SRV-GV: Martin Wittwer stellt neue Geschäftsführerin vor

Der SRV-Präsident sprach ausserdem über die Herausforderungen und die strategische Ausrichtung des Verbandes.
SRV-Präsident Martin Wittwer (links stehend) präsentiert - noch bevor der 'alte' Geschäftsführer Walter Kunz verabschiedet wurde - die Nachfolgerin für den Posten der Geschäftsführung. Die junge Mutter Andrea Beffa (37, TUI Suisse) übernimmt ab 1.2.23.

Nach fast einem Vierteljahrhundert im Amt hat SRV-Geschäftsführer Walter Kunz Anfang Oktober 2022 seinen Rücktritt per Frühjahr 2023 bekanntgegeben. An der SRV-Generalversammlung wurde nun bekanntgegeben, wer seine Nachfolge antreten wird: Per 1. Februar 2023 übernimmt die 37-jährige Andrea Beffa die operative Leitung des Schweizer Reise-Verbands.

Andrea Beffa hat bereits ihre KV-Lehre im Reisebüro absolviert und ist der Branche bis heute treu geblieben. Seit dem Start ihrer Ausbildung im Jahr 2001 war sie beim Reiseveranstalter TUI Suisse unter Vertrag und hat verschiedene Positionen im Bereich Sales & Operations durchlaufen, u.a. für die Regionen Asien und Südpazifik sowie später für den gesamten Fernreisebereich. Von November 2018 bis April 2022 baute sie als Director den neu geschaffenen Bereich Sales & Operations auf und war massgeblich für den Ausbau und die Weiterentwicklung dieses Geschäftsbereichs verantwortlich.

Seit der Geburt ihrer heute einjährigen Tochter amtet sie in einem Teilzeitpensum als Senior Manager Sales & Operations Longhaul. Andrea Beffa absolvierte verschiedene Weiterbildungen, u.a. zur Führungsfachfrau und dipl. Betriebswirtschafterin. Zudem verfügt sie über ein CAS in Customer Behavior der Hoch-schule für Wirtschaft Zürich (HWZ).

«Durch ihre langjährige Tätigkeit im Reisegeschäft und ihre ungebrochene Treue zur Branche ist Andrea Beffa die ideale Vertreterin unserer Mitglieder. Die erfahrene Touristikerin wird den erfolgreich eingeleiteten Transformationsprozess und die Neuausrichtung des SRV weiter vorantreiben», sagt SRV-Präsident Martin Wittwer.

Walter Kunz übernahm die Geschäftsführung des SRV im Juni 1999 und hat den Verband während mehr als 23 Jahren mit viel Engagement und Leidenschaft geführt. «Insbesondere während der Corona-Pandemie, der grössten Krise, die der internationale Tourismus seit Bestehen gesehen hat, hat Walter Kunz an vorderster Front gekämpft und sich mit voller Energie eingesetzt – nicht nur für die SRV-Mitglieder, sondern für die ganze Branche», sagt Martin Wittwer.

«Im Namen des SRV sowie der gesamten Schweizer Reisebranche bedanke ich mich bei Walter Kunz für seinen unermüdlichen Einsatz in den zwei vergangenen Jahrzehnten. Die Branche wäre ohne ihn nicht da, wo sie heute ist.»

Walter Kunz wird Ehrenmitglied

Als Zeichen der Wertschätzung für seine Leistungen der vergangenen 23 Jahre wurde Walter Kunz an der SRV-Generalversammlung vom 11. November 2022 zum Ehrenmitglied des Schweizer Reise-Verbandes ernannt. Er wird dem SRV bei der Einführung der neuen Geschäftsführerin noch bis im Frühling 2023 zur Seite stehen.

Zwei neue und drei alte Mitglieder neu im SRV-Vorstand
Neu und jeweils einstimmig in den SRV-Vorstand gewählt (von links): Nicole Pfammatter (CEO Hotelplan Suisse, SRV-Ressort Ausbildung) und Sonja Laborde (TPA & TPS Co-Geschäftsführerin, SRV-Ressort Nachhaltigkeit).

Sonja Laborde, TPS und Nicole Pfammatter, CEO Hotelplan Suisse, wurden einstimmig neu in den Vorstand gewählt. Nicole Pfammatter übernimmt die Nachfolge von Tim Bachmann. Ausserdem wurden auch Dieter Zümpel, DER Touristik Suisse AG, seit 11.11.2016 im Vorstand, Natalie Dové, Nussbaumer Reisen AG, seit 28.11.2019 im Vorstand und André Lüthi, Globetrotter Group, seit 22.10.2001 im Vorstand in Erneuerungswahlen wieder in den SRV-Vorstand gewählt.

