Swiss-Piloten drohen mit Streik

Weiter auseinander können die Positionen von Swiss und Aeropers kaum liegen. Streik droht pünktlich auf die Herbstferien.
©Swiss

In je einer Medienmitteilung kommentieren die Swiss und die Piloten-Gewerkschaft Aeropers die Ablehnung des Angebots der Swiss.

Nach dem die Mitglieder von Aeropers den Cockpit-Gesamtarbeitsvertrag 2022 Ende August ablehnten, stehen Swiss und Gewerkschaft in Verhandlungen. Am Dienstag 13. September 2022 unterbreitete die Swiss der Gewerkschaft für die vierjährige Vertragslaufzeit ein um CHF 60 Mio. nachgebessertes Angebot. Gemäss Swiss stellt dieses Angebot auch gegenüber dem GAV aus dem Jahr 2018 eine deutliche Verbesserung dar. Dieses beinhaltet unter anderem:

  • Massnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben im Wert von rund CHF 30 Millionen über die Vertragslaufzeit von vier Jahren
  • Angebot zur teilweisen Umlagerung der variablen Lohnkomponenten in den Fix Lohn oder alternativ die Erhöhung der variablen Lohnkomponenten bei einer adj. EBIT Marge zwischen 6 und 12 Prozent
  • Erhöhung der Gesamtvergütung der Pilot*innen in Abhängigkeit vom Dienstjahr um jährlich zwischen CHF 3000 und 9000 (inklusive variabler Vergütung und Pensionskasse). Diese Massnahme trägt auch der fortschreitenden Teuerung Rechnung.
Auf Interessen der Pilot*innen nicht ausreichend eingegangen

Demgegenüber steht gemäss Swiss die Forderung von Aeropers von CHF 200 Mio. zusätzlich zu den bestehenden Cockpit-Personalkosten von CHF 1 Mrd. für die Vertragslaufzeit.

Aeropers argumentiert, dass der GAV 2022 in einer Zeit grosser wirtschaftlicher Unsicherheit ausgehandelt wurde, abgestimmt darüber wurde aber in einer Zeit starker wirtschaftlicher Erholung, was zu einem Resultat mit 80% Neinstimmen führte. Zu dem hätte die Swiss in der Zwischenzeit sehr gute Halbjahreszahlen präsentiert und der Aufschwung in der Luftfahrt gehe unvermindert weiter.

Die Gewerkschaft moniert, dass die Swiss den GAV trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung immer noch als ausgewogen betrachte und bei jedem Zugeständnis Gegenforderungen stelle.

Streikdrohung

«Die Geschäftsleitung der Swiss lässt uns mit ihrem Verhalten keine andere Wahl, als weitere Optionen vorzubereiten. Das machen wir mit der Auslösung des Abstimmungsprozesses für eine Arbeitsniederlegung», sagt Thomas Steffen, Vorstand des Pilotenverbandes Aeropers.

Aeropers fordert, dass die Swiss mit einem zeitgemässen Angebot auf die Piloten zugeht und deren Bedürfnisse anerkennt und erfüllt. Es brauche endlich Verbesserungen bei der Planung des Soziallebens, bei der Berücksichtigung des eigenen Personals bei Wachstum und finanzielle Perspektiven.

«Die Pilotinnen und Piloten der Swiss befinden sich in einem grossen Dilemma», sagt Henning M. Hoffmann, der Geschäftsführer der Aeropers. «Einerseits müssen sie der Geschäftsleitung offenbar noch deutlicher zeigen, dass sie unzufrieden sind, andererseits wollen sie der eigenen Firma und den Kundinnen und Kunden nicht schaden».

Der Abstimmungsprozess über Kampfmassnahmen wie eine Arbeitsniederlegung, von Aeropers ‘Plan B’ genannt, ist nun gestartet. Falls die Mitglieder dem Antrag des Vorstands und der Geschäftsleitung zustimmen und die Swiss nicht zeitnah ein deutlich verbessertes Angebot abgibt, sind ab dem 17. Oktober 2022 Streikmassnahmen möglich. Somit also pünktlich auf die Herbstferien. (TI)