«Stehe definitiv nicht als SRV-Präsident zur Verfügung»

Kurt Eberhard, Präsident des TTS, im TRAVEL INSIDE-Interview über die Zukunft der SRV-Führung.
© Kurt Eberhard

Kurt Eberhard, die GV der SRV findet in diesem Jahr in Ras-al-Khaimah statt, von Politik und Medien gab es dafür auch schon Kritik. Sie hatten sich jedoch für die Austragung im Ausland ausgesprochen. Stehen Sie aktuell noch dazu?

Ich bin nach wie vor der Meinung. Ein Reiseverband sollte ins Ausland fahren können, um seine GV abzuhalten, das ist für mich gar kein Thema. Vielleicht wurde die Thematik in den Medien nicht ganz glücklich kommuniziert, aber die GV im Ausland ist natürlich auch von den Kosten her günstiger, als wenn man sie im Inland abhalten würde.

Die Ökologie ist natürlich ein anderer Punkt. Letztendlich ist der SRV aber ein Reiseverband und die eigenen Wurzeln sollte man nicht leugnen, nur weil es gerade trendig oder opportun ist.

Wo sehen Sie Baustellen beim SRV, die der neue Präsident übernehmen und anpacken muss?

Insbesondere beim Vereinen von verschiedenen Gruppierungen. Das wurde glaube ich auch erkannt. Ich denke, das wird in der Zukunft eine von den grossen Herausforderungen sein. Das Ziel sollte sein, dass wir in der kleinen Schweiz nicht mehrere Verbände haben.

Weiterhin sollte der Präsident und der Vorstand auch das Vertrauen erwecken, dass man auch weiterhin hinter dem SRV stehen kann. Hier ist für mich das Stichwort «Transparenz» wichtig. Es wäre gut, wenn die Mechanismen innerhalb des SRV transparenter nach aussen getragen würden. Ich bin auch selbst schon im Vorstand gewesen und deshalb weiss ich auch, dass der Vorstand grundsätzlich einen sehr guten Job macht.

Die Kommunikation ist jedoch bereits stark kritisiert worden und da wurde auch schon viel verbessert seitdem. Ich denke aber, an der Transparenz kann noch gearbeitet werden.

Wie sehen Sie die Rolle der einzelnen Gruppierungen unter dem Dach der SRV, wie sollen diese eingebunden sein?

Wenn die Krise etwas gezeigt hat, dann ist es, dass man durchaus bereit ist, zusammen zu arbeiten. Das empfinde ich als positiv. Der SRV koordiniert eher die politischen Aufgaben und Wünsche und kommuniziert diese mit den Behörden und der Öffentlichkeit. Deshalb haben natürlich auch andere Organisationen ihre Daseinsberechtigung, beispielsweise bei der Beschaffung und der Verhandlung von guten Einkaufskonditionen für seine Mitglieder, wie das die TTS macht.

Ich denke aber, dass man in Zukunft bei den verschiedenen Teilverbänden auch eine Konsolidierung feststellen wird. Die Branche wird sich nachhaltig verändern und da wird es auch neue Modelle geben, die entstehen. Dem SRV fällt natürlicherweise die Rolle als Dachverbandes zu, da er gesamtschweizerisch agiert und etabliert ist.

Wie sehen Sie den Vorstand des SRV in Zukunft in Bezug auf Grösse und Ressortorganisation?

Das ist kein einfaches Thema. Es gibt Exponenten in der Branche, die sich für einen massiv kleineren Vorstand aussprechen. Der Vorteil von einem kleinen Gremium ist natürlich, dass es agiler ist und schneller reagieren kann, aber auf der anderen Seite soll der SRV alle Interessengruppen repräsentieren. Das würde mit beispielsweise nur vier Vorstandsmitgliedern nicht so gut funktionieren.

Wie stehen Sie demnach zu Quoten im Vorstand?

Ich bin in dem Sinne dafür, dass alle wichtigen Interessensgruppen vertreten sein sollten. Aktuell sind von den drei grossen Veranstaltern – DER Touristik, Hotelplan und TUI – je eine Person im Vorstand. Meiner Meinung nach ist es nicht zwingend notwendig, dass alle drei im Vorstand sind – da würde vielleicht auch eine Person reichen, ggf. auch im Turnus wechselnd.

