«That’s no big deal, you go with the flow»

Kurt Zürcher war im Dezember zwei Wochen in Eritrea unterwegs – Teil 2 seiner Reportage.
© Kurt Zürcher

Im letzten TI berichtete Kurt Zürcher von seiner Ankunft in der Hauptstadt Asmara und die Spuren der italienischen Kolonialzeit.

Nun geht es ans Rote Meer. Ein Höhepunkt ist die Fahrt zum Hafen von Mazawa. Entlang der historischen Bahnlinie schlängelt sich die Gebirgsstrasse hinunter zum einst grössten Hafen an der Ostküste Afrikas. Altstadt und Hafen befinden sich auf der kleinen Insel Batsa, welche durch Dämme mit dem Festland verbunden ist.

AUF DEN ERSTEN BLICK erinnert die Altstadt an Zanzibar. Beim Rundgang kommen aber Zweifel auf, ob diese einst stolze Stadt aus dem Schutt auferstehen wird, denn sie wurde in den Kämpfen von 1990 sehr stark beschädigt. Trotz der Zerstörung gibt es viele Bars, Kaffees und kleine Hotels, momentan für den lokalen Tourismus. Eines der besten Hotels des Landes, das Grand Dalak, wurde fertig gebaut, als der letzte Krieg mit Äthiopien begann. Bis heute wartet das stolze Haus auf Besucher. Immerhin wird es am Wochenende von Expats aus der Hauptstadt besucht.

© Kurt Zürcher
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Nach einem Erholungstag mit Schnorchelausflug zum schönen Riff und am netten Strand von Gurgusum (mit Sonnenschirmen, Liegen und gutem Restaurant) führt uns die Fahrt im Geländewagen weiter nach Senafe und Matara. Die Landschaft wird hier noch gebirgiger und es bieten sich immer spektakulärere Aussichten auf das Grenzgebirge zu Äthiopien und die höchste Gebirgskette Eritreas mit dem über 3000 Meter hohen Dega.

Von den aksumitischen Stätten von Matara und Cohaito ist noch nicht sehr viel ausgegraben. Beim spektakulären Blick in den eritreischen «Grand Canyon », der sich fast bis zum Meer erstreckt, und beim Abstieg in einen weiteren Canyon, wo uralte Höhlenzeichnungen von Löwen, Gazellen und Kamelen die Wände zieren, sind wir – wie fast überall – die einzigen Besucher.

UNSER FAZIT: Wir haben ein sehr schönes Land mit einer äusserst sympathischen, weltoffenen Bevölkerung kennengelernt und werden dieses sehr gerne wieder besuchen. Diese erste Reise konnte nicht alle unsere Fragen beantworten, eine aber bestimmt: Eritrea ist ein Land, das dem interessierten Besucher sehr viel bietet. Von den über 500 Inseln im Roten Meer für den anspruchsvollen Taucher bis zur historischen Eisenbahnstrecke, deren Dampfloks von den stolzen Eisenbahnern für Gruppen ab zehn Personen flottgemacht werden, um die spektakuläre Gebirgsstrecke zu befahren.

Was wir nicht fanden, ist das «Nordkorea Afrikas», wie Eritrea von Journalisten auch schon genannt wurde. Politische Diskussionen führten wir häufig, Kritik an der Regierung wurde ebenso häufig geäussert, doch genauso oft wurde auf den guten Bildungsstandard und eine spürbare positive Entwicklung hingewiesen. Selbst mit dem «National Service», in den die Eritreer nach der Schulzeit eingeteilt werden und der alle möglichen Sektoren umfasst (dem Tourismusministerium zugeteilte Menschen absolvieren diesen z. B. als Rezeptionistin), wird erstaunlich relaxt umgegangen. Eine 16-Jährige, deren Schulzeit bald zu Ende geht, meinte auf Nachfrage: «That’s no big deal, you go with the flow.»

© Kurt Zürcher
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Eritrea bald bei Let’s Go?

Der Autor ist CEO des Schaffhauser Reiseveranstalters Let’s Go Tours. Er plant nun, das Land auch in seinen Afrika-Katalog aufzunehmen. Für Mai hat er bereits eine Gruppenanfrage. Zürcher wird dabei die oben beschriebene Route als Rundreise anbieten. «An diesen Orten findet man vertretbare Hotels. Sauberkeit und Verpflegung sind kein Problem, nur das heisse Wasser ist ab und zu Glückssache.»

Kurt Zürcher