Swiss fordert Tests statt Quarantäne

So will Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi-Pour die Passagiere zurück ins Flugzeug bringen.
Tamur Goudarzi Pour, CCO. ©Swiss

Das Chaos bei den Einreisebestimmungen ist Gift für die Airline-Branche. Deshalb fordert der Kommerzchef der Swiss, Tamur Goudarzi Pour, im Interview mit «Blick» einheitliche Regeln und Corona-Tests statt Quarantäne. Für die Reisenden, deren Tickets storniert wurden und aufs Geld warten, hat er gute Nachrichten.

Auf die Frage, wie es der Swiss denn im Moment ginge, spricht Goudarzi Pour wohl der ganzen Reisebranche aus der Seele: «Die Corona-Pandemie hat uns alle hart getroffen. Unsere grösste Herausforderung ist es nun, wieder Stabilität und Vertrauen beim Kunden aufzubauen. Gleichzeitig müssen wir sehr flexibel sein und den Flugplan praktisch täglich anpassen, da sich die Quarantäneregeln und Einreisebestimmungen der Länder stetig ändern.»

Der Swiss-Mannschaft gelinge es inzwischen sehr gut, den Flugbetrieb reibungslos zu gewährleisten. Laut Goudarzi Pour brauche es aber dringend einheitliche Regeln und Bedingungen, mindestens innerhalb Europas, und keinen Flickenteppich wie jetzt. Die Leute seien verunsichert ob der vielen unterschiedlichen Vorgaben, die im Umgang mit dem Virus und Reisen gelten. Aus diesem Grund fordert er, dass die ankommenden Fluggäste auf Covid-19 getestet werden – anstatt sie in Quarantäne zu schicken.

«Jeder Sitzplatz ist sicher»

Im Bezug auf die Auslastung der Swiss, gibt sich Goudarzi Pour zuversichtlich: «Wir planen so, dass wir unsere Flugzeuge möglichst effizient einsetzen können. Im Europaverkehr sind wir mit der Auslastung derzeit sehr zufrieden. Die Nachfrage auf den Interkontinentalstrecken ist noch sehr verhalten.» Die Swiss-Flieger seien momentan im Schnitt im Europaverkehr zu 70% ausgelastet, im Interkontinentalverkehr ist sie geringer. Wichtig zu verstehen sei, dass die Auslastung des Flugzeugs nichts über das Ansteckungsrisiko aussagt. Das Fliegen mit Swiss sei auch in Zeiten von Corona sicher. Die Swiss ist überzeugt, dass jeder Sitzplatz sicher sei – wer aber möchte, kann sich für seinen eigenen Komfort jederzeit auch einen Nebenplatz dazukaufen, fügt Goudarzi Pour an hinzu.

Swiss will alle Angestellten behalten

In der Schweiz habe die Swiss noch einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag offen. Das seien Direktkunden und Reisebüros zusammen, für die Reisebüros allein sei es ein niedriger zweistelliger Millionenbetrag. Gerade für die Reisebüros habe sich die Situation deutlich verbessert, da die Swiss die Erstattungen wieder automatisiert habe. Die Schweizer Airline habe nicht darauf gewartet, bis sie vom Bund abgesicherten Bankkredit erhalten haben, sondern bereits vorher stetig ausbezahlt.

Auf die Frage, ob jetzt der grosse Stellenabbau bei der Swiss folgt, meint Goudarzi Pour: «Unser Ziel ist es weiterhin, möglichst alle Mitarbeitenden zu behalten. Das gilt aber nicht für jede Stelle. Abgänge werden bereits seit März nicht mehr ersetzt, Pensenreduktionen nicht anderswo aufgestockt.»

Damit dieser Plan aufgeht, braucht es Passagiere und das scheint im Moment auch bei der Swiss ein wenig das Problem. Das Angebot sei im Moment gerade im Hinblick auf die Herbstferien auf Familien ausgerichtet. Dazu kämen sogenannte Besuchsreisen, also Flüge, um Freunde und Verwandte zu besuchen. Der Geschäftsreiseverkehr dagegen sei laut Goudarzi Pour noch auf tiefem Niveau, genauso wie die Nachfrage auf den Interkontinentalstrecken. (TI)