Die Reederei MSC Group will auch fliegen. Sie hat am Montag gegenüber der italienischen Regierung ihr Interesse am Kauf einer Mehrheitsbeteiligung an ITA Airways bekundet. Die MSC Group strebe eine Partnerschaft mit der italienischen Regierung und Lufthansa als industriellem Partner des Projekts an, heisst es in einer Mitteilung der Reederei mit Sitz in Genf.
Die MSC Group sehe Synergien in den Bereichen Fracht und Passagier. Denkbar sind dabei nicht zuletzt neue touristische Kooperationen zwischen der Kreuzfahrttochter MSC Cruises und den Airlines, insbesondere ITA im Mittelmeerraum, aber auch interkontinental mit der LH Group in Richtung Americas und Ostasien, etwa mit Kreuzfahrt-Packages inklusive Fluganreise, allenfalls sogar auch mit aufeinander abgestimmten Fahr- und Flugplänen.
Der Deal soll in drei Monaten abgeschlossen sein
Lufthansa hatte ihrerseits schon zuvor ihr Interesse an einer Zusammenarbeit mit ITA bekundet. Sie soll offenbar als ‘industrieller Partner’ das Airline-Know-how einbringen. Die Deutschen hatten bereits früher eine Zusammenarbeit mit ITA-Vorgängerin Alitalia angestrebt, die jedoch wegen grossen Widerständen bei den italienischen Gewerkschaften nie Zustande gekommen ist.
MSC und Lufthansa wollen nun innert drei Monaten zu einem Abschluss inklusive aller Prüfungen und behördlichen Genehmigungen kommen. Der Vorstand von ITA hatte zuvor schon angekündigt, an seiner Sitzung vom 31. Januar über Kooperationen zu diskutieren. Der ITA-Vorsitzende hatte die junge Airline schon kurz nach deren Start als ‘hübsche Braut’ potenziellen Partnern angedient.
Mit dem Einstieg bei Alitalia würde sich die Reederei MSC weiter in Richtung integrierter Logistikkonzern entwickeln. Bereits Ende 2021 bekundete sie Interesse am Afrika-Logistikgeschäft des französischen Bolloré-Konzerns. Erste Schritte an Land machte das Schifffahrtsunternehmen 2015 mit der Übernahme der ehemals staatlichen portugiesischen Frachtbahn CP Carga, heute Medway Transportes e Logística.
Ein Riese wächst weiter
MSC selber ist seit letztem Jahr die nach Kapazität und Marktanteil weltweit grösste Container-Reederei. Sie verdrängte den vorherigen Marktführer Maersk aus Dänemark, mit dem sie eine kommerzielle Allianz hat, haarscharf vom ersten Platz (4,284 Mio. TEU und Marktanteil 17,25% gegen 4,282 Mio. TEU und Marktanteil 17,24% gemäss Alphaliner-Ranking). MSC hat damit auch umsatzstärkere Mitbewerber hinter sich gelassen.
Die Muttergesellschaft der Kreuzfahrt-Reederei MSC Cruises dürfte eine volle Kasse für Beteiligungen haben. Sie ist in den letzten Jahren weitgehend organisch mit eigenen neuen Schiffen gewachsen. Firmen-Zukäufe waren die Ausnahme. Zudem profitiert das Container-Geschäft derzeit von generell hohen Frachttarifen. Und MSC speziell auch von ihrer anteilmässig grossen Scrubber-Flotte, die ihr den Einkauf von günstigem Schwefel-Treibstoff erlaubt, ohne Umweltschutzstandards zu verletzen.
(Christian Maurer)