«Newcomer Nordmazedonien wird gerne mit Albanien kombiniert»

Nordmazedonien Tourismus Consultant Robert Ostermaier gibt im TI-Interview Einblicke in die Entwicklung des Reiseziels Nordmazedonien.
Robert Ostermaier, Tourismus Consultant. © Silvio Weilenmann

TI-Reporter Silvio Weilenmann hat das Reiseziel Nordmazedonien getestet und beurteilt. Die erste Studienreise für die DACH-Länder wurde unterstützt durch: IME, SDC und FIBULA Travel. Exklusiv für die Schweiz war TRAVEL INSIDE an der Premiere mit dabei.

Im Interview mit Robert Ostermaier, Tourism Business Consultant und Koordinator der ersten Inforeise für die DACH-Quellmärkte, gibt der Insider nähere Auskünfte über Nordmazedonien als Reiseziel.


Robert Ostermaier, wie positionieren Sie Nordmazedonien im Vergleich zu den anderen Destinationen auf dem Balkan?

Nordmazedoniens touristische Entwicklung hat bereits begonnen, aber nicht so sehr für die
DACH-Quellmärkte. Heute stellen die Niederländer den grössten Gästeanteil, gefolgt von den Nachbarländern Nordmazedoniens als Besucher.

Uneingeschränkt gilt Kroatien als die wichtigste touristische Destination auf dem Balkan mit einer leistungsstarken Infrastruktur, gefolgt von Albanien und Montenegro. Nordmazedonien ist da eher der Newcomer und wird gerne mit den Nachbarländern, hier besonders Albanien, kombiniert.

Was sind heute die grössten Herausforderungen für die Tourismusdestination Nordmazedonien?

Die Infrastruktur und die Fachkräfte. Aber auch das Wirtschafts- und Finanzsystem ist in vielen Abläufen zäh und ich würde sagen beziehungsabhängig.  Ein wichtiges Thema ist die Schaffung von qualifizierten Arbeitsplätzen für die junge Bevölkerung, um die Abwanderung zu stoppen. Aber das ist ja auch eines der Ziele des IME Increasing Market Employability-Projektes.

Weshalb sollten Herr und Frau Schweizer das Land besuchen?

Eine faszinierende Natur in allen Facetten und das Gefühl der Einsamkeit! Die Dichte, die wir in Mitteleuropa haben, spiegelt sich leider mittlerweile eins zu ein in vielen Feriendestinationen. Den gewohnten Verkehrsstau von zu Hause, die Menschendichte in den Fussgängerzonen, findet man dann auch wieder am Urlaubsort. Riesige Resorts mit tausenden von Betten bestimmen oft die Küstenabschnitte und das Landschaftsbild.

Nordmazedonien ist noch gänzlich unberührt von den grossen Besuchermassen, das ist hier einzigartig. Das Land hat einen grossen Anteil seiner Fläche unter den Schutz der vier Nationalparks gestellt.

Wie lautet Ihre Botschaft an die Schweizer Reisebranche?

Kommt und schaut euch das Land an! Oder anders formuliert: Muss es immer das Meer sein, oder tut es auch ein glasklarer See und neue Urlaubsformen wie entdecken und authentisch erleben?

Dieses Interesse seitens der Reisebranche habe ich bei der Vorbereitung zu dieser Inforeise etwas vermisst, und ich hatte keinen leichten Stand in der Akquise. Ich bin der Ansicht, dass die Reisebranche das Thema Nordmazedonien als Urlaubsdestination noch nicht einfach einordnen kann.

Welche Tour Operators sollten sich für die Destination interessieren?

In erster Linie die Spezialisten. Beispielsweise die Outdoor-, Wander-, Erlebnisreise- und Studienreiseveranstalter, die Themen wie Natur, authentische Erlebnisse, Kulinarik sowie Kultur fokussieren, die länderübergreifende Packages schnüren möchten.

Platz ist natürlich auch für die klassischen Sun & Beach-Veranstalter für Badeferien am Ohrid-See mit vielen Ausflugsmöglichkeiten, wenn auch die Hotelkapazitäten noch Luft nach oben haben und nach der Pandemie neue Projekte nicht in Sicht sind. Die positive Nachricht: Es tut sich was bei den Hotelmodernisierungen um mehr dem Gästegeschmack der DACH-Quellmärkte entgegen-zukommen.

Abschliessend: Was ist Ihr persönlicher Geheimtipp für einen Aufenthalt in Nordmazedonien?

Keine Frage: Das Bergdorf Janche, im Nationalpark Mavrovo gelegen, mit dem unvergleichlichen Hotel Tutto. Auf der Terrasse zu sitzen und ins Tal und auf die Berge mit purer Natur zu schauen, ist für mich eine unglaubliche Beruhigungspille. Und Tefik Tefikoski, die kreative und visionäre Seele des Refugiums, ist eine unermüdlich sprudelnde Inspirationsquelle. Einmalig!

Interview: Silvio Weilenmann, Skopje


Die Schweiz ist engagiert

Mit dem Projekt ‘Increasing Market Employability’ (IME), initiiert durch die Swiss Agency for Development und Cooperation (SDC), unterstützt die DEZA die Entwicklung des Privatsektors in Nordmazedonien, insbesondere Startups, um die Erschliessung neuer Märkte und Wertschöpfungsketten mit höheren Einkommensmöglichkeiten zu fördern.

Drei Zielbereiche stehen im Fokus: Nachhaltige Landwirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Tourismus. Innovative JungunternehmerInnen wurden in den letzten 11 Jahren mit insgesamt 15 Millionen Schweizer Franken unterstützt, wobei der Tourismus 1/3 in Anspruch nehmen konnte. Mehrheitlich werden kleinere Beträge bis max. 5’000.00 CHF pro Projekt gesprochen.