Aus für Fusion der Bahnsparte von Siemens und Alstom

Die EU-Kommission sagt Nein zur geplanten Übernahme. Kommt nun Bombardier zum Zug?
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Die Europäische Kommission untersagt die Fusion der Bahnsparte der französischen Alstom-Gruppe durch den deutschen Siemens-Konzern. Die Unternehmen seien nicht bereit gewesen, «die erheblichen wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen», sagte Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel. Die Regierungen in Berlin und Paris hatten die Bildung eines solchen «Airbus der Schiene» insbesondere mit Blick auf die wachsende Konkurrenz aus China unterstützt.

Nummer zwei hinter CCRC

Siemens und Alstom hatten vor über einem Jahr vereinbart, ihre Sparten für Eisenbahntechnik zusammenzulegen. Geplant war, dass Siemens die Mehrheit des zusammengeschlossenen Unternehmens erhalten würde, während Alstom für die operative Führung zuständig gewesen wäre. Mit jeweils rund EUR 8 Mia. Jahresumsatz in den Zugsparten sind die beiden Konzerne bereits mit Abstand die grössten Eisenbahnbauer Europas. Zusammen wären Alstom und der Unternehmensbereich Mobility von Siemens im Geschäft mit Neufahrzeugen zur Nummer zwei hinter dem chinesischen Konzern CCRC geworden, der mit EUR 30 Mrd. doppelt so viel Umsatz macht wie Siemens und Alstom zusammen. Vestager begründete das Veto damit, dass die Kommission es für höchst unwahrscheinlich halte, dass neue Wettbewerber aus China in Bezug auf Höchstgeschwindigkeitszüge auf die beteiligten Unternehmen in absehbarer Zukunft Wettbewerbsdruck ausüben würden.

Alleingang an die Börse

Laut der Presseagentur «Reuters» drängt Deutschland nun auf eine Reform des EU-Wettbewerbsrechts. Die Bundesregierung wolle die EU-Präsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 für eine Überarbeitung der fast 30 Jahre alten Vorschriften nutzen, hiess es am Mittwoch in Regierungskreisen. Siemens erklärte, man nehme sich «nun die Zeit, um alle Optionen für die Zukunft von Siemens Mobility zu prüfen und die beste Option für Kunden, Mitarbeiter sowie Aktionäre zu wählen». Der Konzern erwägt Finanzkreisen zufolge, die erfolgreiche Zug-Sparte allein an die Börse zu bringen. Auch Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge, der den fusionierten Konzern hätte führen sollen, sieht keine Chance für das Projekt mehr. Alstom werde «seinen eigenen Wachstumspfad beschreiten».

Alstom und Bombardier?

Analysten spekulieren nun offenbar über einen Zusammenschluss von Alstom mit der weltweiten Nummer vier, der kanadischen Bombardier. In französischen Regierungskreisen hiess es aber, die beiden passten nicht so gut zusammen, weil sie zu stark von den Zügen selbst abhängig wären. Bombardier hatte vor zwei Jahren bereits mit Siemens verhandelt. (TI)