Rettet der Bund die Reisebranche?

Die ganze Reisebranche wartet gespannt auf den Bundesratsentscheid von morgen Mittwoch – was ist zu erwarten? TRAVEL INSIDE zeigt auf wie die Lage aussieht.

Die Bundesratsentscheidung über ein allfälliges Hilfspaket für die Reisebranche und die sehnlichst erwartete Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) für Reisebüro-Inhaber wird am Mittwoch, 26. August 2020 fallen.

Die Taskforce der Schweizer Reisebranche hat viele Möglichkeiten und Wünsche für die Branche besprochen und Forderungen gestellt. Die ganze Branche wartet nun gespannt auf den Bescheid vom Mittwoch, aber niemand weiss was kommt. Was ist zu erwarten?

Für Viele lohnt sich der Reiseverkauf nicht mehr

Die Reisebranche ist von der Corona-Krise wirtschaftlich sehr hart betroffen. Im Gegensatz zu anderen Betrieben (Detailhandel, Restaurants etc.) wurden die bereits vor der Krise erbrachten Dienstleistungen durch tausende von Annullationen auf null gesetzt. Zusätzlich mussten (und müssen noch immer) künftige Reisen Monat für Monat abgesagt werden. Die Reiserestriktionen, die seit dem 15. März in Kraft gesetzt wurden, kommen praktisch einem Berufsverbot gleich und die eingeführte Quarantäneliste für Reiserückkehrer des BAG (Bundesamt für Gesundheit) macht es der Branche im Moment unmöglich, Geld mit dem Verkauf von Reisen zu verdienen. Das Risiko, dass Reisen abgesagt oder storniert werden und die Reisebüros auf hohen Kosten sitzen bleiben, ist so gross, dass es sich für viele gar nicht mehr lohnt, Reisen zu verkaufen.

Die Ausgangslage für Mittwoch ist aber komplex, denn nicht nur die Reisebranche ist auf Hilfe angewiesen. Diverse weitere Branchen haben in Bern vorgesprochen und erwarten in irgendeiner Form Unterstützung des Bundes. Aus diesem Grund ist es fraglich, ob der Bundesrat eine hohe Summe als à-fonds-perdu-Beitrag zur Verfügung stellen wird. Die Folge davon wäre ein Anrennen diverser anderer Branchen, die dasselbe verlangen. Zudem würde sich hier auch die Frage stellen, wer denn überhaupt etwas von dieser Geldspritze erhalten soll – wer genau gehört zur Reisebranche und wer nicht? Ein äusserst kompliziertes und schwierig zu handhabendes Unterfangen. Kann sich der Bundesrat darauf einlassen?

Kommt ein Teilerlass der Covid-19-Kredite?

Damit die Reisebranche nicht jeden Monat enorme und erdrückende Verluste erleiden muss, wäre es wünschenswert, würde der Bund die Fixkosten rückwirkend seit Mitte März übernehmen (analog Deutschland). Dies vor allem bei Firmen, die vorweisen können, dass sie vor der Pandemie stark aufgestellt waren und nun einen hohen Minus-Umsatz haben. Am wahrscheinlichsten wird der Bundesrat aber die bereits existierenden Instrumente, wie KAE (generell und für Inhaber), Taggelder EO usw. erweitern, ausbauen oder verlängern.

Denkbar wäre auch ein Teilerlass der Covid-19-Kredite, die Verlängerung des Betreibungsstillstandes bis Ende Jahr oder Mietzins-Erlasse. Doch auch da gibt es andere Branchen, die ebenfalls ein Stück vom Kuchen abhaben möchten. Es stellt sich auch die Frage, ob der Bundesrat all diese Massnahmen überhaupt in Eigenregie umsetzen kann?

Natürlich sind dies alles Spekulationen. Fakt ist: Die Reisebüros hoffen und benötigen auf irgendeine Art Hilfe, sei es von der Pharma-Industrie (mit einem baldigen und passenden Impfstoff), vom Staat oder von «ganz oben». Es hat längst «fünf vor zwölf» geschlagen. Lange darf und kann es nicht mehr so weitergehen. Kommen die Hilfsmassnahmen des Bundes nicht, wird bald nicht mehr viel von der Reisebranche zu retten sein. (TI)