Und logisch ist es auch wichtig, dass die Sprachregionen, grosse und kleine Firmen etc im Vorstand vertreten sind. Aber alle Interessengruppen wird man wohl nicht immer abdecken können – dann wären wir am Ende bei einem 20-köpfigen Vorstand.

Für einen Ausbau vom SRV als Dachverband mit mehr Kompetenzen müsste eine neue Finanzierung auf die Beine gestellt werden. Haben Sie da eine Vorstellung, wie das aussehen könnte?

Ich denke jedes Mitglied möchte etwas für seine Gebühr – das muss sich auch lohnen. Da muss man sicher das Geschäftsmodell des Verbandes auch etwas überdenken, insbesondere da vor allem in der Krise natürliches Wachstum schwierig ist. Ich glaube nicht, dass eine massive Erhöhung von Mitgliederbeiträgen eine Lösung sein kann, ausser man kann den Mitgliedern einen klaren Mehrwert aufzeigen.

Das Problem von der Strategie ist, dass die anderen Verbände auch von den Mitgliederbeiträgen leben und wenn sich der SRV vergrössern will, müsste man investieren. Wie sehen Sie die Problematik?

Ich gehe fest davon aus, dass es zu Fusionen und oder Auflösungen kommen wird. Das kann also für einen neuen starken Dachverband auch eine Chance sein.

Die Arbeitsgruppe SRV2022 präsentiert ihre Schlüsse zur GV 2021 – bringt das überhaupt etwas, wenn es nachher ein neuer Präsident umsetzen muss?

Sicher wäre es besser, wenn die Beschlüsse mit dem neuen Präsidenten oder der neuen Präsidentin umgesetzt werden würden und er oder sie auch daran mitarbeiten könnte und nicht einfach vor vollendete Tatsachen gesetzt würde. Man muss fairerweise feststellen, dass die Arbeitsgruppe erst aus der Krise entstanden ist. Dass nun Max E. Katz seine Präsidentschaft Ende November abgibt, ist also ein ungünstiger Zufall.

Was für ein Profil müsste denn der neue Präsident oder die neue Präsidentin haben?

Hier haben wir die viel diskutierte Frage, ob eine Politikperson oder eine Branchenpersönlichkeit besser geeignet wäre. Ich selbst bin da auch ein bisschen hin und her gerissen. Ich fände es schon besser, wenn die politische Arbeit noch breiter abgestützt werden könnte und da wäre ein Bundesparlamentarier durchaus hilfreich.

Aber problematisch ist, dass ein solcher Kandidat oder eine Kandidatin auch mehrheitsfähig sein muss, also eher aus der politischen Mitte kommen müsste und eine Affinität zur Reisebranche haben sollte. Mir fällt da z.B. spontan der Glarner Nationalrat Martin Landolt ein, der sich ebenfalls für unsere Branche interessiert und auch für unsere Anliegen eingesetzt hat.

Was spräche denn gegen den Nationalratspräsident Andreas Aebi? Der hat doch auch ein Reiseunternehmen?

Meine ganz persönliche Meinung ist, dass er nicht so gut passt, weil er aus einer in unserer Branche nicht mehrheitsfähigen Partei kommt. Es wäre auch ein wenig eine gewagte Idee, eine Persönlichkeit SRV-Präsident werden zu lassen, dessen Veranstalter keine Kundengeldabsicherung hat. Aber ich möchte nicht vorschnell urteilen, man kann sich auch bessern.

Und wäre eine Frau als Präsidentin in Sicht?

Eine Frau an der Spitze des SRV wäre sicher langsam mal fällig. Aber es muss in erster Linie eine geeignete Persönlichkeit sein. Natürlich wäre es wünschenswert, salopp gesagt, nach so vielen Jahren des Patriarchats eine Frau als Präsidentin zu haben. Ob eine vielleicht schon in der engeren Auswahl ist, weiss ich aber nicht. Es ist aber anzunehmen, dass bereits eine engere Auswahl von Kandidaten oder Kandidatinnen besteht.

Wie sieht es denn mit Ihnen persönlich aus: Kurt Eberhard for President?

Ich stehe definitiv nicht zur Verfügung, bin aber auch nicht angefragt worden. Ich habe nie die Absicht gehabt, Präsident zu werden und will es auch nicht werden. Ich habe mit der Präsidentschaft beim TTS ausreichend zu tun und habe auch noch andere Interessen, die ich gern weiterhin verfolgen möchte.

(Interview: Angelo Heuberger / Luisa Schmidt)