Thomas Cook: Schweiz-Chefin erklärt

Dem Schweizer Ableger wurde am Sonntagabend sprichwörtlich der Stecker gezogen. So geht’s nun weiter.
© Thomas Cook

Dem Schweizer Ableger von Thomas Cook wurde am Montagmorgen sprichwörtlich der Stecker gezogen. Sowohl die Geschäftsführung unter Rita Murtezi, wie auch die Mitarbeiter wussten zwar über die anstehenden Verhandlungen am Sonntag, rechneten jedoch mit einem tendenziell positiven Ergebnis.

«Wir wollten uns keineswegs verstecken – aber wir durften nichts sagen»

Denn: Am Montagmorgen waren den Mitarbeitenden von Thomas Cook Schweiz schlicht die Hände gebunden. Die Buchungssysteme wurden über Nacht eingefroren und die Anweisung aus Deutschland lautete, dass aus rechtlichen Gründen keine Auskunft gegeben werden darf. «Wie auch? Unsere Informationslage entsprach deren der Öffentlichkeit», so die Geschäftsführerin von Thomas Cook Schweiz, Rita Murtezi zu TRAVEL INSIDE. «Es hat uns regelrecht geschmerzt, den Kunden und Reisebüros nicht helfen zu können – und es auch nicht zu dürfen.» Schliesslich sei «Customer at our Heart» stets ihre oberste Maxime gewesen. «Wir wollten uns keineswegs verstecken.»

«Die solidarischen Reaktionen aus der Branche sind überwältigend»

Momentan befinden sich zirka 300 Gäste von Thomas Cook Schweiz an den Zielgebieten. «Die Reiseleiter vor Ort versuchen unsere Gäste bestmöglich zu unterstützen. Auch in Pfäffikon helfe man den betroffenen Reisebüros nach Möglichkeiten. «Für uns gehen Kunden immer vor».

«Doch auch die extrem solidarischen Reaktionen aus der Branche sind überwältigend», so die Geschäftsleitung. Demnach seien viele Branchenkollegen aktiv auf sie zugekommen und hätten ihre Hilfe und Unterstützung bei der Unterbringung der Mitarbeiter in Pfäffikon angeboten. «Es haben uns sogar konkrete Angebote erreicht, unsere Fachkräfte zu übernehmen – man teilte uns mit, es sei unlängst bekannt, dass wir in Pfäffikon über äusserst erfahrene Mitarbeitende und Fachpersonal in den verschiedensten Bereichen verfügen.»

Krisenmanagement zusammen mit SRV und Ombudsman

Bereits am Montag sass ein Teil der Geschäftsführung von Thomas Cook Schweiz sowohl mit Repräsentanten des Schweizer Reise-Verbands, wie auch mit Franco Muff, dem Ombudsman der Schweizer Reisebranche, zusammen und lotete aus, was man kommunizieren und wie man Betroffenen helfen könne. «Der Austausch erfolgt sehr kooperativ und transparent», wie die Geschäftsleitung betont.  

Nur kleine Überlebenschance für Thomas Cook Service AG

Wie geht es nun weiter? Es besteht noch eine kleine Hoffnung, dass Thomas Cook International AG – zuständig für einen Teil des Einkaufs der deutschen Veranstalter – und die ebenfalls in Pfäffikon eingetragene und domizilierte Thomas Cook Service AG weiterbestehen können. Die Service AG ist jener Bereich, der quasi als Dienstleisterin für die Thomas-Cook-Veranstalter fungiert – wie auch die Reiseleiter, die ebenfalls einen Schweizer Vertrag besitzen und deshalb bei der Service AG angestellt sind. Das Problem: Thomas Cook Schweiz verkaufte ausschliesslich das deutsche Produkt, also Neckermann & Co., welche seit Mittwoch ebenfalls Insolvenz anmelden mussten. Die Schweizer Vertriebsniederlassung wurde quasi ausgehebelt und steht nun vor einem Trümmerhaufen.

Das letzte Wort hat der Insolvenzverwalter

«Wir warten darauf, was die Insolvenzverwaltung in Deutschland entscheidet und wie es weitergehen soll», heisst es aus Pfäffikon.  «Wir hoffen selbstverständlich, dass für beide Thomas Cook Firmen in Pfäffikon noch eine Lösung zum Fortbestand gefunden werden kann, woran man weiterhin mit grossen Anstrengungen Tag und Nacht arbeite.» Die gesamte Branche würde es den Kollegen auf jeden Fall wünschen. (ES)

Q&A zur aktuellen Situation 26.09.2019