TUI-Konzernchef Joussen: Sommerferien 2020 müssen möglich sein

Die EU soll einen Fahrplan erstellen, wann Reisen wieder möglich sind.
Fritz Joussen
Fritz Joussen ©TUI

Der TUI-Vorstandsvorsitzende Fritz Joussen verlangt von der EU und den Mitgliedsstaaten einen Fahrplan, wie Reisen in diesem Jahr ermöglicht werden. «Wir müssen jetzt gut aus der Krise herauskommen. Der Tourismus innerhalb Europas braucht eine verlässliche Perspektive und schrittweise mit ersten Ländern die Öffnung. Die EU und die Mitgliedsstaaten sollten einen Fahrplan für Reisen innerhalb Europas entwickeln und den Urlaub 2020 möglich machen», sagte Joussen am Wochenende laut einer Mitteilung des Konzerns. Die deutsche Regierung hatte vergangene Woche ihre weltweite Reisewarnung bis Mitte Juni verlängert.

Gleichzeitig zeigte Joussen Optimismus: In Deutschland und Europa hätten Reisen und Urlaub weiter erhebliche Relevanz für die Menschen, meinte er. Der Verkehr auf den Online-Seiten der TUI liege bei 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, obwohl aktuell keine Reisen möglich sein. Auch die Buchungseingänge für 2021 bewegten sich auf einem «erfreulichen» Niveau.

Düstere Aussichten in einem Mitarbeiterbrief

In einem internen Brief, den «businessinsider.de» publik machte, wandte sich der TUI-Chef mit eher düsteren Aussichten an die Mitarbeiter. Zur Finanzlage schreibt er: «Ich habe es in meinen Nachrichten der vergangenen Wochen bereits betont: wir haben keine Einnahmen. Wir wurden bei voller Fahrt komplett ausbremst. Wir brauchen weiter strikte Kostendisziplin. Das hat in dieser Phase höchste Priorität. (…) Die Unterstützung des Staates durch den Überbrückungskredit ist wichtig. Aber wir alle müssen uns immer bewusst sein, ein Kredit ist und bleibt ein Kredit. Er muss mit Zinsen an die KfW zurückgezahlt werden. Schon deshalb ist‚ unsere Welt‘ nach Corona eine andere als heute.»

Über die Veränderungen im Reisemarkt zeigt er sich illusionslos: «Die Reiseindustrie wird sich in Folge der Corona-Krise noch schneller und tiefgreifender verändern als viele erwartet haben. In der ersten Zeit wird der Markt kleiner sein als noch 2019. Wir werden Veränderungen schneller und entschlossener angehen müssen. Wir werden Aktivitäten, Investitionen und Präsenz in Märkten sowie Zielländern überprüfen. (…) Aktivitäten, die absehbar nicht profitabel sein können, werden wir aber auch einstellen müssen. Daran geht kein Weg vorbei.»

Und er kündet die Überprüfung der Investitionen an: «Wir werden wie andere Unternehmen in unserer Industrie auch überprüfen, welche Investitionen wir wann und wo tätigen. Einzelne Hotel-Projekte wurden umgehend im März ausgesetzt. Neue Schiffe kommen erst wieder 2021 und 2023 bei Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises in die Flotte. Da besteht aktuell kein Handlungsbedarf. Bei unseren fünf Fluggesellschaften werden wir Flottenwachstum, Bestellungen und Auslieferungen natürlich neu bewerten – ergebnisoffen und realistisch. Der Markt wird kleiner, Airlines wie Lufthansa und Easyjet haben ihre Flottengrösse und die Bestellungen bei den Herstellern bereits angepasst.» (TI)