So war die SRV-Fachtagung in Parma

Im Rahmen der GV des SRV in Parma gab es einen Fachtagungs-Nachmittag. Hier die Zusammenfassung.

Im Rahmen der GV des Schweizer Reiseverbands (SRV) in Parma, fand am Nachmittag des 17. November eine Fachtagung mit vier Impuls-Referaten und einer Podiumsdiskussion im Teatro Regio in Parma statt.

Internationaler Personenverkehr – Europa mit dem Zug entdecken
Philipp Mäder, Leiter Internationaler Personenverkehr SBB

 

Den Beginn machte Philipp Mäder von der SBB. Er gab Einblick in den internationalen Personenverkehr und präsentierte die geplanten Neuerungen für die kommenden Jahre.

Mäder betonte, dass die Reise mit dem Zug entschleunigend, schnell, preiswert und nachhaltig sei und präsentierte eine breite Palette an direkt angebundenen Destinationen aus der Schweiz. Die SBB bietet über 90 internationale Bahnverbindungen ab der Schweiz pro Tag, darunter Direktverbindungen nach Paris, Mailand, Berlin oder Wien.

Um ihr grosses Netz von 10 direkt angebundenen Ländern in Europa anzubieten, arbeitet die SBB mit diversen Partnerbahnen, darunter die SNCF, ÖBB, DB und Trenitalia.

Mäder verglich in seiner Präsentation die Reisezeit mit der Bahn und mit dem Flugzeug, wobei er betonte, dass die Bahn auch für längere Destinationen konkurrenzfähig sei.

Die anwesenden Fachtagungsteilnehmenden konnten durch eine Umfrage folgende Frage beantworten: Welche Bedürfnisse sind für Sie am wichtigsten beim Buchen von Bahnbillets?

Die Resultate der Umfrage ergaben, dass 41% der Anwesenden den Bezug des internationalen Bahnsortiments aus einer Hand wünschen und 22% wünschen sich automatisierte Prozesse.

Auch die Nachtzüge, welche zurzeit eine gesteigerte Nachfrage erfahren, wurden von Mäder thematisiert. Er gab Einblick in die Zusammenarbeit mit der ÖBB und zeigte die zukünftigen Nachtzüge, welche ab 2025 auch in die Schweiz fahren sollen.

Als Ziel für die SBB nannte Mäder unter anderem die Steigerung des Anteils an Bahnreisenden innerhalb des Tourismus. Reisende sollen vom Auto und dem Flugzeug auf die Bahn umsteigen.

Zudem soll das Kernnetz ausgebaut, mehr Destinationen direkt angebunden, Umsteigeverbindungen verbessert und neue Direktverbindungen geschaffen werden.

Ein spannendes Projekt, welches von Mäder erwähnt wurde, ist die mögliche Direktanbindung nach London, welche zurzeit geprüft wird.

Künstliche Intelligenz
Marc Geissbühler, Expert4travel

 

Marc Geissbühler von Expert4Travel gab Einblick in die Grundlagen von KI und zeigte mögliche Anwendungsbereiche im Tourismus auf. Er sagte in seinem Impuls-Referat, dass KI ein Geschäftspartner für die Industrie sein könne und betonte, dass es positive Anwendungsbereiche gibt, in denen die neue Technologie angewendet werden kann. 

KI sei ein Versuch, menschenähnliche Intelligenz in Computersystemen und Anwendungen zu erschaffen, so Geissbühler. Maschinen sollen lernen, Probleme eigenständig zu lösen, Entscheidungen zu treffen und dabei ständig dazuzulernen – ähnlich wie es der Mensch tut.

Geissbühler zeigte mehrere Vorteile der neuen Technologie für die Tourismusbranche auf:

  • Verbesserung und Steigerung der Effizienz. Verringerung der Betriebskosten.
  • Erleichterte Entscheidungsfindung durch Kundenerfahrungen und personalisierte Dienstleistungen. Datenbasierte Einblicke.
  • Wettbewerbsvorteile durch innovative Technologienutzung.
  • Potenzial für neue KI-basierte Dienstleistungen und Produkte im Tourismus
«Richtig vorgesorgt?»
Michael Bolt, Hotela

 

Michael Bolt präsentierte das Thema der Vorsorge in seinem Impuls-Referat und betonte die Wichtigkeit der Planung der Rente. Er wies die Anwesenden zudem darauf hin, dass der BVG-Schutz der Unternehmen regelmässig überprüft werden sollte.

