Booster für die Luftfahrt gefordert

Komitee Weltoffenes Zürich: Ein Wirtschaftsstandort ist entweder gut erreichbar, oder er existiert nicht.
© Flughafen Zürich

Das Komitee Weltoffenes Zürich, dessen Grundziel es ist, Bedürfnisse und Forderungen der Wirtschaft gegenüber Politik, Verwaltung und Interessengruppen zu vertreten, verlangt von eben diesen, einen nüchternen Faktenbezug und einen strategischen Weitblick über die Corona-Krise hinaus.

Omikron sei sprichwörtlich in aller Munde, die meisten arbeiten wieder weitgehend im Homeoffice, Veranstaltungen werden reihenweise abgesagt und finden wieder virtuell statt. Dies verleite Politiker zu Behauptungen, dass es Flughäfen und Flugzeuge in Zukunft kaum noch brauchen würde, hält das Komitee in einem Blog-Beitrag fest.

Weder Omikron noch sonst eine Mutation würde langfristig am Gesetz, dass sich Prosperität dort entwickle wo Verkehrsströme sind, etwas ändern. Ein Wirtschaftsstandort sei entweder gut erreichbar oder er existiert nicht, schreibt der Autor.

Es geht um 200’000 Arbeitsplätze

Im Bericht bezieht sich der Autor auf Prognosen der IATA, wonach zwar wegen der Corona-Krise das weltweite Flugpassagiervolumen von 4 Mio. auf 2 Mio. sank, hingegen wegen dem globalen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und der zunehmenden Vernetzung bis 2050 auf 14 Mio. Passagiere steigen wird.

Die Schweiz und Europa täten gut daran, diese Entwicklung vorherzusehen, denn Strategen im Mittleren Osten und in der Türkei ziehen mit gigantischen Investitionen Verkehrsströme zu ihren Hubs.

Der vom Bundesrat 2016 aktualisierte luftfahrtpolitische Bericht (Lupo) gibt die grossen Leitlinien, unabhängig von der Corona-Krise, vor. Die Argumentation lautet, dass die Luftfahrt für die Schweiz von entscheidender Bedeutung ist, weil inklusive indirekter Nebeneffekte damit 30 Mia. Franken Wertschöpfung und 200’000 Arbeitsplätze mit ihr in Verbindung stehen.

Eine Abkehr von einer grundsätzlich liberalen Verkehrspolitik, trotz der soweit als möglichen Vermeidung von schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, kann deshalb nicht in Frage kommen.

Inakzeptable Verschärfung von Lärmgrenzwerten

Damit die Schweizer Luftfahrt, die die Krise bis anhin robust bewältigte, sich erfolgreich daraus weiterentwickelt, seien drei Themen zentral: Die regulatorischen Rahmenbedingungen müssen verbessert, die Infrastruktur muss entwickelt und die Ökologisierung der Luftfahrt muss international koordiniert vorangetrieben werden.

Die von der Eidgenössischen Kommission für Lärmbekämpfung (EKLB) vorgeschlagene Verschärfung der Lärmgrenzwerte liessen jedes Mass an Verhältnismässigkeit vermissen. Sie gehen nicht soweit als möglich, sondern würden absolut vermieden und die Luftfahrt teuer zu stehen kommen. Dies sei ein inakzeptabler Vorschlag, der dem erzielten Fortschritten bezüglich leiserer Flugzeuge und der Konkurrenzsituation nicht Rechnung trage.

Dekarbonisierung bietet Chancen

Nebst einer verbesserten Infrastruktur mit den geplanten Pistenverlängerungen, muss die Entwicklung von Sustainable Aviation Fuel (SAF) mit Nachdruck gefördert werden. Die Luftfahrt muss und will ihren Teil zum Klimaschutz leisten, jedoch müsse nicht sie selbst, sondern der CO2-Ausstoss bekämpft werden. Wettbewerbsverzerrungen durch national isolierte Abgaben können deshalb nicht in Frage kommen.

Um Herstellung und Einsatz zu fördern, sind monetäre Anreize und eine Beimischpflicht analog zu den EU-Plänen zu begrüssen. Die Beimischpflicht ist so auszugestalten, dass der Einsatz von synthetischen Treibstoffen gestützt auf einen definierten Entwicklungspfad auf der Zeitachse bis 2050 stetig zunimmt und somit Verfügbarkeit und Preisgestaltung berechenbar sind.

Mit Climeworks und Synhelion gehören zwei Schweizer Unternehmen zu den weltweiten Pionieren in der Entwicklung von Herstellungsprozessen für alternativen Treibstoff mittels Co2-Synthese. Für den Standort Zürich und die Schweiz birgt das das Potenzial, in diesem Megathema eine attraktive Position zu besetzen.

Abschliessend hält der Autor fest, dass die langfristige Entwicklung unideologisch, realistisch und pragmatisch zu antizipieren sei, um sicherzustellen, dass die Schweiz auch zukünftig gut vernetzt bleibt und die Chancen, welche Ökologisierung und Mobilität bieten, genutzt werden. (TI)