Costa: «Wir verfolgen mit Besorgnis, was geschieht»

Im Interview mit TRAVEL INSIDE spricht Ulrike Soukop über aktuelle Neuerungen im Costa-Programm, die sich vor allem wegen des Krieges ergeben.
Ulrike Soukop, General Manager Schweiz und Österreich, und Bernhard Bohn, Head of Trade Sales. ©LS

Anlässlich der Jungfernfahrt der Costa Toscana bat TRAVEL INSIDE Ulrike Soukop, General Managerin Schweiz und Österreich, zum Gespräch.

An Bord des neuesten LNG-Schiffs spricht sie über die Entwicklungen am Markt und das Besondere an Costa Kreuzfahrten.


Ulrike Soukop, wie ist die Buchungslage aktuell in der Schweiz und Österreich? Gibt es zwischen den Ländern signifikante Unterschiede?
Durch die Lockerungen der Massnahmen in den einzelnen Ländern, macht sich eine deutliche Zunahme an Interesse und Nachfrage der Schweizer und österreichischen Gäste bemerkbar. Wir spüren ein Nachholbedürfnis für Ferien und sind überzeugt, dass sich das in den nächsten Wochen positiv auf unsere Buchungslage auswirken wird. Gerade auch die News, dass ab 1. April wieder individuelle Landgänge möglich sind, wird für einige Gäste ein Argument für eine Costa Kreuzfahrt sein.

In beiden Ländern stellen wir aufgrund der aktuellen Lage weiterhin fest, dass die Gäste eher kurzfristig buchen. Bei den zahlreichen Costa Stammgästen gibt es darüber hinaus den Trend: Sie buchen langfristig ihre Wunschtermine und -kabinen für ausgewählte Routen auch schon für 2023.

Inwieweit hat der Krieg in der Ukraine Einfluss auf das Geschäft?
Wir verfolgen mit Besorgnis, was geschieht und hoffen, dass der Druck der internationalen Gemeinschaft bald den Frieden wiederherstellen kann. Wir haben sofort Massnahmen ergriffen, um unsere ukrainischen Kollegen und Gäste an Bord zu unterstützen. Die Sicherheit unserer Gäste und Besatzungsmitglieder ist unsere Verantwortung und oberste Priorität.

Aufgrund der Entwicklungen in der Region haben wir beschlossen, die Sommerrouten der Costa Favolosa und Costa Fascinosa zu ändern und alle geplanten Anläufe in St. Petersburg zu streichen. Die Reiserouten wurden umgestaltet, um ein optimales Kreuzfahrterlebnis zu bieten und die wunderschönen baltischen Destinationen in Sicherheit zu erkunden. Wir informieren Reisebüros und Gäste, die von den Änderungen betroffen sind, gerade über alle Einzelheiten.

Welche Routen werden genau geändert?
Von Ende Mai 2022 bis Ende September 2022 wird die Costa Favolosa siebentägige Kreuzfahrten in der Ostsee nach Schweden (Visby), Dänemark (Kopenhagen) und Deutschland (Warnemünde) unternehmen. Die ursprünglich geplanten Anläufe in St. Petersburg im Rahmen der neuntägigen Kreuzfahrten mit Costa Fascinosa von Ende Juni 2022 bis Ende September 2022 werden durch alternative Anläufe in Litauen (Klaipeda) und Polen (Gdynia) ersetzt.

Richtet sich Costa in der Schweiz und in Österreich tendenziell an eine andere Zielgruppe als in Deutschland?
Costa spricht mit den neuen Routen und Angeboten eine breite Zielgruppe an, insbesondere mit den neuen Schiffen Costa Smeralda und Costa Toscana. Beide Schiffe werden mit dem Flüssigerdgas LNG angetrieben, der fortschrittlichsten Technologie, die derzeit im maritimen Sektor zur Reduzierung von Emissionen zur Verfügung steht. Das kommt in Österreich und der Schweiz gleichermassen gut an. Bei den Schweizer Gästen sind die schönen Balkonkabinen und Suiten besonders beliebt.

Familien profitieren auf der Costa Toscana vom Splash AcquaPark mit Rutsche auf dem höchsten Deck, von einem neuen Bereich für Videospiele, vom Squok Club sowie dem perfekten Squok Familienrestaurant.

