Lufthansa kann frisches Kapital besorgen

Zuerst dürften aber die Staatshilfen ausgeschöpft werden.
Lufthansa Aufsichtsratsvorsitzender. Karl-Ludwig Kley. ©Lufthansa

Die Aktionäre der Deutschen Lufthansa haben eine mögliche Kapitalerhöhung in Höhe von bis zu EUR 5,5 Mia. mit grosser Mehrheit bewilligt. Damit hat der Konzern die Möglichkeit, in den kommenden fünf Jahren zumindest einen Teil der Corona-Staatshilfen mit neuem Eigenkapital zurückzuzahlen.

«Der Beschluss soll uns in die Lage versetzen, flexibel eine Kapitalerhöhung durchzuführen, damit wir unsere Bilanzkennzahlen wieder stärken und zu alter finanzieller Stabilität zurückkehren können», warb CEO Carsten Spohr in seiner Rede für den Beschluss. Über Zeitpunkt und Höhe einer solchen Massnahme sei noch nicht entschieden. Der Konzern finanziere sich lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler, so Spohr.

Ein Drittel der Hilfe ist bezogen

Insgesamt hatte der Konzern von Deutschland, Österreich, Belgien und der Schweiz rund EUR 9 Mia. Staatshilfen erhalten. Rund ein Drittel der deutschen Staatshilfe sei bisher bezogen worden, nämlich EUR 2,3 Mia. der bewilligten Kreditlinien von EUR 6,8 Mia.

EUR 1 Mia. davon wurde  durch die Rückzahlung des KfW-Kredits inzwischen wieder getilgt. Finanzchef Remco Steenbergen stellte allerdings in Aussicht, dass der Konzern zuerst Geldes des Wirtschaftsstabilisierungsfonds abrufen könnte, ehe er eine Entscheidung zur Ausnutzung des neuen genehmigten Kapitals treffe.

Der Kapitalmarkt reagierte zurückhaltend. Die Begeisterung, frisches Geld in die Lufthansa zu pumpen ist nicht überbordend. Vor allem weil jede Kapitalerhöhung den Wert der Aktien der bisherigen Aktionäre massiv verwässern wird und die wirtschaftlichen Aussichten der Luftfahrtbranche durchzogen sind.

Ohne Staatsgeld wäre Lufthansa pleite

In der Corona-Krise hat Lufthansa 2020 einen Rekordverlust von EUR 5,5 Mia. eingeflogen. Ohne Staatshilfe wäre eine Insolvenz der Airline-Gruppe unvermeidlich gewesen, erklärte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley an der Hauptversammlung des Konzern.

Seither hat sich der Luftverkehr wegen der Pandemie kaum erholt. Ein Grossteil der Flotten von Lufthansa, Eurowings, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Swiss stehen noch am Boden. (TI)