«Groll über die Swiss wird immer grösser»

Barbara Wohlfarth von Reisecocktail findet deutliche Worte zum Mehraufwand, welchen die angekündigten Flugstreichungen für die Reisebüros mit sich bringen.
Barbara Wohlfarth äussert sich auch im Video von Blick TV zum angespannten Verhältnis zwischen Swiss und Reisebranche. © Screenshot Blick TV

«Ich hatte allein am Dienstag zwanzig Kunden am Telefon, das hat mich einen halben Tag gekostet. In der Reisebranche wird der Groll über die Swiss immer grösser.» Mit diesen Worten umschreibt Barbara Wohlfarth (38), Geschäftsführerin von Reisecocktail in Affoltern am Albis, im «Blick» vom Donnerstag, 9. Juni, die Gefühlslage, welche durch die für die Sommerferien angekündigten Flugstreichungen der Swiss in der Branche momentan herrscht.

Zusatzaufwand und Mehrkosten

«Das ist nicht das erste Mal, dass wir zahlreiche Reisen anpassen müssen. In den letzten Monaten mussten wir manche Flugtickets der Swiss bis zu 20-mal überarbeiten. In den letzten Jahren hat Swiss diesen deutlich abgebaut», macht die Reisefachfrau Ihrem Ärger weiter Luft.

Ihr Frust scheint tief zu sitzen: «Wir müssen von Hand ein neues Ticket ausstellen und womöglich den Transfer zum Hotel, die Buchung des Mietautos sowie die Hotelreservation anpassen und dann noch den Kunden informieren. Das dauert pro Kunde rasch einmal eine Stunde und verursacht uns Kosten von 100 bis 150 Franken. Macht dann mal ein Reisebüro einen kleinen Fehler und muss bei den Passagierdaten eine Korrektur vornehmen, berechnet die Swiss dafür jedes Mal mindestens 20 Franken. Andere Airlines zeigen sich deutlich kulanter. Am liebsten würde ich meinen Kunden von einem Flug mit Swiss und ihrer Lufthansa-Mutter abraten. Doch dafür sind diese Anbieter für die Reisebranche zu wichtig.»

Die Kunden müssen sich um nichts kümmern

Kuoni-Sprecher Markus Flick äussert sich gemäss «Blick» sehr gemässigt dazu: «Flugplanänderungen oder -streichungen sind für Reisebüros natürlich unerfreuliche Nachrichten. Dadurch entsteht für uns ein grosser Mehraufwand. Doch die Kunden müssen sich um nichts kümmern. Wir werden Alternativen abklären, die im Regelfall nicht mit Mehrkosten für unsere Kundinnen und Kunden verbunden sind.»

Auch bei TUI Suisse hält man den Ball relativ flach. Die Flugstreichungen würden vor allem City-Verbindungen betreffen und nicht die klassischen touristischen Strecken, sagt Sprecherin Constanze Andrianello. «Aktuell sehen wir daher nur sehr vereinzelt Flüge, bei denen wir die Gäste bereits umbuchen konnten.»

Nicht alle sehen es gleich dramatisch

In St. Gallen beispielsweise liegen die Prioritäten anders. Chrisway Travel-Geschäftsführer Jörg Waldvogel (55) machen viel mehr die Kapazitäten an den Flughäfen Sorgen. «Mir graut schon davor, wenn viele Kunden im Sommer aufgrund der langen Wartezeiten ihre Flüge verpassen werden», gibt er beim «Blick» zu Protokoll. Er empfehle den Kunden deswegen, drei oder noch besser vier Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.

Bereits in den Tagen vor Pfingsten und am Pfingstwochenende waren viele europäische Flughäfen mit dem Passagieraufkommen völlig überfordert. Deshalb kann er die zum Teil heftige Kritik an der Swiss nicht ganz nachvollziehen. «Natürlich schafft das für das Reisebüro einen Mehraufwand. Doch die Swiss übernimmt bei den Umbuchungen zumindest die Mehrkosten, wenn der neue Flug teurer ist.» (CF)