Easyjet-CEO hält CO2-Steuern pro Passagier für komplett falschen Anreiz

Johan Lundgren hat einen anderen Ansatz. Zudem sieht er am Flughafen Zürich wenig Chancen für weitere Verbindungen.
Johan Lundgren
Johan Lundgren, CEO Easyjet

Die Kritik an billigen Flugtickets in der CO2-Diskussion prallt an Easyjet-CEO Johan Lundgren ab. Seine Airline sei auch umweltmässig eine der effizientesten in Europa. «Wenn die Leute fliegen wollen, möchte Easyjet die beste Alternative sein, auch mit Bezug auf den Umweltschutz», sagt Lundgren in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».

Der Chef der Billig-Airline glaubt auch an strombetriebene Flugzeuge: «Heute sagt kein Industrieexperte mehr, dass das nicht möglich sei. Die Frage ist also nicht mehr, ob das passiert, sondern wann und mit welcher Technologie. Wir sehen sowohl für Hybridflugzeuge, die kombiniert mit Brennstoff und Batterie angetrieben werden, wie auch für reine E-Flugzeuge grosses Potenzial.»

Vor der möglichen Einführung einer CO2-Ökosteuer auf Flügen hat Lundgren grundsätzlich keine Angst. Allerdings hält er wenig davon, das einzelne Ticket für die Passagiere zu verteuern. Vielmehr sollten Anreize für ökologisches Verhalten der Airlines geschaffen werden. «Werden solche Steuern pro Passagier erhoben, erzeugt das komplett falsche Anreize. Viel besser wäre es, ein Flugzeug als Ganzes zu besteuern. Wem es gelingt, es mit Passagieren ganz zu füllen, der kommt besser weg als der, der nur halb voll fliegt.» Easyjet sieht er als vorbildlich, mit einer jungen Flotte von durchschnittlich sechs bis sieben Jahre alten Jets und einer Sitzauslastung von rund 93%.

Erträge sinken und der Flughafen Zürich ist nicht prioritär

Bei den Gewinnaussichten gibt sich Lundgren vorsichtig. Grundsätzlich halte er an der Prognose von 10% Wachstum fest, bei sinkenden Erträgen allerdings. «Es ist nicht das Wachstum, das uns Mühe bereitet. Die Bereitschaft zum Fliegen ist da, unsere Auslastung der Flugzeuge entspricht ziemlich genau den Prognosen. Aber wir müssen derzeit auf der Stufe der Profitabilität Abstriche machen», sagt er in dem Interview.

Auf dem Flughafen Zürich sieht der Easyjet-Chef wenig Chancen für weitere Verbindungen. «Das hängt in erster Linie davon ab, ob wir die dafür nötigen Slots erhalten, was derzeit in Zürich sehr schwierig ist.» Es mache aber durchaus Sinn, in Zürich präsent zu sein. Ansonsten wolle er mit Easyjet dort wachsen, wo die Airline die Nummer eins oder zwei ist. Das ist in der Schweiz auf den Flughäfen Genf und Basel der Fall. (TI)