Insolvenzschutz für Airlines gefordert

Wie bei anderen Anbietern in verschiedenen Branchen sollte es den Fluggesellschaften obliegen die Risiken zu decken, die sich aus ihren eigenen Aktivitäten ergeben.
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In einem offenen Brief haben ECTAA (European Travel Agents and Tour Operators Association) und EU Travel Tech zusammen mit Organisationen, die europäische Verbraucher und Versicherungsanbieter vertreten, die Europäische Kommission aufgefordert, in ihre Initiative ‘Besserer Schutz der Fluggäste und ihrer Rechte’ die Fluggesellschaften zu verpflichten, finanzielle Garantien zur Deckung ihrer Verbindlichkeiten gegenüber Passagieren im Insolvenzfall zu leisten.

Verantwortung liegt einzig bei den Fluggesellschaften

Wie bei anderen Anbietern in verschiedenen Branchen sollte es den Fluggesellschaften obliegen die Risiken zu decken, die sich aus ihren eigenen Aktivitäten ergeben. Für die Mitunterzeichner, sollen weder die Konsumenten noch die Steuerzahler noch die Anbieter von Pauschalreisen für das schlechte Management der Fluggesellschaftenn verantwortlich gemacht werden.

Wie in dem Schreiben dargelegt wird, ist das plötzliche Verschwinden von Fluggesellschaften kein seltenes Phänomen und hat sich in den letzten Jahren sogar vervielfacht. Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2020 sind zwischen 2011 und 2019 87 Fluggesellschaften in Konkurs gegangen, wovon 5,6 Millionen Verbraucher betroffen waren.

Die Covid-19-Krise setzte die Finanzen der Fluggesellschaften zusätzlich unter Druck. Es ist daher nicht verwunderlich, dass in den derzeitigen unsicheren Zeiten in Europa Analysten immer noch über Insolvenzen von Fluggesellschaften oder ernsthafte Liquiditätsprobleme besorgt sind.

Mehr als 400 Euro Verlust für einen Passagier

Im Brief wird dargelegt, dass gemäss einer Studie von DG Move geschätzt wird, dass ein Passagier im Durchschnitt EUR 431 im Falle einer Insolvenz einer Fluggesellschaft verliert. Davon können 87% nicht zurückgefordert werden, weil im Luftverkehr im Gegensatz zum Pauschalreisesektor keine Insolvensschutzregeln bestehen.

Wenn eine Fluggesellschaft pleite geht, können Passagiere ausserdem
im Ausland stranden, ohne dass es eine Lösung für die Rückreise gibt. Die Fluggäste werden nicht nur nicht nur mit wertlosen Flugscheinen einer bankrotten Fluggesellschaft zurückgelassen, sie müssen auch neue Tickets kaufen, oft kurzfristig und zu sehr hohen Preisen. Selbst die so genannten ‘Rettungstarife’ bei anderen Fluggesellschaften
sind oft teuer und werden nur angeboten, wenn auf den Flügen freie Plätze vorhanden sind.

Wirksamer Schutz nur mit Insolvenzschutz möglich

Die Mitunterzeichner betonen, dass ein wirksamer Schutz aller von einem Konkurs einer Fluggesellschaft betroffenen Akteure nur durch die Einführung eines verbindlichen Insolvenzschutzmechanismus im Luftfahrtsektor erreicht werden kann.

Andere in Erwägung gezogene Massnahmen, wie die Ermutigung der Verbraucher zum Abschluss einer Reiseversicherung oder die Ernennung spezieller nationaler Behörden, die sich mit Rückführungen befassen, um die finanziellen Verluste, die durch Insolvenzen von Fluggesellschaften verursacht werden, zu mildern, wären weder für die Verbraucher noch für die Steuerzahler fair.

Reisebüros und Reiseveranstalter setzen sich seit langem für die Einführung von Insolvenzschutz Schutzverpflichtungen für Fluggesellschaften ein, die die bestehenden Verpflichtungen in der Pauschalreiserichtlinie widerspiegeln.

«Die Pauschalreiserichtlinie kann als Inspirationsquelle dienen, denn die Kommission kann sich am Beispiel des Garantiefonds orientieren der seit Jahren in Dänemark eingerichtet wurde», sagte Eric Drésin, ECTAA-Generalsekretär.

«Die Schaffung eines obligatorischen Insolvenzschutzes für Fluggesellschaften sollte mit einer Stärkung der Aufsicht über die Zulassung von EU-Luftfahrtunternehmen gekoppelt werden, aber eine stärkere Überwachung sollte unter keinen Umständen
die Notwendigkeit eines obligatorischen Insolvenzschutzes für Luftfahrtunternehmen ersetzen», schloss Emmanuel Mounier, Generalsekretär von EU Traveltech. (TI)