Muss sich die Reisebranche wegen der Teuerung Sorgen machen?

Die Teuerung in der Schweiz lag im Dezember 2022 bei 2,8 Prozent und somit höher als die letzten 30 Jahre.
Frisst die Teuerung die Ferienbudgets auf? ©Shutterstock

Anfang der 90iger Jahre des vergangenen Jahrhundert durchlief die Schweiz eine Rezession, welche 1993, dem Jahr mit der letztmals höheren Inflationsrate von 3,3%, endete.

Die Gründe für diese Teuerung damals waren unterschiedlich. Unter anderem lag es daran, dass das Vertrauen in eine positive wirtschaftliche Entwicklung wegen dem ‘EWR-Nein’ am 6.12.1992 schwand.

Ist 2,8 Prozent Teuerung viel?

Verglichen mit unseren Nachbarländern mit einer Teuerung von 7,9% in Deutschland und 8,9% in Österreich, natürlich nicht. Verglichen mit den Teuerungsraten der vergangenen Jahre, welche sich jeweils im Promillebereich bewegten und 2020 sogar rückläufig war, hingegen schon.

Der Anstieg ist vor allem auf höhere Preise für Erdölprodukte und Wohnungsmieten zurückzuführen, fiel allerdings nicht so hoch aus wie im Sommer, als die monatliche Teuerung mit 3,5% (August) am höchsten war. Für 2023 und 2024 rechnet die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einer leichten Abschwächung der Teuerung auf 2,4% resp. 1,8%.

Was bedeutet das für die Outgoing-Branche?

Bevölkerungsgruppen, die bereits früher mit ihrem Einkommen zwar ihre täglichen Bedürfnisse decken, sich aber keine Extravaganzen leisten konnten, können dies nun noch weniger tun.

Bevölkerungsgruppen, für die nebst den täglichen Bedürfnissen noch etwas für Freizeit und Vergnügen übrig blieb, bleibt jetzt nichts mehr übrig. Dies kann sich auf das Niedrigpreissegment in der Touristik auswirken, zumal die Kosten für Reisen aus den selben Gründen gestiegen sind.

Diejenige Bevölkerungsgruppe, die heute noch etwas für Freizeit und Vergnügen übrig hat, wird dies möglicherweise etwas vorsichtiger einsetzen als im Jahr 2022. Damals war der Nachholbedarf wegen der Corona-Pandemie wohl grösser als die Vernunft. In 2023 könnte die Vernunft zwangsläufig über den noch immer anhaltendem Nachholbedarf siegen.

Die Kosten für Auslandreisen werden bei der Errechnung der Teuerung nicht berücksichtigt, denn diese sind nicht im sogenannten Warenkorb enthalten. Die höheren Kosten, die auch im Ausland bei Transport und Unterkunft aufgrund gestiegener Energiepreise entstehen, werden offensichtlich weitergegeben.

Vielfach werden diese aber durch die Kursentwicklung zwischen Euro, Dollar und anderen Währungen und dem Schweizer Franken zumindest kompensiert.

Zudem scheint sich auch Angebot und Nachfrage für Flüge wieder einzupendeln. Das führt einerseits zu einem verschärften Konkurrenzkamp und andererseits trotz höheren Kerosinpreisen zu einer Entspannung bei den Flugpreisen, was sich durch gewisse Preiskationen von einzelnen Fluggesellschaften bereits bemerkbar macht.

Hans-Peter Brasser