«Nordamerika ist nebst den Homemarkets unser wichtigstes Verkehrsgebiet»

TRAVEL INSIDE sprach mit Andreas Gerber, Head of Touristic Sales Switzerland der Lufthansa Group, im Rahmen des Destination Launch nach Washington D.C.
Andreas Gerber beim Gespräch mit TRAVEL INSIDE während dem Swiss-Flug nach Washington D.C. in der Business Class des A330-300. ©Christoph Fontanive

Andreas Gerber, wie ist die Buchungslage angelaufen für die drei neuen Langstreckendestinationen im Sommerflugplan Seoul, Toronto und natürlich speziell für Washington?

Wir sind sehr zufrieden mit dem Buchungsstart der drei Destinationen, speziell für Washington sehen wir einen bunten Mix an verschiedenen Kundensegmenten und im Outlook sind wir deshalb sehr zuversichtlich, dass sich diese Destination lohnt – zusätzlich zum täglichen Direktflug von United, den es bereits gegeben hat.

Wie ist das Verhältnis der Buchungsanteile zwischen Retailer und Direktvertrieb bislang?

Die Nachfrage präsentiert sich bis anhin sehr ausgeglichen– sowohl aus dem Firmenkundensegment, als auch über touristische Kanäle wie Reisebüros und Veranstalter. Auch direkt über swiss.com gehen ähnlich viele Buchungen ein. Die Kanäle halten sich in etwa die Waage.

Gibt es bereits absehbare Peaks, an denen Kapazitätsengpässe zu erwarten sind? Immerhin sind im Codeshare mit United täglich zwei Flüge mit je fast 250 Flugsitzen nach Washington verfügbar.

Bevor wir eine neue Langstreckendestination eröffnen, beschäftigen wir uns sehr intensiv mit dem Angebot und der Nachfrage. Speziell beim Washingtonflug erwarten wir rund ums Jahr an allen sieben Tagen eine starke Nachfrage und Auslastung.

Wie gross wird die Nachfrage speziell in den Sommerferien sein? Swiss hat die drei neuen Destinationen ja auch im B2C-Bereich sehr intensiv beworben.

Wir arbeiten sehr eng mit den grossen TO in der Schweiz zusammen und wissen von ihnen, dass diese drei neuen Destinationen grosses Potenzial haben. Die Nachfrage wie auch der Buchungsstand sind entsprechend erfreulich, nicht nur im touristischen, sondern im Fall von Washington gerade auch im Geschäftsreisesegment.

Welche Faktoren haben den Ausschlag gegeben, gerade Washington als achte Destination in den USA ins Routemap aufzunehmen?

Es ist immer ein Zusammenspiel von Opportunitäten, die sich am Markt anbieten, und der Nachfragesituation. Nordamerika ist für Swiss nebst den Homemarkets das wichtigste Verkehrsgebiet – und zwar in beide Richtungen, also nicht nur one-way aus der Schweiz und Europa heraus, sondern auch umgekehrt.

Schweiz Tourismus verzeichnet einen enormen Zuwachs an Touristen aus Nordamerika. Dasselbe gilt auch für Südkorea, wo wir bei Seoul bereits eine höchst erfreuliche Buchungslage in Richtung Schweiz haben. Der dortige Markt bietet viel Potenzial und Menschen, die Europa und die Schweiz besuchen wollen.

Dazu kommt, dass Washington im gesamten Atlantik-Joint-Venture ein sehr bedeutender Hub ist für Anschlüsse nach ganz Nordamerika und auch in die Karibik.

Vertiefen wir den Drehkreuz-Gedanken von Washington, dann wird diese Destination künftig also nicht nur im Sommerflugplan auftauchen, sondern das ganze Jahr über angeflogen – respektive ist das potenziell nicht nur eine reine Tourismusdestination sondern auch für Geschäftsreisende?