Für Paare bieten unter anderem das neue Kulinarikkonzept mit den Destination Dishes und dem von drei Sterneköchen inspirierten Gourmetrestaurant Archipelago sowie der Spa-Bereich tolle Erlebnisse an Bord. Eine weitere Zielgruppe sprechen wir mit dem neuen Cruise & Golf-Angebot an. Ab Mai 2022 ist die Costa Smeralda im westlichen Mittelmeer unterwegs und die Gäste haben mit dem Golfpaket Zugang zu einigen der bekanntesten Golfclubs im Mittelmeerraum. Besonders attraktiv ist auch die neue Route der Costa Venezia, die Häfen in Griechenland und erstmals der Türkei anläuft.

Wie funktioniert der Vertrieb online bei dem beratungsintensiveren Produkt Kreuzfahrt?
Die enge Zusammenarbeit mit den Reisebüros ist für uns zentral. Die Unsicherheit während der Pandemie und die ständig wechselnden Bedingungen haben meiner Meinung nach den Gast wieder bestärkt, auf persönliche Beratung zu setzen. Unser Schweizer Sales Team war gerade in der Pandemie ein wichtiger Ansprechpartner für die Agenten.

Wir haben generell den Anspruch, unsere Partner im Vertrieb ausgiebig zu trainieren und mit aktuellen Informationen zu versorgen, damit die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Reisebüros die Informationen an die Kunden weitergeben und das passende Angebot zusammenstellen können.

Was unterscheidet Costa von anderen Reedereien?
Die Costa-Gruppe war das erste Unternehmen der Kreuzfahrtbranche, das Flüssigerdgas – das sogenannte LNG – einsetzte. Derzeit verfügt die Costa Gruppe über vier Schiffe, die mit dieser modernen Technologie betrieben werden: AIDAnova, Costa Smeralda, Costa Toscana und AIDACosma.

Seit unserem Brand Relaunch im Herbst 2021 setzen wir auch auf ein neues Kreuzfahrterlebnis und haben dafür drei Schlüsselbereiche unseres Produkts geändert: Kulinarik, Landausflüge und Nachhaltigkeit. Im Fokus steht das intensivere Erleben der Destination mit längeren Liegezeiten in den Häfen, aussergewöhnlichen Landausflüge und neuen kulinarischen Angeboten wie den Destination Dishes, die unsere Gäste kulinarisch schon am Vorabend der Reise auf das nächste Ziel einstimmen.

In Bezug auf die Zusammenarbeit mit den Reisebüros werden wir von den Schweizer Partnern – gerade auch in der Pandemie – oft gelobt und als Reederei hervorgehoben. Das freut mich natürlich besonders und ich möchte an der Stelle auch ein besonderes Danke an mein Team aussprechen.

Unsere beiden regionalen Sales Manager Chiarra Comte (Romandie) und Fabian Knemeyer (Deutschschweiz) stehen bereit und freuen sich auf die aktiven Anfragen der Partner zu unserer breiten Palette an Aktivitäten. Für die Reisebüros gibt es anlässlich unseres Brand Relaunches z.B. tolles Dekomaterial. Besonders wichtig ist uns auch der persönliche Austausch, sei es durch die Costa Webinare, die Besuche der Sales Manager, gemeinsame Kundenabende, durch das Schulungstool CExtra inklusive Academy und bei den Famtrips.

Haben Sie selbst ein Lieblingsschiff oder eine Lieblingsroute?
Aktuell gefällt mir die Costa Toscana besonders gut. Sie ist unser zweites LNG-Schiff und das Schwesterschiff der Costa Smeralda. Das Debüt der Costa Toscana findet in einer für den Neustart des Tourismus entscheidenden Phase statt. Für Costa ist es der Beginn der schrittweisen Wiederinbetriebnahme der gesamten Flotte von zwölf Schiffen. Drei Schiffe waren jetzt kontinuierlich im Einsatz und die Costa Toscana ist die erste der restlichen neun, die bis im Sommer wieder auf den Weltmeeren unterwegs sein werden.

Mein persönliches Highlight ist aber, dass heuer eine ganz neue Route lanciert wurde. Mit der Costa Venezia gibt es ab Mai erstmalig die Möglichkeit zu einer Türkeikreuzfahrt. Zur Auswahl stehen zwei einwöchige Kreuzfahrten, die auch als 14-tägige Kombinationskreuzfahrt gebucht werden können. Mit unserem Fly & Cruise Angebot ab/bis Zürich oder Genf kommen unsere Gäste sicher und bequem zum Hafen Istanbul. Ein Overnight-Aufenthalt in Istanbul ist bei beiden Routen inkludiert. Längere Aufenthalte vor Ort gehören zum neuen Costa Erlebnis generell dazu.

Interview: Luisa Schmidt, Savona