«Marktteilnehmer werden nicht mehr da sein»

Hotelplan-Group-CEO Thomas Stirnimann zu den Folgen der Coronavirus-Krise.
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Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise pflügt die ganze Wirtschaft um, auch die Reisebranche. Mit noch völlig unabsehbaren Folgen, die aber mit Sicherheit gigantisch sein werden. Viele in der Reisebranche befänden sich im Überlebensmodus, sagt Thomas Stirnimann, CEO der Hotelplan Group, im Gespräch mit TRAVEL INSIDE. «Wenn sich die Lage normalisiert hat, wird die Reiselandschaft anders aussehen. Es werden wohl Marktteilnehmer leider nicht mehr da sein, und auch das Reiseverhalten der Kunden könnte sich ändern.»

Weil Kunden ihre Reisen stornieren und ihre Vorauszahlungen zurückverlangen, fliesst derzeit viel Geld aus den Kassen der Leistungsträger und bedroht auch deren Liquidität. In der Reiseindustrie herrsche derzeit ein richtiges «Cash-Gerangel», sagt Stirnimann. Auch wenn die meisten Leistungsträger vernünftig seien was Rückzahlungen an die Kunden angeht, seien doch bei den Hoteliers und Airlines nicht alle gleicher Meinung. Aber, mahnt Stirnimann: «Der Kunde kann jetzt ja auch nichts dafür, wenn die Reise nicht stattfinden kann.»

Derzeit fliesst auch bei Hotelplan mehr Geld ab, als neues Geld hereinkommt. Hotelplan erstattet seinen Kunden selber alle Vorauszahlungen bei Pauschalreisen bis 19. April. Bis dahin werden alle Reisen abgesagt. «Wir haben uns entschieden, nicht mit unseren Kunden über Rückzahlungen zu streiten, sondern uns mit den Leistungsträgern zu arrangieren», so Stirnimann. Damit sind Kunden, die Pauschalreisen gebucht haben, eindeutig im Vorteil – woran sie sich hoffentlich nach der Krise erinnern mögen.

Mitarbeiter am Counter werden beschimpft und bedroht

Mit diesem Vorgehen entlastet Hotelplan auch die Mitarbeiter an der Front. Sie mussten sich in den vergangenen Wochen viel anhören von Kunden, die nicht verstehen, dass sie gebuchte Reisen nicht in jedem Fall kostenlos stornieren konnten. «Angst ist eben kein Annullationsgrund», so Stirnimann. Zu denken geben ihm allerdings die Reaktionen von gewissen Kunden, deren Reise nicht annulliert werden konnte. «Da wurden unsere Mitarbeiter übel beschimpft, beleidigt oder gar bedroht», so Stirnimann kopfschüttelnd.

Für die Hotelplan Gruppe selber ist Stirnimann zuversichtlich, die Krise zu meistern. Mit Migros hat der Reiseveranstalter eine potente Besitzerin im Rücken. Und Migros halte zu Hotelplan. Auch weil die Gruppe über Jahre positive Resultate abgeliefert habe. Dazu komme: «Wir haben unser Wachstum nicht mit Kundengeld finanziert, lebten also von dem, was wir erwirtschafteten und nicht auf Pump.» (CM)