«Die Schweiz spielt bei Corendon eine überproportional wichtige Rolle»  

Thomas Braun, Regional Representative Germany & Switzerland Corendon Airlines über Corendons Pläne in der Schweiz, die Personalsituation und die Position am Markt.
© Corendon Airlines

Der türkische Ferienflieger Corendon Airlines mit Sitz in Antalya gehört am Euroairport Basel mittlerweile zu einer der wichtigsten Fluggesellschaften mit einem sehr breiten Flugangebot. Dies bestätigte auch Michael Schwyn, Leiter Entwicklung Airlines am Euroairport, gegenüber TRAVEL INSIDE.

Anlässlich des am Freitag, den 6. Mai durchgeführten Corendon-Erstfluges von Basel nach Chania hat TRAVEL INSIDE mit Thomas Braun, Regional Representative Germany & Switzerland Corendon Airlines, über die in der Schweiz immer relevanter werdende Airline gesprochen und nachgefragt, was man von Corendon Airlines in Zukunft alles erwarten darf.


Thomas Braun, am 6. Mai fand der Corendon-Erstflug von Basel nach Chania statt – was hat diese neue Route für eine Bedeutung? 

Chania liegt im westlichen Teil Kretas und ergänzt unsere Flüge nach Heraklion. Reisende können so ohne langen Transfer ab/bis HER direkt in diesen Teil der Insel starten. Die Landschaft dort ist ursprünglicher und bergiger. Chania selbst steht in dem Ruf, die schönste Stadt Griechenlands zu sein. Für Hiking- und Trekking-Begeisterte ist die Gegend um Chania nach wie vor ein Geheimtipp. Insofern ist Chania für uns eine sinnvolle Ergänzung zu den bestehenden HER-Flügen und für Kreta Liebhaber eine gute Gelegenheit, den Teil der Insel, der etwas abseits des Massentourismus liegt, direkt anzusteuern. 

Corendon wird für Basel immer wichtiger und ist bereits die Nummer drei am Flughafen, wie wichtig ist Basel bzw. die Schweiz für Corendon? 

Corendon Airlines ist mittlerweile in zwölf Quellmärkten unterwegs: Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen, UK, Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Rumänien, Kasachstan, Russland und neu Dänemark. Die Schweiz hat derzeit gesamt 38 wöchentliche Abflüge und spielt damit in Relation zur Grösse dieses Quellmarktes bei Corendon schon eine überproportional wichtige Rolle.  

Eine Basis am Euroairport, Ziele nach Griechenland, Türkei und auf die Kanaren – was dürfen wir von Corendon ex Basel in naher Zukunft noch alles erwarten? 

Viel. Ziel Nummer eins ist, unsere Flüge in Basel stabil zu etablieren und uns als Marke bekannter zu machen. Angesichts der vielen und mächtigen Mitbewerber, die sich in Basel tummeln beziehungsweise immer dann kommen, wenn es etwas zu fliegen gibt: eine nicht ganz einfache Aufgabe. Corendon hat aber eine andere Philosophie: wir kommen, um zu bleiben. Von dieser Position ausgehend wollen wir BSL kontinuierlich ausbauen. Denkbar sind weitere attraktive Ziele rund ums Mittelmeer und/oder höhere Frequenzen bis hin zu einer zweiten Maschine. 

Gibt es Pläne für Flüge ex Zürich und Genf? 

Zürich fliegen wir ja schon seit 2015 und damit viel länger als Basel. Das Programm dort wurde mittlerweile auf zwölf wöchentliche Abflüge nach Griechenland und der Türkei ausgebaut. Weitere Flüge und Möglichkeiten schauen wir uns an. Wir denken, dass es auch dort noch Chancen für uns geben kann. 

Wie ist Corendon durch die Krise gekommen? 

Natürlich war diese Zeit auch für uns die schwerste seit unserem Bestehen. Dennoch: unsere Kernflotte wuchs von 2019 bis 2022 um 80% auf jetzt 38 Flugzeuge. Mit den zusätzlich saisonal angemieteten Flugzeugen fliegen im Sommer 2022 fast 60 Flugzeuge in Corendon Farben und wir bieten circa. 7 Mio One Way-Sitze an. (2014 waren es noch ca. 300’000 OW-Sitze.) Wir haben in der Krise Personal eingestellt, nicht entlassen. Mehr muss man glaube ich zu dem Thema nicht sagen. 

Wie gut ist Corendon personell aufgestellt – können alle geplanten Flüge durchgeführt werden? 

Natürlich. Wir haben keine Probleme im Personalbereich, da wir in der Krise nicht nur niemanden entlassen haben, sondern noch zusätzlich eingestellt haben. Das zahlt sich jetzt aus. Die Abwicklungsprobleme, von denen man in letzter Zeit leider häufiger hört, liegen auf Abfertigungs- und Betreiberseite. Zum Teil sitzen unsere Stationsleiter in Stosszeiten mit am Check-In und fertigen ab, um so Wartezeiten oder Verspätungen zu vermeiden.      

Wie positionieren Sie sich preislich am Markt? 

Wir beginnen unsere Preiskurven auf dem Niveau der Billigflieger, mit denen wir uns leider messen lassen müssen. Vom Kern sind wir aber ein touristischer Qualitätscarrier. Das interessiert im täglichen Preiskampf aber leider wenig, insofern spielen wir das Spiel des Marktes und versuchen über Qualität zu punkten. Aufgrund unser schlanken Kostenstruktur und unserer Flexibilität können wir das. 

Wie haben sich die Preise in den letzten Monaten verändert? 

Die Kosten für Kerosin stiegen durch den Krieg in der Ukraine ähnlich stark wie an den Tankstellen. Zudem nahm nach Abflauen der Pandemie der Flugverkehr wieder entsprechend zu, was zusätzlich die Treibstoffpreise beförderte. Beides können wir nicht kompensieren und mussten deshalb Treibstoffzuschläge erheben, so dass sich die Preise im Schnitt verteuerten oder vielleicht besser gesagt, wieder auf ein gesünderes Mass anhoben. 

Wie unterscheiden sich Schweizer von Deutschen Kunden? 

Unsere Flugzeuge zieren ja die Schweizer Nationalfarben. Daher passt der Schweizer Kunde schon per se besser zu uns.

Warum mit Corendon ex Basel und nicht mit Edelweiss ex Zürich – was spricht für Corendon? 

Edelweiss kenne ich seit Jahren und es ist eine tolle Airline. Sie gehören einem – wie wir sagen – «grossen Fisch», mit all den damit verbundenen Vor- aber auch Nachteilen. Wir sind eher die Kategorie «schneller Fisch», der versucht den Grossen etwas wegzuschnappen. Und: nicht jeder Schweizer kann und will sich jeden Tag a la carte leisten. 

Interview: Yannick Suter