Edelweiss: Umsatzrekord, aber Bauchschmerzen wegen Europageschäft

2016 konnte der Ferienflieger 420 Millionen Franken erwirtschaften. CEO Bernd Bauer will die Position von Edelweiss weiter ausbauen.
Edelweiss

Edelweiss machte kürzlich Furore mit ihrer Ausbau-Offensive: Sie erhöht im kommenden Winter die Frequenzen an diverse Badeferien-Ziele – vor allem auf die Kanaren – massiv und betont dabei die Planungssicherheit für die Veranstalter (TI Nr. 6 vom 9. Februar 2017). «Wir erkennen, dass es jetzt Chancen für uns gibt, vor allem im Winterflugprogramm» sagt Edelweiss-Chef Bernd Bauer im Gespräch mit der «Handelszeitung». Dies insbesondere auch im Hinblick auf das mögliche Aus von Belair im kommenden Winter und dem damit einhergehenden Wegfall von Kapazitäten.

Die Geschäftszahlen für 2016 sind denn auch erfreulich: So konnte mit CHF 420 Mio. der grösste Umsatz der Firmengeschichte eingeflogen werden. Die Zahl der Passagiere konnte um 21% auf 1,5 Mio. gesteigert werden, während beim Sitzladefaktor ein leichtes Minus von 3 Prozentpunkten auf 77% resultierte.

Die spannendsten Aussagen des Edelweiss-Chefs:

  • Flüge ab Genf seien zwar nicht kurzfristig zu realisieren, aber er könne sich vorstellen, das Thema ab 2018 gemeinsam mit Swiss nochmals genauer anzuschauen.
  • In Kürze würden eigene Websites in Deutschland und Österreich ausgeschaltet. Der Incoming-Tourismus betrage mittlerweile bereits 20% des Gesamtvolumens.
  • Die Auslastung nach Rio liege konstant bei 85%. Bauer kann sich vorstellen, die Strecke zukünftig häufiger zu bedienen.
  • Die Übernahme des A340 der Swiss sei für Edelweiss ein Glücksfall: So könne die Langstrecke ausgebaut und somit das in Europa herrschende System der Saisonalitäten ausbalanciert werden. Der zweite A340 fliegt ab April für Edelweiss.
  • Betreffend einer Übernahme durch die Low-Cost-Tochter Eurowings der Lufthansa meint Bauer, Edelweiss passe «nicht so richtig ins Eurowings-Konzept» und er wolle sein Konzept auch nicht verwässern.
  • Internet an Bord sei derzeit kein Thema. Die Ansprüche von Ferienreisenden seien diesbezüglich anders als die von Geschäftsreisenden.
  • Die Risikobereitschaft habe sich immer mehr zu den Fluggesellschaften verlagert. Im vergangenen Jahr konnte Edelweiss nur noch 20% der Kapazität an Reiseveranstalter absetzen.
  • Edelweiss werde die Route nach Sharm-el-Sheikh weiterhin nicht wieder aufnehmen.

«Bauchschmerzen bereitet uns der Europaverkehr», gibt Bauer zu. Er spüre die geopolitischen Verwerfungen. Während Edelweiss früher acht- bis zehnmal pro Woche ins türkische Antalya geflogen sei, hätten sich die Flugbewegungen mittlerweile halbiert. «Wir setzen nun lieber auf die Kanaren», so Bauer.