Ist jetzt die Zeit für neue Airlines?

Die Pandemie hat die Flugbranche sehr hart getroffen. Ausgerechnet jetzt wollen neue Anbieter ins Geschäft einsteigen.
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David Neeleman hat in der Luftfahrtbranche legendenhaften Status. Mit Morris Air, Jet Blue Airways, West Jet und Azul hat der amerikanische Unternehmer im Laufe seiner Karriere mit Erfolg vier Fluggesellschaften gegründet. Nun will Neeleman die fünfte Airline gründen – mitten in der Krise.

Breeze Airways soll schon im März loslegen. Und der Seriengründer ist bei weitem nicht der Einzige, der sein Glück versucht: Weltweit bereiten nach einer Aufstellung des Flugzeugleasing-Spezialisten Avolon mehr als 30 Fluggesellschaften ihre Erstflüge vor. Das sind mehr neue Anbieter, als im Krisenjahr 2020 wegen der Corona-Pandemie verschwunden sind, schreibt der «Tages-Anzeiger»

«Der Zyklus beginnt von neuem», sagt Domhnal Slattery, Chef des Flugzeugleasing-Anbieters Avolon. «Es wird ein wenig Zeit brauchen, aber es wird neue Sieger geben.» Die Start-ups würden diejenigen sein, die in den kommenden Jahren am stärksten wachsen, prognostiziert er.

Die Bandbreite bei den Neuen ist gross. Die meisten wollen sich auf Kurz- und Mittelstrecken versuchen, aber es gibt auch Projekte für neue Langstrecken-Airlines, obwohl die meisten Verbindungen noch massiven Reisebeschränkungen unterliegen und daher nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

Billige Flieger, weniger Gebühren

Doch andererseits ist die Gelegenheit, eine neue Airline zu gründen, gar nicht so ungünstig: Billige Flugzeuge gibt es zuhauf, auch die Flughäfen sind um jeden neuen Kunden froh und werden, was Gebühren angeht, mit sich reden lassen. Auch qualifiziertes Personal wie Piloten oder Flugbegleiter gibt es zur Genüge. Und die Kerosinpreise sind immer noch auf erträglichem Niveau.

Auch in Sachen Marktzugang gibt es Chancen. Praktisch alle Etablierten haben ihre Flugpläne radikal zusammengestrichen, derzeit in Europa auf deutlich weniger als die Hälfte. Die Lufthansa hat auf etwa 20%, die Swiss gar auf rund 10% reduziert. Es gibt also Strecken, die vor der Krise gut gelaufen sind und jetzt brachliegen. Wer mit Timing, Preisen und Produkt richtig liegt, könnte eine auskömmliche Nische finden, sobald die Nachfrage für Flugreisen wieder anzieht. (TI)