Eine Umfrage der Anwesenden ergab, dass 44% den BVG-Versicherungsschutz ihres Unternehmens spontan überprüfen. 35% überprüfen ihn alljährlich und 21% überprüfen ihn nie.

Bolt sagte weiter, dass die Weiterbeschäftigung von Personen im Pensionsalter ein möglicher Ansatz zur Bekämpfung des Personalmangels sein kann. Mit einem Rechenbeispiel zeigte Bolt auf, wie die Situation einer Person im Pensionsalter aussehen kann, die wählt 60% weiterzuarbeiten.

Es sollte nicht darauf geschaut werden, wie viel teurer ältere Mitarbeitende sind, sondern es gelte zu schauen, wie viel Wert das Wissen und die Fähigkeiten der Mitarbeitenden in der Unternehmung behalten.

Podiumsdiskussion zum Thema Pauschalreise-Gesetz
Podiumsdiskussion zum Thema Pauschalreise-Gesetz (von links): Sonja Laborde, Dirk Inger, André Lüthi, Marco Amos und Sophie Winkler.

 

Bei der Podiumsdiskussion wurde das Thema Pauschalreise-Gesetz diskutiert. Gesprächsteilnehmende waren dabei:

  • Sophie Winkler, Flying Lawyers
  • Dirk Inger, Deutscher Reiseverband
  • Marco Amos, Garantiefonds der Schweizer Reisebranche
  • Sonja Laborde, TPA (Travel Professional Association)
  • André Lüthi, SRV Ressortleiter Fachbereich Politik
Sophie Winkler, Flying Lawyers

Sophie Winkler, Rechtsanwältin Flying Lawyers, gab eine kurze Einführung in das Thema Pauschalreise-Gesetz. Das Gesetz wurde 1994 auf Basis des EU-Gesetz von 1990 kreiert und regelt das Vertragsverhältnis zwischen einem Reiseunternehmen und einem Konsumenten, welches aus mindestens zwei Dienstleistungen verbindet.

Die EU erarbeitet zurzeit ein neues Pauschalreisegesetz. Dies wirft die Frage auf, ob das Gesetz in der Schweiz übernommen werden sollte.

Dirk Inger, Geschäftsführer Deutscher Reiseverband

Dirk Inger vom Deutschen Reiseverband DRV gab Einblick in die Situation in Deutschland und die Diskussionen bei der EU in Brüssel, anschliessend wurde das Thema angeregt im Panel diskutiert.

André Lüthi äusserte dabei seinen Wunsch nach einem ‘Reisegesetz’, bei welchem auch Insolvenzfälle abgedeckt würden. Er betonte, dass viele Konsumenten das Pauschalreisegesetz nicht verstehen. Dem pflichtete auch Sophie Winkler bei.

Laut Lüthi besteht die Möglichkeit, einen Sonderweg für die Schweiz zu kreieren, bei dem punktuelle Anpassungen vorgenommen werden.

Auch Sonja Laborde glaubt daran, dass es eine Sonderlösung für die Schweiz braucht, sie betonte aber auch, dass nicht zu stark am Bestehenden gerüttelt werden sollte.

Sophie Winkler findet, dass einzelne Punkte des aktuellen Gesetzes angepasst werden sollten. Sollte ein Komplett neues Gesetz kreiert werden, sei es sehr wahrscheinlich, dass sich die Schweizer Politik nach Europa orientieren würde.

Das Podium wurde sich in der Diskussion nicht final einig. Eine Umfrage der Anwesenden SRV Mitglieder ergab, dass 60% einen Vorstoss für einen Schweizer Sonderweg zur Überarbeitung des aktuellen Pauschalreisegesetzes willkommenheisen würden. 40% sprachen sich dafür aus, nichts forcieren zu wollen und abzuwarten, was in nächster Zeit in Europa passieren wird.

Nachhaltigkeit
Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus

 

Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, schloss die Fachtagung mit seinem Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit ab. Dabei präsentierte er das Label Swisstainable und erklärte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit der gesamten Branche – Incoming wie auch Outgoing – in diesem Feld.

Nydegger betonte, dass eine ökologische Transformation Zeit und Geld brauche, um zu funktionieren. «Wir müssen Geld verdienen, um mit dem gewonnen Geld die Transformation in eine grüne Zukunft zu finanzieren», so Nydegger.

Angelo Heuberger/Chloé Weilenmann, Parma

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