Stephan Roemer: «Eine Reise nach Asien ist kaum teurer als zuvor»

Stephan Roemer, CEO Tourasia und Diethelm Travel, im Interview mit TRAVEL INSIDE.
Stephan Roemer

Stephan Roemer ist Gründer, Mehrheitsaktionär und CEO des Asien-Spezialisten Tourasia, der seit 1992 am Markt tätig ist. Zudem hält er eine substantielle Minderheitsbeteiligung am Asien-Spezialisten Tischler Reisen in Deutschland.

2022 übernahm er zusammen mit zwei Schweizer Partnern zu gleichen Teilen die Destination Management Company (DMC) Diethelm Travel mit Sitz in Bangkok, die er bereits seit 2018 als CEO und Minderheitsaktionär leitete.

TRAVEL INSIDE hat mit Roemer über das aktuelle Jahr, seine Erwartungen, den Fachkräftemangel und die Preise für Asienreisen gesprochen.


Stephan Roemer, Asien konnte ab Mitte 2022 wieder richtig bereist werden – wie hat sich die Situation seither entwickelt – ist man bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau?

Das Flugangebot nach Asien bewegt sich punkto Sitzplatzangebot auf ca. 75% des Vor-Covid Angebotes. Bei Tourasia sind die Vorausbuchungen bei 18% über demjenigen von 2019.

Welches Thema hat Sie respektive Diethelm Travel und Tourasia in den letzten Monaten am meisten beschäftigt? Was beschäftigt Sie aktuell?

Wir sind intensiv daran noch zusätzliches Fachpersonal zu rekrutieren, was nicht ganz einfach ist im Moment. Das ist uns in 30 Jahren noch nie passiert, dass wir aktiv Personal suchen müssen. Es war eher das Gegenteil, dass wir regelmässig gute Bewerbungen abweisen mussten, weil wir einen gesicherten Personalbestand hatten.

Wie war der Start ins 2023?

Bei Tourasia sind wir, wie schon erwähnt, 18% über den 2019-er Zahlen. Bei Diethelm Travel haben wir per Ende Februar 80% des gesamten 2019-er Umsatzes eingebucht.

Wo liegen die Trends in diesem Jahr? Welche Länder hinken noch hinterher?

Sehr gut gefragt sind Thailand, Indonesien, Singapore, Malaysia und Japan. Es hinkt kein Land spürbar hintennach. Bei Indien und Bhutan ist die Nachfrage noch etwas verhalten.

Wie haben und werden sich Einflüsse wie Klima, Krieg, Konflikte, Krisen – Energie, Inflation etc.) im Kundenver­halten aus Ihrer Sicht niederschlagen?

Wir erkennen hier keine direkten Einflüsse im Moment. Eher, dass die Reisenden noch etwas kurzfristiger buchen, meist begründet mit der Pandemie Situation.

Wie sind Ihre Erwartungen für 2023 im Vergleich zum 2022?

Asien war bekanntlich «Spätzünder» und die Länder haben sich erst ab Mitte 2022 graduell geöffnet. Damit ist ein Vergleich mit 2022 nicht objektiv. Wir erwarten realistischerweise ein gutes 2023 mit Zahlen die über 2019 sein dürften, dies obwohl das Flugangebot noch eingeschränkt ist.

Sind Ihre Preise angestiegen – wenn ja, inwiefern und wie reagieren die Kunden darauf?

Die Preise für Hotel- und Landteile sind aufgrund der günstigere Wechselkurse und er nach wie vor verfügbaren Frühbucher Rabatte günstiger als vor Pandemie. Die Flugpreise sind geschätzt etwa 25% teurer, vor allem bei kurzfristigen Buchungen. Im Gesamten ist jedoch eine Reise nach Asien kaum teurer als zuvor.

Wird sich ihr Portfolio in Zukunft ändern?

Es gibt zahlreiche Leistungsträger in Asien, die die Pandemiesituation nicht oder schlecht überstanden haben. Die führt dazu, dass wir zahlreiche Programme geändert haben oder nicht mehr anbieten. Auch bei den Hotels mussten wir einige Anpassungen machen. Aber das ist ja gerade was ein Spezialist ausmacht. Der Kunden hat Gewissheit, dass er eine beste aktuelle Leistung erhält.

Wie begegnet Ihr Unternehmen dem Fachkräfte­mangel, was muss die Branche diesbezüglich besser machen?

Tourasia kann auf ein langjähriges loyales Team mit einer durchschnittlichen Firmenzugehörigkeit von 14 Jahren zurückgreifen. Wir hatten in den letzten 30 Jahren kaum grosse Personalveränderungen.

Aktuell fehlen uns noch 2 Positionen zu 2019 und wir möchten gerne noch zwei zusätzlichen Positionen aufstocken. Wir gehen kaum Konditionen ein, wenn es um Fachkräfte geht und weisen zur Zeit zahlreiche Bewerbungen aufgrund der fehlenden Qualifikation ab. Wir üben uns in Geduld und konnten in den letzten 3 Monaten vier Top Profis rekrutieren und glauben, dass wir ab Herbst wieder auf Vollbestand mit Profis sind.

Interview: Yannick Suter