Durchaus beides – die Region um Washington birgt einerseits grosses touristisches Potenzial, hat aber auch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Washington ist daher bereits jetzt definitiv als Ganzjahresdestination gesetzt und wird fortan während 365 Tagen angeflogen.

Swiss ist ja nicht die einzige Airline aus der Lufthansa Group, die Washington anfliegt, sondern alle Hub-Carriers wie die Lufthansa selbst, Austrian Airlines und Brussels Airlines haben Direktflüge. Damit wissen wir natürlich aus dem Gruppenkonstrukt, dass durchaus ganzjährig eine Nachfrage vorhanden ist. Und durch das Atlantik-Joint-Venture wissen wir das auch von United.

Es gibt Airlines die mit Streiks oder anderen Personalproblemen zu kämpfen haben, ganz aktuell birgt die Pilotensituation zwischen Aeropers und Edelweiss ein gewisses Streikpotenzial. Bei Swiss scheinen solche Probleme momentan nicht aktuell, sind alle bei Swiss also zufrieden?

Bei Swiss legen wir hohen Wert auf Stabilität. Das wird vom Management überzeugt in den Fokus gerückt und wir freuen uns sehr, dass wir diese Stabilität auch in allen Personalgruppen erneuern konnten.

Und das Ground Handling?

Punkto Ground Handling stehen wir in engem und gutem Austausch mit Swissport. Wir rechnen für die Peak Situationen in diesem Sommer nicht mit grösseren Problemen.

Wie ist Ihre persönliche Einschätzung für 2024 – wenn Sie eine Prognose wagen würden: Lässt sich das absolute Rekordjahr 2023 nochmals erreichen oder sogar noch toppen?

Meine persönliche Prognose ist, dass auch 2024 ein erfolgreiches Jahr für den Schweizer Markt sein wird. Ich weiss zwar nicht, ob wir die Zahlen von 2023 nochmals übertreffen, wenn wir aber im Outlook auf die Buchungszahlen – gerade für den Sommer – blicken, dürfen wir durchaus optimistisch sein.

Welche weiteren neuen Langstreckendestinationen hat Swiss auf dem Radar für die Zukunft? Zuletzt dauerte es 10 Jahre, bis jetzt neue Long-Haul-Ziele hinzukamen. Müssen wir nochmals so lange warten?

Es ist natürlich ein schöner und grosser Schritt, nach so langer Zeit dafür nun auf den Sommerflugplan 24 hin gleich drei neue Ziele im Routemap zu haben. Der Fokus liegt nun primär erstmal darauf, die Frequenzen zu den bestehenden Destinationen zu erhöhen, da wir kapazitätsmässig noch nicht ganz auf Vor-Pandemie-Level sind. Letztes Jahr waren wir bei rund 87% der Kapazität und wir werden dies heuer sicher nochmals aufstocken können, werden aber auch im 2024 möglicherweise noch nicht ganz auf 100% der Kapazitäten kommen, die wir vor Corona hatten. Ich hoffe in diesem Zusammenhang, dass wir die zwei anderen neuen Destinationen, Toronto und Seoul, die vorerst nur als saisonale Ziele im Sommer geplant sind, künftig zu Ganzjahresdestinationen machen können.

Welche Aktivitäten und Investitionen für die Zukunft sind denn geplant, um die gesteckten Ziele zu erreichen? Grad im Bezug auf das Flottenmanagement?

Wir haben Rieseninvestitionen geplant in neue Flugzeuge und schauen deshalb entsprechend optimistisch in die Zukunft. Wir freuen uns auf brandneue Airbus A350, die wir ab 2025 in die Flotte aufnehmen werden. Mit diesen Flugzeugen wird gleichzeitig ein ganz neues Kabinenkonzept für den Fluggast ins Leben gerufen. Darauf freue ich mich persönlich besonders.

Interview: Christoph Fontanive, Washington D.C.


Die Ausführliche Berichterstattung zum Destination-Launch Washington folgt am 17. April im TRAVEL INSIDE.