun erste Informationen zu den Suiten veröffentlicht. Diese werden über einen neuen Designansatz mit symmetrischer Gestaltung sowie einem horizontalen Aufbau eine neue Suiten-Generation begründen. Das heisst: Erstmals auf einem Silversea-Schiff erstrecken sich die Suiten über die gesamte Länge des Schiffes auf vier Deck. Gleichzeitig werden neue Suiten-Kategorien wie die Signature Suite oder die Otium Suite eine noch grössere Auswahl bieten. Alle 364 Suiten, zwischen 33 und 123 qm vermessen, sollen ein Höchstmass an Komfort und privatem Raum bieten.
((Foto Silversea))

Vasco da Gama auf Weltreise 2023/24. Die Vasco da Gama von Nicko Cruises geht in der Saison 2023/24 erstmals auf Weltreise. 183 Tage, 90 Häfen und 40 Länder auf fünf Kontinenten sind die Eckdaten. Der Start erfolgt am 10. Oktober 2023 in Lissabon, immer ostwärts kommt das Schiff am 8. April 2024 wieder dort an. Dabei steuert die Vasco da Gama Destinationen in Afrika, Südostasien, Australien und Neuseeland, in der Südsee, an der Pazifikküste Mittelamerikas, in der Karibik sowie die atlantischen Inseln Kapverden und Madeira an. Die Reise ist auch in vier einzelnen Etappen buchbar.

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180 Tage um die Welt mit Oceania. Oceania Cruises hat das Programm der Weltreise 2024 der Insignia veröffentlicht. Diese führt ab dem 14. Januar 2024 von Los Angeles in 180 Tagen westwärts via Pazifik, Australien/Neuseeland, Asien, Arabien und Europa nach New York. Dabei werden über 100 Unesco-Welterbstätten an 96 Zielen in 34 Ländern besucht. Zusätzlich hat Oceania in der Saison 2023/24 vier neue Grand Voyages zwischen 72 und 83 Tagen publiziert. Diese führen von Los Angeles nach Sydney, von Abu Dhabi nach Tokio, von Mumbai nach Tokio oder von Papeete nach Kapstadt.

Beat Eichenberger