Opinion: Die Airlines geben den Takt vor

Travel-Tech-Firmen im Wandel

Die Zeiten, in denen die GDS unumgänglich waren, sind passé. Der ehemalige Selbstläufer im Portfolio der Travel- Tech-Firmen musste sich neu erfinden, denn Standardprodukte waren nicht mehr gefragt – weder beim Flugbuchen, noch im Tour Operating. Die Konsequenz: Travelport, Amadeus und Sabre öffneten ihre Plattformen abseits der üblichen GDS-Standards für Low-Cost-Airlines oder Bahn-, Hotel- und Mietwagen-Content, während im Tour Operating – sprich: CETS – Fremdsysteme integriert wurden. Der Vorteil: die Tech-Anbieter können alles auf einer Plattform darstellen und der Kunde muss nicht unterscheiden, woher der Content kommt.

Das reine Vergleichen und Buchen ist einer technischen All-in-one-Lösung gewichen. Die Vision: Die Tech-Anbieter wollen im gesamten Reiseprozess involviert sein. Hierfür wurden kleinere Tech-Firmen wie App-Entwickler, Business-Travel-Spezialisten oder Bezahllösungen à gogo geschluckt. Es entstand ein technischer Gemischtwarenladen fürs Reisen. So weit, so gut.

Nur: Im eigentlichen Kerngeschäft der Tech-Anbieter geben die Airlines mit NDC den Takt vor – und die Travel- Tech-Firmen müssen mittanzen. Zwar weisen Travelport & Co. stets darauf hin, dass sie alle bereits Level-3- und in absehbarer Zeit Level-4-zertifiziert sind – also über die technischen Voraussetzungen verfügen, NDC-Buchungen zu tätigen und die Vorgaben der IATA abbilden zu können –, aber sie sind dennoch von den Airlines abhängig. Denn sie entscheiden, ob, wann, in welcher Form und mit welchem Inhalt ihre Angebote in den GDS verfügbar sind.

Die Hoffnung und die Wunschvorstellung des Trades beruhen darauf, dass künftig alle nötigen Technologien aus einem Guss von den entsprechenden Tech-Anbietern bereitgestellt werden können. Dass die GDS mit einigen Airlines bereits NDC-Buchungen vornehmen können, ist ja erfreulich. Allerdings an der Front ziemlich bedeutungslos, wenn die grössten Player im Markt eben nicht angeschlossen sind.

Für den Trade ist es völlig irrelevant, ob ein GDS, mit welcher Zertifizierung auch immer, NDC-fähig ist, solange er NDC-Angebote der relevanten Airlines, wie z. B. der Lufthansa-Gruppe, nicht buchen kann. Und dies scheint kurzfristig auch nicht der Fall zu sein. Solange dies so bleibt, ist NDC zwar Realität, wenn auch nur sekundär in den GDS. Obwohl sie über sämtliche technischen Voraussetzungen verfügen und längst «good to go» wären, um NDC-Angebote anbieten zu können.

Elisha Schuetz