Mallorca: Neue Benimmregeln für Ballermann-Touristen

An der Schinkenstrasse soll künftig ein anderer Wind wehen. Die Stadtregierung will die Sauftouristen in ihre Schranken weisen.
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Seit Jahren bemüht sich der Stadtrat von Palma, die Trinkgelage rund um den berühmt-berüchtigten Ballermann auszumerzen. So hat er seit dem Jahr 2000 immer wieder neue Gesetze und Verordnungen erlassen, um die Sauftouristen in ihre Schranken zu weisen. Von einer mitternächtlichen Musiksperre für die Biergärten über eine verschärfte Polizeipräsenz, mehr Überwachungskameras, über eine Interventionszone, in der der Alkoholkonsum auf offener Strasse verboten wurde, bis hin zu einer umfangreichen «Verordnung für ziviles Zusammenleben », in der Benimmregeln und entsprechende Bussen – beispielsweise für das Urinieren auf den Strassen – erlassen wurden.

NUR: DER ERFOLG WAR überschaubar, die Anwohner von den johlenden Touristen ausser Rand und Band nach wie vor genervt. Seit dem 1. April gelten nun noch strengere Regeln gegen den Sauftourismus. Das Parlament schickte das Regelwerk im November 2018 in die Vernehmlassung, im März wurde daraus das Gesamtpaket namens «ZEIT», als Ergänzung zu den bereits bestehenden Ballermann-Benimmregeln, geschnürt.

Das Kürzel steht für «Zona d’Especial Interès Turístic» – ein Gebiet von besonderem touristischen Interesse. Dazu gehören die gesamte Playa de Palma, die Cala Major, das Altstadtzentrum, die Partymeile Paseo Maritimo und Teile der Strasse Joan Miro im Ausgehviertel von Gomila. Die seit 2010 bestehenden Regeln für den Konsum von Alkohol auf den Strassen wurde angepasst: Nun ist es in diesen Zonen auch verboten, Alkohol sichtbar in den Schaufenstern zu platzieren, ebenso wie das Angebot von Happy Hours. Des Weiteren ist auf der gesamten Playa das Verteilen von Flyern untersagt. Wer betrunken mit einer Flasche Alkohol in der Hand auf den Strassen herumjohlt, wird einmalig verwarnt und muss beim Wiederholungsfall 750 Euro berappen. Die berüchtigten Botellóns, also ausufernde Trinkgelage in grossen Gruppen, werden gar mit saftigen Bussen von bis zu 3000 Euro geahndet.

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Insbesondere die Schinkenstrasse musste bauliche Massnahmen ergreifen, um die neuen Verordnungen einhalten zu können – so beispielsweise physische Sperren zur Strasse, die weder übersprungen noch untergangen werden können. Zudem müssen die Lokale hier neu über getrennte Ein- und Ausgänge verfügen. Die trinkfreudigen Touristen dürfen ihre Getränke zudem nicht mehr aus den neu komplett eingezäunten Biergärten mit auf die Strasse nehmen. 2200 Euro beträgt die Mindeststrafe bei einer Zuwiderhandlung. Allerdings würden die Behörden Augenmass walten lassen: «Niemand kriegt Ärger, nur weil er ein Bier auf offener Strasse trinkt», wird ein Sprecher der Stadt in der «Mallorca Zeitung» zitiert. Es gehe darum, unsittliches Verhalten zu unterbinden: «Wenn Menschen auf der Strasse urinieren, sich übergeben oder andere Touristen belästigen, schreiten wir ein – und dann wird es Strafen geben.»

DIESE NEUEN BENIMMREGELN gelten bis Ende Oktober. Um deren Einhaltung auch konsequent überprüfen zu können, wurde die Zahl der diensthabenden Beamten in den «ZEIT»-Zonen um 120 Mitarbeiter erhöht. Ob damit nun die Playa das Problem des Sauftourismus lösen kann, wird sich spätestens in den Sommerferien weisen.


Die wichtigsten Neuerungen

• Verbot von Alkohol in Schaufenstern
• Verbot von Plakaten mit Happy Hours zu Dumpingpreisen
• Getränke dürfen nicht mehr auf die Strasse mitgenommen werden
• Das Verteilen von Flyern ist untersagt
• Botellóns sind verboten

Elisha Schuetz