Bringt Lufthansa-Hohmeister den Jumbo nach Zürich zurück?

Vom Gebührenstreit in Frankfurt profitiert nun der Flughafen München. Auch Zürich und Wien könnten mehr Gewicht innerhalb der Lufthansa-Gruppe erhalten.
Harry Hohmeister. ©Lufthansa Group/Gregor Schlaeger

Ab Sommer 2018 wird Lufthansa ab München die Langstreckenziele Los Angeles, Hongkong und Peking mit dem A380 bedienen. Dafür wird die Airline fünf ihrer insgesamt 14 Maschinen dieses Typs an den Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt verlegen und dort bis zu 500 neue Arbeitsplätze schaffen. Dieser Entscheid dürfte nicht zuletzt eine Folge des andauernden Streits zwischen der Lufthansa und dem Flughafen Frankfurt um die Passagiergebühren sein. Dieser ist ausgebrochen, nachdem Ryanair in Frankfurt Flugzeuge stationiert hat und der Flughafen für neue Airlines ein Rabattprogramm lanciert hat, von dem Lufthansa als langjähriger Hauptkunde des Airports (rund 65% Marktanteil) nicht profitiert. Harry Hohmeister (Bild), Lufthansa-Vorstand für die Hub-Airlines der Gruppe, will mit der Stärkung von München im Langstreckenverkehr wohl den Druck erhöhen. Bereits hat Lufthansa angekündigt, in den nächsten zwei Jahren zwei zusätzliche Langstrecken-Flugzeuge ab München einzusetzen.

Zürich als Alternative zu Frankfurt
Auch Zürich spielt in der Hub-Steuerung der Lufthansa eine Rolle. In einem Interview mit der «FVW» erklärt Hohmeister: «Der Standort Frankfurt ist einfach zu teuer und die Verhandlung mit der Flughafen-Betreiberin über eine Gebührensenkung verlaufen sehr zäh. Zwei Drittel unserer Passagiere auf der Langstrecke sind Umsteiger. Wenn nun ein Low Coster dafür sorgt, dass Zubringerflüge nicht mehr rentabel sind, steuern wir die Passagiere über andere Hubs. Dann fliegen wir sie nicht mehr über Frankfurt, sondern über München, Zürich oder Wien.» Explizit erwähnt er Zürich, von wo aus die Swiss als Teil der Lufthansa Group nebst anderen Langstreckenfliegern mit aktuell acht und künftig zehn B-777 operiere, und ergänzt: «Warum theoretisch nicht auch mit fünf Jumbos? Vor fünf Jahren hätte sich das keiner vorstellen können. Aber künftig können Lufthansa, Swiss und Austrian mit der gemeinsamen, volldynamischen Steuerung sowie dem integrierten Verkauf, der schon steht, das hinbekommen. Die Flugzeuge können dann in München oder Zürich statt in Frankfurt mit integriertem Umsteigeverkehr bedient werden.»

Frankfurt ist zu teuer
Von der Kostenstruktur her liegen Zürich und München laut Hohmeister auf einem sehr ähnlichen Niveau. In Wien steckt man in Verhandlungen über eine weitere Verbesserung der Kostenstruktur. Frankfurt sei für die Lufthansa das teuerste Drehkreuz – vor allem mit Bezug auf Umsteiger. Die Kosten würden dort mitunter 20% über denen der anderen Hubs liegen. Es überrascht nicht, dass sich Michael Kerkloh, Flughafenchef in München, über die A380-Verlagerung freut. Man ernte jetzt die Früchte einer überaus erfolgreichen Systempartnerschaft mit Lufthansa, wird er zitiert. Bereits früher hatte Lufthansa kommuniziert, die 15 Flugzeuge des neuen Typs A350 in München zu stationieren. Ein Sprecher des Flughafens Frankfurt bedauert hingegen den Entscheid und hält ihn für falsch.

Neue Langstrecken-Ziele – interne Konkurrenz zu Edelweiss
Zusammen mit der Mitteilung über die Verlagerung von fünf A380 nach München informierte die Lufthansa über den Ausbau des Langstreckennetzes im Sommer 2018. Ab Frankfurt wird neu fünf Mal pro Woche San Diego angeflogen. Damit entsteht nächstes Jahr Konkurrenz innerhalb der LH Group: Am letzten Freitag erfolgte der Erstflug Zürich–San Diego von Edelweiss. Die zur Lufthansa gehörende Schweizer Ferienfluggesellschaft bedient die Strecke nun zwei Mal wöchentlich. Ab München geht es im Sommer 2018 fünf Mal pro Woche nach Singapur und die Frequenzen nach Chicago werden von bisher sieben auf zehn Flüge aufgestockt. (UH)