Kuoni-Marken ermöglichen Arbeiten im Ferienparadies

Doch noch weit nicht alle Schweizer Chefetagen sind von Arbeitsferien überzeugt.
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Den Arbeitstag mit einem Sportprogramm auf der Hotelanlage beginnen, die Mittagspause für den Genuss einer ortstypischen Spezialität nutzen oder nach getaner Arbeit die letzten Sonnenstunden des Tages am Strand geniessen: Das ermöglichen Kuoni und ihre Schwestermarken ihren Mitarbeitenden ab sofort im Einklang mit der Schweizer Gesetzgebung ganz offiziell.

«Mobile Arbeitsformen haben in den vergangenen 18 Monaten die Flexibilität, Loyalität und Kreativität im Unternehmen positiv beeinflusst. Das bestärkt uns darin, weitere Erfahrungen mit diesem für Mitarbeitende attraktiven Angebot zu sammeln», erklärt Dieter Zümpel, CEO von DER Touristik Suisse.

Wann, wie oft und wie lange DER Touristik Suisse ihren Mitarbeitenden das Arbeiten im Ausland ermöglicht, wird im Rahmen einer Einzelfallprüfung entschieden. Als Grundvoraussetzungen formuliert das Unternehmen, dass die betrieblichen Erfordernisse Remote Work zulassen müssen, die Anforderungen an Mitarbeitende unabhängig vom Arbeitsort identisch bleiben und der gewählte Arbeitsplatz technisch einwandfrei ausgestattet sein muss.

Prädestinierte, aber nicht ausschliesslich mögliche Ziele für die Arbeit im Ausland sind europäische Destinationen wie Österreich, Italien, Portugal, Spanien, Griechenland, Zypern oder die Türkei, wo sich in lokalen Partneragenturen Arbeitsplätze befinden und die Zeitverschiebung keinen oder nur einen geringen Faktor darstellt. Mitarbeitende profitieren bei der Reisebuchung von «Workation» von attraktiven Konditionen.

Stärkung der Digital- und Beratungskompetenz

Bereits heute beraten Mitarbeitende von Kuoni ihre Kundinnen und Kunden mehr und mehr auch virtuell über Videotelefonie. Dass der Kanal angesichts des zunehmend mobilen Arbeitens im Unternehmen noch an Bedeutung gewinnen dürfte, hat keinen Einfluss auf die Anzahl der Reisebüro-Verkaufsstellen und deren Öffnungszeiten.

Stattdessen sollen von der definitiven Einführung des mobilen Arbeitens bei DER Touristik Suisse auch die Reisegäste des Unternehmens profitieren: Kundinnen und Kunden, die selber ihren Arbeitsplatz vorübergehend in ein Ferienparadies verlagern möchten, erhalten bei Kuoni nicht nur massgeschneiderte Offerten, sondern auch informative Erfahrungsberichte von jenen, die selber hin und wieder Reisen mit Arbeiten kombinieren dürfen.

Nicht alle wollen Arbeitsferien

Laut blick.ch will auch der in Chiasso angesiedelte Reisekonzern LM Group Mitarbeitern Workation-Fernarbeit erlauben – was das Immobilienunternehmen Wincasa schon letztes Jahr tat. Ein ganzes Team wurde für einen Workation in die Bündner Berge geschickt und es folgten weitere ähnliche Projekte. Dies zeige laut Wincasa-Personalchefin Ines Doherr auch auf, dass Fernarbeit nicht weit weg erfolgen oder auf eine Einzelperson beschränkt sein müsse.

Wincasa ist ein Pionier auf dem Gebiet. Seit 2019, bereits vor Corona, sind aufs Jahr gerechnet 50% Fernarbeit erlaubt. Dies, während die Vorbehalte in vielen Schweizer Chefetagen allerdings noch gross sind. Nicht alle haben einen Job am Computer.

Das kann zu Spannungen im Betrieb und zu Neid führen, wenn ein Teil der Belegschaft die Arbeit plötzlich unter Palmen verrichtet. Im August musste SBB-Chef Vincent Ducrot (59) zahlreiche Mitarbeiter zurückpfeifen, die sich aus dem Ausland eingeloggt hatten. Es habe in jedem Ferienparadies Mitarbeiter, soll Ducrot geschimpft haben.

Arbeitswelt der Zukunft

Workations sind wohl kaum mehr aus der Arbeitswelt wegzudenken. Attraktive Arbeitsbedingungen sind nicht zuletzt ein wichtiger Faktor im Werben um Talente. Es brauche jedoch Regeln und Ziele, damit die Effizienz, die Leistung und das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Firma nicht leiden, wird Aurelie Litynski zitiert, Expertin für Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Gründerin der Beratungsfirma Happitude at Work. Gelinge dies, so Litynski, werden Workations «definitiv ein Teil der Arbeit der Zukunft». (TI)