Infolge der Aufstockung der Vorstandsmitglieder von elf auf zwölf Mitgliedern wurde ein Antrag auf Statutenänderung Art. 22 vorgeschlagen. Der Vorstand besteht aus sieben bis elf Mitgliedern. Die Änderung sieht vor diese Zahl von elf auf zwölf anzuheben. Der Antrag wurde mit einer Nein-Stimme und einer Enthaltung angenommen.

Buchungstrend und Herausforderungen

Die offizielle Eröffnungsrede von SRV-Präsident Martin Wittwer zeugte von viel Optimismus. «Business is back», hiess es von Seiten des Präsidenten. Doch nicht nur die positive Entwicklung der Buchungen waren ein Thema bei Wittwer. Die Zukunft bringt auch viele Herausforderungen mit sich sagte er zu den rund 180 anwesenden Gästen. Folgende Punkte werden die Branche und den SRV in der nächsten Zeit noch mehr oder weniger beschäftigen:

  • Fachkräftemangel
  • Inflationsrate
  • Digitalisierung
  • Covid-19 / Reisebeschränkungen
  • Airportkapazitäten / Streiks
  • Krieg / Ukraine
  • Energiekrise / Versorgungslage
Mehrwert für Mitglieder im Fokus

Bei seiner ersten Rede als SRV-Präsident stellte Martin Wittwer die strategische Ausrichtung   und die Struktur des Schweizer Reise-Verbands anhand eines 5-Punkte-Plans vor:

  1. Überprüfung der strategischen Ausrichtung
  2. Ein Verband. Eine Stimme.
  3. Organisationsstruktur des Vorstands
  4. Management Agenda 2023
  5. Struktur Geschäftsstelle

«Wir gehen weiter vor», sagt Wittwer hoffnungsvoll. Im Zentrum dieses Fortschritts steht der Mehrwert für die Mitglieder. «Es ist wichtig Mehrwert zu schaffen. Darauf möchten wir uns bei den Themen Markt, Politik, Nachhaltigkeit und Ausbildung noch stärker fokussieren. Dazu gehört auch die Kommunikation gegen innen wie auch nach aussen», so Wittwer.

Ein Verband. Eine Stimme.

Auch beim Punkt «Ein Verband. Eine Stimme» sei der SRV weitergekommen. Mit STAR steht der Austausch zwischen den Präsidenten, wobei bereits strategische Themen besprochen wurden. Zukünftig werden Martin Wittwer und Luc Vuilleumier einmal im Monat miteinander sprechen. Ausserdem wird STAR Passivmitglied beim SRV und Luc Vuilleumier wird bei der Fachgruppe «Flug» einsitzen. «STAR ist im Boot», so die klare Aussage vom SRV-Präsidenten.

Mit der Wahl von Sonja Laborde in den SRV-Vorstand ist auch die TPA in den SRV integriert. Gleiches gilt auch für die Reisebüro-Initiative Mayday, die ebenfalls im Vorstand vertreten ist.

Folgende Punkte hat der Schweizer Reise-Verband für 2023 im Fokus:

  • Ausbau Mehrwert
  • Vorgehensplan Pauschalreisegesetz
  • Projekt Klimalink
  • Projekt Kaufleute 2023
  • Quereinsteigerausbildung «Travel Advisor»
  • Marktumfrage /Marktdaten
  • Triplana
  • Kommunikationsplattform b2b
  • Akquisition Mitglieder / Mitgliederbeiträge
  • Ausarbeitung GV Konzept 2023 – der neue Austragungsort steht noch nicht fest
  • Stabsübergabe / neue Organisation

Die Organisationsstruktur soll zukünftig in vier Ressorts Flug, Ausbildung und Politik und in sechs Säulen Retail Ost-CH, Mittelland und W-CH, Commercial, TO / Spezialist und TO / Generalist eingeteilt werden. Jeder dieser Posten wird von einem anderen Vorstandsmitglied geführt.

Ressorts:

  • Flug (Roger Geissberger)
  • Ausbildung (Nicole Pfammatter)
  • Politik (André Lüthi)
  • Nachhaltigkeit (Sonja Laborde)

Säulen:

  • Retail Ost-CH (Birgit Sleegers)
  • Retail Mittelland (Natalie Dové)
  • Retail W-CH (Jacqueline Ulrich)
  • Commercial (Olivier Emch)
  • TO / Spezialist (Dieter Zümpel)
  • TO / Generalist (Philipp von Czapiewski)
Unterstützung für die Bildung
Zwei stolze Chefs mit den drei besten ex-Lernenden der Branche (Abschlussnoten 5.4): Dieter Zümpel (rechts, DER Touristik Suisse) und Philippe von Czapiewski (TUI Suisse). Die drei Damen sind inzwischen Reiseberaterinnen (von rechts): Tanja Stirnemann (Kuoni Langenthal), Janine Schai (Kuoni Herisau) und Dominique Erb (TUI Hauptsitz).

