CEOs von Swiss und Flughafen Zürich ziehen am gleichen Strick – meistens

Im Kampf gegen die Engpässe am Flughafen Zürich haben Thomas Klühr und Stephan Widrig gemeinsame Gegner: die Regierungen in Berlin, Bern und Zürich.
Swiss-CEO Thomas Klühr (l.) und Flughafen-Zürich-CEO Stephan Widrig.

Sie sind sich gegenseitig die wichtigsten Geschäftspartner: Der Flughafen Zürich ist die Home-Base der Swiss, die Swiss ist der Home-Carrier des Flughafens Zürich. «Es gibt teilweise unterschiedliche Interessen, aber die gemeinsamen Ziele überwiegen», sagt Klühr in einem Doppelinterview in der «NZZ». Die beiden diskutieren darin die wichtigsten Themen rund um den Flughafen Zürich.

  • Gebühren: Der Streit ist zumindest bis 2020 beigelegt. Das Thema ist deswegen aber nicht vom Tisch: «Wir müssen noch effizienter werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu halten», sagt Swiss-CEO Klühr. «Wenn wir die Gebühren auf Teufel komm raus weiter senken, geht dies zulasten der Qualität», warnt Flughafen-Chef Widrig.
  • Kapazitäten: «Das System ist am Anschlag», sagt Widrig. Der SIL 2 enthalte keine Kapazitätssteigerungen; dadurch schaffe er Unsicherheit, die niemandem diene. Der Swiss würde der SIL deutlich helfen, sofern er sofort umgesetzt werden könnte, meint Klühr; aber ob er für die Zeit nach 2025 ausreiche, bezweifelt er. Und heute gelte: «Wenn die Bedingungen nicht optimal sind, reichen die Kapazitäten nicht aus.»
  • Forderungen an die Politik: «Wir brauchen höhere Spitzenkapazität und mehr Bewegungsfreiheit in den Randzeiten», so Widrig. Klühr präzisiert: «Mittelfristig braucht es eine Spitzenkapazität von 80 Bewegungen pro Stunde. Heute stehen wir bei maximal 66, bei Bise sind es 40. Die Erhöhung geht nur, wenn der Bundesrat im SIL den Südstart geradeaus bei Nebel und Bise und auch in der Mittagsspitze von 10 bis 14 Uhr zur Verfügung stellt.»
  • Lufthansa Group: Immer wieder geht das Schreckgespenst um, die Lufthansa-Gruppe könnte Kapazitäten von Zürich an andere Hubs verlagern. «Künftiges Wachstum wird dort stattfinden, wo eine Entwicklungsperspektive besteht. Was diese betrifft, senden wir als System Schweiz gegenwärtig die falschen Signale nach Frankfurt», befürchtet Widrig. Klühr relativiert: «Die Lufthansa-Gruppe investiert Milliarden in den Standort Zürich. Wenn sich der Flughafen und die Swiss gut entwickeln, mache ich mir keine Sorgen über Verlagerungen.»
  • Slots: Hier ist Zunder drin. «Wir haben tatsächlich ein, zwei Slots aus den Spitzenzeiten rausgenommen – und wunderten uns natürlich schon, dass die gleich wieder besetzt werden», moniert Klühr. Widrig wehrt sich: «Wir füllen nicht in der Spitze auf. Wenn es dort aber voll ist, steigt der Druck, in den Wellentälern die eine oder andere Verbindung aufzubauen, die nicht vom Netzwerk abhängt.»
  • Neue Destinationen: Auch hier fehlen gemäss Widrig die Kapazitäten. «Potenzial besteht in Zürich höchstens noch für Leisure-Destinationen. Das ist schön für Leute, die in die Ferien fliegen, aber es sind nicht die relevanten Destinationen für den Wirtschaftsstandort Zürich. Dieser braucht vor allem die Anbindung an neue aufstrebende Zentren in Asien oder Lateinamerika.» Klühr stellt neue Langstrecken-Destinationen von Swiss erst ab 2025 in Aussicht.
  • Lärmstreit mit Deutschland: Hier ist man sich völlig einig. «Die Entscheidung liegt bei der deutschen Politik. Ich kann nicht nachvollziehen, warum sie das Vorhaben blockiert», enerviert sich Klühr. Und Widrig: «Ich finde es unglaublich, wie sich Deutschland hier konstruktiven Lösungen verweigert. […] Dass Berlin daraus ein Politikum macht, verletzt schlicht den gutnachbarschaftlichen Anstand.»

(SJ)