Die neue Bildungsreform ist mit grossen Kosten verbunden, geschätzte 250’000 Franken. Das spürt auch der SRV. Aus diesem Grund hat der Schweizer Reise-Verband mithilfe von Ramona Stutz, verantwortlich für Aus- und Weiterbildung in der SRV-Geschäftsstelle beim Seco um Unterstützung gebeten. Zweimal wurde der Antrag abgelehtn, beim dritten Anlauf, sprich mit dem dritten Antrag wurden dem SRV Gelder zugesprochen: Insgesamt CHF 75’000 (2x CHF 30’000 und 1x CHF 15’000).

Weiter erinnerte Walter Kunz daran, dass Ausbildung essentiell für die Zukunft der Branche sei und nicht nur Veranstalter, sondern auch KMUs in der Pflicht seien, Lernende auszubilden.

André Lüthi: Die Pandemie ist vorbei

Weiter erstattete der Fachverantwortliche für Politik Bericht. Nicht nur SRV-Präsident Wittwer sieht Licht am Horizont, auch André Lüthi ist dieser Meinung. Das Virus habe die Branche zusammengeführt aber auch überfordert, stellte André Lüthi, zuständig im SRV-Vorstand für Politik, fest. In seiner Rede spricht er davon, dass noch viel politische Arbeit vor ihnen liegt und trotz Besserung der Lage weiterhin grosse Herausforderungen auf die Reisebranche warten. Sein Hauptaugenmerk heisst Pauschalreisegesetz: «Meine nächste grosse Aufgabe ist es, das Reisegesetz vorwärts zu treiben», so Lüthi.

Wie bereits an der letzten Generalversammlung spricht Lüthi auch noch kurz über die Kritik am SRV. «Die letzten drei Jahre dürfen ruhig auch mit etwas Stolz betrachtet werden. Wir haben viel geleistet und darum blicke ich auch sehr zuversichtlich in die Zukunft. Auch zum Theme «Ein Verband. Eine Stimme.» hat der Globetrotter-Chef eine ganz klare Meinung. «Ein Verband wäre das Beste – eine Stimme würde einiges erleichtern. Die nächste Generation STAR und SRV muss sich finden.»

Jahresbeiträge und Budget 2022/2023 genehmigt

Die Jahresbeiträge 2022/2023 bleiben mit einstimmiger Annahme unverändert. Zu beschliessen hatten die SRV-Aktivmitglieder heute auch über Rechnung 2022 und Budget 2023. Die Kasse des Verbands leert sich weiter; es befinden sind noch gut CHF 520’000 Vermögen darin. Budgetiert im neuen Geschäftsjahr ist ein Betrag von CHF -62’401. Die Generalversammlung hat Rechnung und Budget ohne Diskussion und einstimmig abgesegnet.

Schweizer lieben Spanien

Horacio Díaz del Barco, Direktor des spanischen Fremdenverkehrsamtes in Zürich, stellte im Rahmen der zum dritten Mal im Gastgeberland Spanien und in der Region Andalusien stattfindenden SRV-GV beeindruckende Zahlen vor. «Spanien ist das viertbeliebteste Ziel bei Schweizerinnen und Schweizer nach Italien, Deutschland und Frankreich.» Wenn sich die positive Entwicklung fortsetze, werde Spanien Frankreich 2022 sehr wahrscheinlich überholen.

«Nach Angaben unseres Nationalamtes für Statistik kann Spanien zwischen Januar und August dieses Jahres 1,1 Mio. touristische Ankünfte aus der Schweiz verzeichnen», sagte del Barco. Diese Anzahl sei nur 9% weniger als die Ergebnisse des gleichen Zeitraums 2019. Die Schweizer Touristinnen und Touristen haben jedoch zwischen Januar und August EUR 1,2 Mio. in Spanien ausgegeben, 0,5% mehr als in 2019.

Blockchain, Nachhaltigkeit und Fachkräftemangel

Am Nachmittag werden die Teilnehmenden der Generalversammlung die Gelegenheit erhalten sich von Thomas Stirnimann, Chain4Travel über das Thema Blockchain in einem Impuls-Referat «WEB 3.0. als Chance» orientieren zu lassen.

Im Anschluss folgt Prof. Dr. Harald Zeiss vom Institut für nachhaltigen Tourismus und die  Geschäftsführer der DACH-Reise-Verbände: Dirk Inger, DRV; Walter Säckl, ÖRV und Walter Kunz, SRV in einem Q&A und Interview über das Thema «Klimabewusst reisen». Den Abschluss des Fachtagungs-Nachmittags macht Frau Dr. Barbara Rigossi, BHP – Brugger und Partner mit einer Podiumsdiskussion mit ehemaligen Young Talents und Unternehmen zum Thema «Fachkräftemangel».

Yannick Suter / Angelo Heuberger